Ein Stück Hoffnung in Schaffhausen
Samstag, 17. September, 10 Uhr in Schaffhausen: Die Besucherschar drängte sich in den überdachten Pavillon, während der Regen auf den Fronwagplatz niederrieselte. Die Alphornklänge von Lisa Stoll setzten den Auftakt, als die Moderatorin Michèle Lampinen den Start zum «18. Internationalen Ökumenischen Bodenseekirchentag», kurz «BOKT» genannt, ankündigte. Auf dem roten Sofa auf der Bühne zogen Stadtrat Raphael Rohner und Pater Anselm Grün die Blicke auf sich.
Zunächst sprach Kirchenratspräsident Wolfram Kötter zum Motto des Kirchentags «Nach uns die Sintflut? Marktplatz der Hoffnung»: «Wir leben mitten in der Sintflut, wenn man auf den Krieg in Europa, das Wettrüsten, den Energiemangel, die grosse Dürre und den Hunger in Afrika blickt.» Umso wichtiger sei es, als Christen die Vision von Frieden in die Welt zu tragen. «Wenn wir durch die folgenden zwei Tage Hoffnung spenden können, ist viel gewonnen.»
Persönlichkeiten für den Frieden
Nach der Eröffnungsfeier schlenderten die Besucherinnen und Besucher durch die Stände auf dem «Marktplatz der Hoffnung» entlang der Schaffhauser Altstadt. Es gab viel zu entdecken. Etwa den Stand von Pius Süess, Präsident der «Appenzeller Friedensstationen», der Einblicke in das Lebenswerk bedeutender Persönlichkeiten gab, die sich für den Frieden und humanitäre Ziele eingesetzt haben wie Henry Dunant, Jakob Künzler oder Gertrud Kurz.
Indessen ging das Programm auf der Bühne weiter. Auf Kurzinterviews mit dem Umweltökonomen Nico Paech, der Tropenärztin Gisela Schneider und der Theologin Ellen Überschär folgte ein Konzert des Schaffhauser Grossstadtrats Patrick Portmann, der mit dem Kinderchor Wilchingen die Bühne rappte. Im vollbesetzten Stadttheater sprach derweil Pater Anselm Grün über den Glauben und wie dieser dem Leben Sinn und Tiefe verleiht.
Muss die Kirche gerettet werden?
Am Sonntag mussten sich die Kirchenvertreter auf dem Podium zur Zukunft der Kirche äussern. Moderatorin Christine Stark fragte «Ist die Kirche noch zu retten?». Der katholische Weihbischof Karrer (Rottenburg/Stuttgart) bekannte, seiner Kirche stehe momentan das Wasser «bis zur Nase», eine Stärkung der Laien und der Regionen und eine weniger hierarchische Organisation seien dringend geboten. Einig war sich die Gesprächsrunde darin, dass es gar nicht darum ginge, die Kirche zu retten. Die Kirche sei bereits «gerettet» und habe die Aufgabe, Wegbereiterin des Reiches Gottes zu sein.
Der Kirchentag ging mit einem Open-Air-Konzert auf dem Fronwagplatz und einer Abschlusskundgebung zu Ende. Nationalratspräsidentin Irène Kälin mahnte leidenschaftlich ein gemeinsames Einstehen für eine gerechte Gesellschaft und intakte Umwelt an: «Für alle Menschen, egal ob Gläubige oder nicht, ist diese Erde ihre Heimat.» Religionsgemeinschaften, die einen Schöpfergott bekennen, hätten seit jeher eine besondere Verpflichtung zur Bewahrung des Globus. Diese müsse sich nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit konkreten Taten beweisen.
Adriana Di Cesare / pd
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