Eine historische Wahl
Fast schien es, als ob es eine stille Wahl würde. Doch dann meldete sich doch noch Heiri Brändli vom Synodalverein zu Wort. Er bedauerte zwar, dass nur Esther Straub als offizielle Kandidatin für das Kirchenratspräsidium übrig geblieben sei. Und er stand auch zu seiner anfänglichen Skepsis gegenüber Straub. «Nach den Hearings ist die Skepsis aber weg», sagte der Präsident des Synodalvereins. Deshalb stehe seine Fraktion voll hinter der Kandidatur.
Die offizielle Unterstützung des Synodalvereins dürfte Straub zusammen mit der eigenen Religiös-sozialen Fraktion rund 50 Stimmen gesichert haben. Die Liberale Fraktion und die Evangelisch-kirchliche Fraktion, die 33 und 30 Stimmen zu vergeben hatten, liessen sich vor der Entscheidung nicht in die Karten blicken. Ihr Schweigen sollte sich als stille Zustimmung erweisen.
Freudige Überzeugung
Mit «freudiger Überzeugung» hatte Manuel Amstutz, der die Religiös-soziale Fraktion präsidiert, Esther Straub vorgestellt und zur Wahl empfohlen. Sie verfüge über reiche Erfahrung im Pfarramt und als Pfarrerin in der Kirchgemeinde Zürich auch über Fusionserfahrung. Zudem sei die Sozialdemokratin als frühere Gemeinderätin und Kantonsrätin in der Politik hervorragend vernetzt. «Sie ist eine Brückenbauerin und hat einen unverstellten Blick auf Lösungen.»
Esther Straub schaffte am 21. November den Sprung ins Präsidium bereits im ersten Wahlgang souverän. Die Synode wählte sie mit 100 Stimmen und bescherte ihr ein starkes Resultat. Kirchenrat Andrea Bianca holte elf Stimmen.
Pfarrerin und Kirchenrätin
Esther Straub ist Pfarrerin in der reformierten Kirchgemeinde Zürich und seit Herbst 2015 Kirchenrätin. 2006 wurde die Sozialdemokratin in den Zürcher Gemeinderat gewählt, 2015 wechselte sie in den Kantonsrat, wo sie Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit war. Straub studierte in Zürich und Paris Theologie und war Assistentin am Lehrstuhl für Neues Testament der Theologischen Fakultät der Universität Zürich. Sie promovierte mit einer Arbeit zum Johannesevangelium.
Straub tritt die Nachfolge von Michel Müller vom Synodalverein an. Nach zwölf Jahren als Zürcher Kirchenratspräsident wechselt Müller in ein Pfarramt im Kanton Luzern.
Eine historische Wahl