17 Jahre waren die Zentralschweizer Kantone nicht im Rat der Evangelisch-Reformierten Kirche Schweiz (EKS) vertreten. 2005 hatte das Luzerner Ratsmitglied David Weiss seine Demission bekannt gegeben. 2010 schien es, als könnte die Zentralschweiz wieder prominent vertreten sein, als David Weiss zur Wahl des Ratspräsidenten antrat. Doch er verlor gegen Gottfried Locher, der mehr Stimmen auf sich vereinen konnte. Die Ära Gottfried Locher ist Vergangenheit. Man ist sich einig, vieles muss anders werden. In der Zentralschweiz und dem Tessin herrscht Konsens darüber, dass es nun endlich Zeit wird, wieder im Rat vertreten zu sein. Der Zeitpunkt dafür ist gut. Zwei der bisherigen sieben Ratsmitglieder treten zurück: Esther Gaillard und Ulrich Knoepfel. Für die neue Legislatur kandidieren Ratspräsidentin Rita Famos sowie Pierre-Philippe Blaser, Claudia Haslebacher, Ruth Pfister-Murbach und Daniel Reuter. Neu kandidieren Catherine Berger aus dem Aargau, Philippe Kneubühler aus dem Berner Jura und Lilian Bachmann aus Luzern. Für die sieben Sitze gibt es damit acht Kandidierende. Lilian Bachmann hat die Unterstützung der sieben Mitgliedskirchen der Zentralschweiz und des Tessins, die eine Fraktion innerhalb der EKS bilden. «Der EKS-Rat braucht neben Bisherigen insbesondere neue Kräfte, nach den Ereignissen der Vorjahre», sagt Wolfgang Gaede, Kirchenratspräsident Nidwalden. Kurt Rohrer, Kirchenratspräsident Uri, schlägt in die gleiche Kerbe: «Die EKS hat viel eingeleitet nach der Krise, und es braucht in den nächsten Jahren viel frischen Wind.»
Unterstützt von sieben Mitgliedskirchen
Erhard Jordi, Kirchenratspräsident Schwyz, weist auf die spezielle Situation in der Zentralschweiz hin, weshalb man auf eine Vertretung im EKS-Rat poche. «Die Diaspora ist eine besondere Herausforderung, speziell in Zeiten, in denen christliche Werte hinterfragt werden.» Präsident Michael Candrian, Obwalden, sieht in Lilian Bachmann «eine kompetente Stimme für die zahlreichen Diasporakirchen». Ursula Müller-Wild, Kirchenratspräsidentin Kanton Zug, ist sicher, dass Lilian Bachmann mit ihren «vielseitigen Kenntnissen und der reichen Erfahrung punkten kann», und Tobias Ulbrich, Synodalratspräsident Tessin, hebt hervor, dass sie «als ehemalige Richterin über wichtige Fähigkeiten verfügt, um die Beziehungen zwischen Kirche und Staat zu pflegen».
Synodalrätin seit 2016
Lilian Bachmann, 50, ist seit 2016 Synodalrätin der Reformierten Landeskirche des Kantons Luzern, seit November ist sie Synodalratspräsidentin. Die promovierte Juristin, Amtsrichterin und Rechtsanwältin war zu Beginn für das Departement Recht verantwortlich und konnte im Synodalrat mit der Umsetzung der neuen Kirchenverfassung Gesetzgebungsprojekte inklusive der Grossgruppenkonferenz mit der Kampagne «Kirche im Dialog» realisieren und zeitgleich national als Luzerner Delegierte in der Synode der EKS (damals SEK) mitwirken.
«Es war spannend, auf kantonaler und nationaler Ebene bei diesem strukturellen Prozess mitzuwirken, in Luzern in der Exekutive, bei der EKS im Parlament», sagt Lilian Bachmann. Nach dieser strukturellen Phase folgt nun die Umsetzung mit den Mitgliedkirchen und Partnerorganisationen der EKS. Die Synode hat hierzu vergangenen Juni drei Handlungsfelder beschlossen. «Für diese politisch-strategische Arbeit möchte ich mich einsetzen, wofür mir meine Kompetenzen und Erfahrungen als Exekutivmitglied in einer Kollegialbehörde, als Synodalratspräsidentin, als Vorstandsmitglied, als Richterin und als Rechtsanwältin zugutekommen.»
Die Wahl in den Rat findet am 13. Juni an der Sommersynode der EKS in Sion statt. Die Kantone Zürich und Bern-Jura-Solothurn haben ihren Anspruch auf einen Sitz bereits bekräftigt. Die Zürcher Kirche ist jedoch mit Präsidentin Rita Famos und Daniel Reuter bereits mit zwei Sitzen im Rat vertreten. Dies führte gemäss einem Bericht im ref.ch zu einiger Kritik, etwa vom neuen Kandidaten Philippe Kneubühler.
Die Diasporakirchen der Zentralschweiz und des Tessins machen sieben der insgesamt 24 reformierten Kantonalkirchen der EKS aus. «Mit mir als Vertreterin dieser Minderheitskirchen würde die Vielfalt der Mitgliedkirchen auch im Rat der EKS wieder abgebildet werden. Die föderalistische Vertretung wäre damit wieder gewahrt», so Lilian Bachmann. Auf die Frage, wie sie ihre Wahlchancen beurteile, sagt Lilian Bachmann: «Die EKS befindet sich in einem Prozess der Veränderung und Erneuerung. Ich sehe meine Wahl-Chancen intakt.»
Carmen Schirm-Gasser
«Eine kompetente Stimme für die Diasporakirchen»