Laura Lombardo, 36, hat sich der Raumgestaltung der Zwitscherbar angenommen. Anstelle der langen, eckigen Tische, die wenig Atmosphäre ausstrahlen, platziert sie mehrere kleine, dafür runde Tische. «So können sich die Menschen einfacher näherkommen », sagt sie. Später platziert sie noch Kerzen und Sterne auf den Tischen für die weihnächtliche Atmosphäre. Ein Adventskranz darf natürlich auch nicht fehlen, ebenso wie eine Krippe. Für weihnächtliche Stimmung sorgt zudem der Tannenwald vor der Luzerner Lukaskirche, in der die Zwitscherbar eingemietet ist.
«In der Zwitscherbar ist jeder willkommen, speziell zu Weihnachten», sagt Laura Lombardo. Diese wird am 24., 25. und 31. Dezember geöffnet sein, jeweils von 12 bis 17 Uhr. Dann werden die unterschiedlichsten Personen an den runden Tischen Platz nehmen, Studenten, Pensionisten, Witwer, Beamte, Arbeitslose. Das Konzept wird das gleiche sein wie unter dem Jahr: ein Café für Beratung und Begegnung, finanziert von der katholischen und der reformierten Kirche Luzern.
Man betritt die Zwitscherbar und macht es sich an einem Tisch gemütlich. Einer der zwei freiwilligen Helfer fragt, was man trinken möchte, und serviert das Getränk. Kaffee, Tee, Rivella, alles kostet 2.50 Franken. Daneben gibt es Kleinigkeiten, Linzertorte, Spitzbub, Engadiner Nusstorte. Wenn man sich eingerichtet hat, etwa nach einer Viertelstunde, fragt der Seelsorger vor Ort – das kann Laura Lombardo sein oder einer der anderen sechs Seelsorgenden –, ob man ein Gespräch wünscht.
Echt, einfach, menschlich
«Alles ohne Stress, jeder so, wie er will», sagt Laura Lombardo, die fast acht Jahre lang Pfarrerin in Biel war. «Zu Weihnachten hat man Druck, wie es sein sollte. Hier kann man so sein, wie man ist, einfach und echt, menschlich. » Rund 35 Helfer sind in ihrem Team, allesamt Freiwillige, einzig Laura Lombardo, die Geschäftsführerin, ist im 60-Prozent-Pensum angestellt. Seit Oktober leitet die gebürtige Argentinierin die Luzerner Institution.
Emotionale Weihnachten
Am 24. Dezember wird Thomas Seitz als Seelsorger vor Ort sein. Der 65-Jährige ist seit den Anfängen der Zwitscherbar vor zehn Jahren im Team. An Weihnachten war er noch nie in der Zwitscherbar. Doch von den anderen Seelsorgern hat er gehört, dass es «recht emotional für alle sei». «Klar», sagt Thomas Seitz, «Weihnachten ist kein Tag wie jeder andere. Viele, die zu uns kommen, sind an Weihnachten einsam, benötigen Hilfe und jemanden zum Zuhören.» Die Themen, die Seitz hört, sind vielfältig. Armut, Krankheit, Arbeitslosigkeit, der Verlust eines lieben Menschen. «Bei vielen kommen während der Feiertage die Emotionen hoch», sagt Thomas Seitz. Das gehe einem schon nahe. In der Zwitscherbar komme man in eine andere Welt, in der andere Werte zählten, die wichtig seien. «Nicht der finanzielle Background zählt oder der Erfolg, sondern die Menschlichkeit. Und darum geht es doch, gerade an Weihnachten.»
Carmen Schirm-Gasser
«Eine andere Welt, in der Menschlichkeit zählt»