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Ein Schulfach auf der Suche nach sich selbst

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01.01.2016
Nebst dem kirchlichen Religionsunterricht soll laut Lehrplan 21 ein neutraler Ethikunterricht erteilt werden. Die heute erkennbaren Tendenzen weisen in eine problematische Richtung.

Drei Buchstaben sind es, die die Gemüter derzeit bewegen, wenn es um den Religionsunterricht ab dem Schuljahr 2015/16 geht: NMG. Sie stehen für «Natur-Mensch-Gesellschaft», ein neuer Fachbereich im Lehrplan 21. Inhaltlich soll nebst 16 weiteren Themen auch über Ethik und Religionen unterrichtet werden. In Basel-Stadt ist geplant, dass «in dem dafür reservierten Zeitgefäss immer auch Aufgaben der Klassenlehrerstunde Platz haben sollen», wie das neue Porträt Volksschule 2011 festhält.
Für ein zusätzliches Fach, in dem sich Schülerinnen und Schüler mit religiösen Fragen auseinandersetzen können, empfindet Peter Graber, Rektor für Religionsunterricht der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt, grundsätzlich Sympathie. Zumal der kirchliche Unterricht von der 1. bis zur 6. Klasse wie bis anhin garantiert sein wird. Allein am Ansinnen, die genannte Thematik in Konkurrenz zu Klassenlehreraufgaben zu setzen, zweifelt der Rektor.
«In dieser Stunde werden auch Klasseninterna geklärt oder Schulreisen geplant. Mehr als ein oberflächliches Ankratzen der Thematik wird deshalb kaum möglich sein», vermutet Peter Graber. Ein weiterer, noch offener Punkt ist die Ausbildung der Primarlehrpersonen, denn der fachspezifische Unterricht wird nicht von ausgebildeten Religionslehrkräften erteilt, sondern von den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern. Noch befindet sich der Lehrplan 21 in der Entwicklungsphase, Fragen wie die genannten harren noch einer Lösung. Auch wenn derzeit erst Tendenzen erkennbar sind, ist für Peter Graber absehbar: «Die Klassenlehrerstunde kann unseren Ansprüchen an das Thema Ethik und Religionen nicht genügen.»
Sicher ist aber, dass der gewohnte Religionsunterricht mit zwei Wochenstunden ab der 2. Klasse weitergeführt werden kann. «Das ist für uns sehr wichtig, denn es gilt, die Erzähltradition der biblischen Geschichten weiterzugeben», sagt Peter Graber. Da dies heute kaum mehr in der Familie geschehe, komme dem Religionsunterricht ein hoher Stellenwert zu, damit das religiöse Kulturwissen nicht verloren gehe.
Dass die biblischen Geschichten bei den Kindern auf Interesse stossen, beweisen die Zahlen. Durchschnittlich 75 Prozent aller Schülerinnen und Schüler der 1. bis 6. Klasse besuchen den Religionsunterricht. «Natürlich gibt es je nach Schulhaus gros­se Unterschiede. An gewissen Orten sind es gegen 100 Prozent, an anderen eine Minderheit», präzisiert Peter Graber. Allein die Tatsache, dass da­runter viele Kinder aus konfessionslosen Familien oder von anderen Religionsgemeinschaften sind, bestärkt den Rektor darin, dass der kirchliche Religionsunterricht einem gesellschaftlichen Bedürfnis entspricht.

Franz Osswald

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