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Studie zu den sozialen Angeboten der Landeskirchen

Ein Leistungsausweis für die Kirche

von Noemi Harnickell
min
27.09.2023
Eine neue Studie zeigt deutlich das Ausmass an sozialer Arbeit, das die drei Landes­kirchen des Kantons Baselland erbringen. Im Gespräch erklärt der Basel­bieter Kirchenrats­präsident Christoph Herrmann, was das für die Kirchgemeinden bedeutet und wie die Ergeb­nisse auf das Image der Kirche wirken.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz durchgeführt und zeigt erfreuliche Ergebnisse: 2326 soziale Angebote stehen den Baselbietern und Baselbieterinnen insgesamt zur Verfügung, davon richten sich 695 an Kinder und Jugendliche. Für die Studie wurden in erster Linie die diakonischen Tätigkeiten der Kirchgemeinden be­rücksichtigt sowie die Fachstellen und Spezialpfarrämter, deren Dienste der gesamten Baselbieter Bevölkerung offenstehen. 2021 nutzten hochgerechnet 574117 Menschen die sozialen Angebote der Kirchen.

Freiwillige Mitarbeit ist in der Kirche hoch angesehen

«Eines der grössten Themen, das heraussticht, ist, dass die Kirche vom Engagement freiwilliger Mitarbeitenden lebt.» Der Kirchenratspräsident der reformierten Kirche Baselland, Christoph Herrmann, freut sich über die neue Sichtbarkeit der ehrenamtlichen Helfenden. Die guten Ergebnisse überraschen ihn aber auch. Denn seit der letzten Erhebung aus dem Jahr 2010 ist die Zahl der Kirchenaustritte gestiegen, und die Coronapandemie behinderte viele der sozialen Angebote. «Genau eines durften wir während fast zwei Jahren nur unter strengen Regelungen sein: sozial», so Herrmann. Tatsächlich ist es im Vergleich zur vorangehenden Studie auch zu markanten Einbrüchen gekommen. Während die Zahl der Nutzer und Nutzerinnen sozialer Angebote zum Beispiel 2010 noch bei 816000 lag, ist sie im Erfassungsjahr 2021 noch bei 574117. Aber relativ gemessen, zeugen die neuen Zahlen von guten Früchten.

Die Studie stellt unter Beweis, dass die Mittel, die der Kanton den Kirchen zur Verfügung stellt, einem grossen Teil der Gesellschaft zugutekommen. Das ist ein Leistungsausweis für die Kirchen und berechtigt durchaus zur Frage: Wer sonst könnte dieses Ausmass an sozialer Arbeit meistern? Welche andere Institution schafft es, so viele Freiwille für sich zu gewinnen? Und wo sonst besteht eine so breite Auswahl an Angeboten?

Die vorliegende Studie unterstreicht folglich deutlich die Aussage, dass die Kirchen als einer der wichtigsten sozialen Leistungserbringer in der Schweiz gelten.

Über 30 Millionen Franken für soziale Angebote

Die sozialen Leistungen der Landeskirchen spielen schweizweit eine entscheidende Rolle, wurden bisher aber nur vereinzelt sichtbar gemacht. Sie verbinden eine grosse Zahl an freiwilligen und bezahlten Arbeitsstunden und umfassen eine Reihe an Tätigkeiten: von der Flüchtlingshilfe über Podiumsgespräche bis hin zu Ferienlagern für Jung und Alt. Das meiste davon wäre ohne den Einsatz von Freiwilligen gar nicht zu stemmen.

Auch andere Kantone haben solche Studien erhoben. So wurden im Kanton Zürich im Jahr 2017 86366 Angebote erfasst. Freiwillige leisteten da­für 1,9 Millionen Arbeitsstunden. Im Kanton Solothurn waren es 2007 21000 Freiwillige, 1300 Angebote und 81000 Arbeitsstunden. In Solothurn wird jeder Franken, den der Kanton an die Kirchen zahlt, verdoppelt.

Die gesamthaften sozialen Leistungen der Landeskirchen des Kantons Baselland belaufen sich zusammen auf 33,64 Millionen Franken. Ein «achtbarer Betrag», wie die Initianten der Studie loben. In ihrem Abschlussbericht schreiben sie: «Die vorliegende Studie unterstreicht folglich deutlich die Aussage, dass die Kirchen als einer der wichtigsten sozialen Leistungserbringer in der Schweiz gelten.»

Eine Beteiligungskirche

«Wir sind eine Beteiligungskirche», sagt Christoph Herrmann. «Die Studie beweist, dass drei Viertel der Arbeit im sozialen Bereich von Freiwilligen gemacht werden. Das zeigt, dass hinter dem Begriff nicht nur heisse Luft steckt.» Er hoffe, dass die Ergebnisse auch neue Leute motivieren, sich mit ihren Ideen und ihrem Engagement einzubringen.

«Die Studie erlaubt uns als Kirche, selbstbewusster aufzutreten», sagt Herrmann. Es gebe bereits eine Vielzahl an Plänen, die sicherstellen wollen, dass die reformierte Kirche nachhaltig soziale Projekte anbieten kann. Dazu gehört unter anderem auch das Schaffen einer neuen Diakoniestelle. Viele soziale Aufgaben werden in den Kirchen bereits durch Spezialpfarrämter wahrgenommen. Die diakonischen Dienste ergänzen zusätzlich staatliche Hilfestellungen. In einer Zeit, die von Pandemie, Krieg und Klimakrise geprägt ist, finden sich jedoch immer mehr Menschen in prekären Situationen wieder, was ihre psychische Gesundheit angeht. Die Kirche kann rasch handeln und auf neue Krisen reagieren. Mit einer neuen Diakoniestelle kann sozialen Herausforderungen mit mehr Koordination und Vorbereitung begegnet werden.

 

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