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Buchvernissage «Der Eilige Geist kommt zur Ruhe»

«Eine Liebeserklärung an das Kloster Schönthal»

von Noemi Harnickell
min
24.10.2024
Ende September präsentierten Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger ihr Buch zur Ausstellung «Der Eilige Geist kommt zur Ruhe». Ein Rückblick auf ein halbes Jahr Kunst im und um das Kloster Schönthal.

Drei Pilgerinnen kämpfen sich an jenem Samstag durch den strömenden Regen zum Kloster Schönthal. In ihren Armen hält eine von ihnen eine grosse Schüssel mit Brotteig. Es ist Backtag im Klosterhof.

Seit April kann man im Kloster Schönthal das Kunstprojekt «Der Eilige Geist kommt zur Ruhe» bestaunen – und vor allem auch erleben. Die Kunstausstellung besteht aus Themenaltären. Sie sind Brot, Salz und Wasser gewidmet, aber auch den Menschen, «die sich entschieden haben, keine Kinder in die Welt zu setzen» und den «Orten in deinem Gehirn, an denen du noch nie warst». Auch Workshops, Konzerte, gemeinsames Backen und Pilgerwanderungen gehören zum Programm. Am 28. September wurde nicht nur gebacken, sondern auch gefeiert: Den «Eiligen Geist» gibt es jetzt nämlich auch in Buchform!

Der Eilige Geist in Film und Buch

Der verlockende Geruch frischen Brotes weht durch die Risse in den Klostermauern. Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, das Künstlerpaar hinter dem «Eiligen Geist», stehen im Türrahmen und winken die sich nähernden Besucher ins warme Trockene. «Wir haben Pizza!», ruft Steiner. «Kommt, kommt!» Ein Kunstprojekt, das Teig und Brot in seine Mitte stellt, kommt schliesslich nicht ohne Essen aus.

Erst als die Gäste wohlgenährt sind, präsentieren Steiner und Lenzlinger einen kurzen Film, in dem Antshi von Moos und Pascal Kohler den Auftakt der Ausstellung, eine bunte Teigprozession im April, dokumentieren. Was der Film in einer knappen halben Stunde zeigt, vertieft das Buch auf 255 Seiten. Neben Fotos und Reflexionen enthält es vertiefende Hintergrundtexte, historische Zusammenhänge und künstlerische Einordnungen. Ein trockenes Geschichtsbuch ist es dennoch nicht, viele der Texte gehen auf gewohnt spielerische Art mit den Themen um. So wird die Plünderung des Klosters 1525 einmal aus der Sicht eines Mönchs geschildert und -einmal aus dem Blickwinkel einer Schönthal-Bäuerin.

«Das ist eine Liebeserklärung an das Kloster Schönthal», schreibt Gerda Steiner in der Einleitung des Buches. «An seine vor langer Zeit verstorbenen Nonnen und Mönche, … die Kraft des Bärlauchs und das bescheidene Erklingen der Alphörner von irgendeinem Hügel her. Das ist eine Liebeserklärung an das vor die Haustüre gelegte Neujahrsbrot von Bea und Hans, … den Humor von Hansruedi und das grosse Herz von Käthi.»

Auch die Käfer huldigen dem Brotaltar

Ein besonderes Highlight für Steiner und Lenzlinger ist das Weizenfeld hinter dem Kloster. Im Sommer konnten sie den Weizen ernten und zu Mehl mahlen, das Besucher im Klosterladen kaufen können.

Am 3. November kommt der Eilige Geist endgültig zur Ruhe. Dann wird der grosse Brotaltar abgetragen. Die liebevoll gestalteten Brotskulpturen geben Lenzlinger und Steiner vermutlich zurück an die Natur. «Die Käfer fanden den Brotaltar nämlich auch sehr toll!», so Lenzlinger.

Das passt im Grunde gut in den Themenkomplex. Brot, meint Lenzlinger, erzähle eine Geschichte der Umwandlung: «Die Art, wie sich Mehl und Wasser zu einer einheitlichen Masse formen, wie sich der Teig im Ofen weiterentwickelt – und am Ende isst man’s und ist genährt!» Und einmal weitergedacht: Am Ende essen’s die Käfer, und auch sie sind genährt.

 

Buch «Der Eilige Geist kommt zur Ruhe», hrsg. v. Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, erschienen bei Lars Müller Publishers. Bestellen über die Website www.lars-mueller-publishers.com/der-eilige-geist-kommt-zur-ruhe

Der Film wird noch bis zum 2. November im Kloster Schönthal im kleinen Raum des Abtsaals gezeigt.

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