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Anlaufstelle für Hilfesuchende

Ein Sozialdienst für alle

von Noemi Harnickell
min
27.03.2025
Seit August 2024 wirkt im Birstal der kirchlich regionale Sozialdienst und schafft so eine wichtige Schnittstelle zwischen den öffentlichen Ämtern und der Kirche.

Seit einem Dreivierteljahr bietet der kirchlich regionale Sozialdienst im Birstal eine Anlaufstelle für Hilfesuchende. Ob Wohnsituation, Finanzen oder psychische Gesundheit – der KRSD versucht, die Lücken des öffentlichen Raums zu füllen. Denn oft besteht ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Problemen.

Gebündelte Netzwerke

«Der öffentliche Sozialdienst kann nicht alles auffangen», sagt Katja Hässle. Sie ist eine von zwei angestellten Sacharbeiterinnen beim KRSD. «Wir haben sowohl den professionellen Hintergrund wie auch die Zeit, uns den Menschen anzunehmen.»

Bei vielen kirchlichen Sozialdiensten fehlen die Sozialarbeiter. Ein Zusammenschluss bündelt die Ressourcen und erlaubt ein weiträumiges Angebot. Ziel ist eine niederschwellige Beratungsstelle, die Menschen anonym und professionell begleitet und berät.

Der KRSD ist der zweite seiner Art in Baselland. Auch die Kirchgemeinden Sissach, Gelterkinden und Frenkendorf-Füllinsdorf teilen sich bereits einen Sozialdienst. Lanciert wurde das Projekt von der römisch-katholischen Kirche Baselland in Zusammenarbeit mit Caritas. Katja Hässle betont jedoch die ökumenische Komponente: Bereits jetzt werden gemeinsame Ressourcen und Netzwerke genutzt. In Zukunft soll die Zusammenarbeit zwischen den beiden Kantonalkirchen noch stärker gefestigt werden.

Hauptauftrag der Kirche

«Diakonie ist der Hauptauftrag der Kirche – egal welcher Konfession», so Hässle. Willkommen sind Menschen jedes religiösen Hintergrunds. Auch Alter, politischer Status und Sprache spielen keine Rolle. Gemeinsam mit weiteren Mitarbeitenden kann das Team Französisch, Englisch, Arabisch Türkisch und Kurdisch abdecken.

«Bei vielen öffentlichen Stellen ist es so, dass man Deutsch mindestens auf dem A2-Niveau sprechen muss, um Hilfe in Anspruch nehmen zu können», erklärt Hässle. Das mache ein Stück weit Sinn, schliesslich brauche es ein Minimum an Sprache, um ein Beratungsgespräch zu führen. Gleichzeitig fallen dadurch viele Menschen durch das Sozialversicherungssystem. Der KRSD hilft Menschen beim Anschreiben von Fonds, um Deutschkurse zu bezahlen, bei der Suche nach Ausbildungen – oder dabei, die richtige Fachstelle zu finden. «Sozialhilfe heisst nicht, dass man alles weiss», meint Katja Hässle. «Aber es heisst, dass man weiss, wie man alle Informationen beschafft.»

Armut im Fokus

Ein besonderer Fokus für den KRSD sind Armutsbetroffene und -gefährdete. Der KRSD wirkt gemeindeübergreifend. Er hat Anlaufstellen in Arlesheim, Münchenstein, Reinach und Aesch. «Wir erleben oft, dass Menschen für das Erstgespräch in eine andere Gemeinde gehen», sagt Hässle. Sie habe dafür Verständnis, viele Themen seien sehr schambehaftet. «Wenn man sich verstecken muss, kann man sich auch nicht öffnen.» Der KRSD ist kostenlos, für die offene Sprechstunde kann man sich online anmelden. «Es gibt keinen Grund, sich zu schämen», sagt Hässle. «Wir suchen uns unsere Lebenskarten nicht aus.»

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