Er feiert mit den Zürchern
Wenn er als Reformationsbeauftragter angesprochen wird, entlockt das dem Weinfelder Michael Mente ein Schmunzeln. «Da hat sich eine Bezeichnung eingeschlichen, die mir mehr zutraut als mein Stellenprofil es vorgesehen hat.» Es sei nicht seine Aufgabe, die Reformation zu hüten. «Typisch Mente», sagen die, die den 41-jährigen promovierten Historiker kennen: Er stellt sein Licht gerne unter den Scheffel.
Zürcher feiern bis 2019
Mente ist in Weinfelden als ältester Sohn des Schuhmachers Antonio Mente aufgewachsen, in einer gemischt kulturellen und konfessionellen Familie. Zu seiner Aufgabe als Beauftragter für das Reformationsjubiläum im Kanton Zürich kam er, weil er früher als Assistent des Kirchenratspräsidenten und –schreibers arbeitete. Vom Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Landeskirche Zürich hat er dann den Auftrag erhalten, die Jubiläumsaktivitäten 500 Jahre Reformation zu koordinieren. In Zürich wird bis 2019 gefeiert: Am 1. Januar 1519 hatte Huldrych Zwingli, der von 1484 bis 1531 lebte, sein Amt als Leutpriester im Grossmünsterstift angetreten und gleich an der alten Ordnung gerüttelt.
100 Projekte
Michael Mente konzipiert, kommuniziert und vernetzt zusammen mit seinem Team Veranstaltungen rund um das Jubiläum. Zu seinem Projektportfolio gehören Publikationen, Filme, Referate und Konferenzen. Die Landeskirche und der eigens gegründete Verein überblicken zurzeit etwa 100 Projekte. Bei seiner Arbeit erfahre er viel Wertschätzung, sagt Mente. Dass ein Thurgauer mit dieser Aufgabe betraut worden sei, sei «schon eine kleine Freude, eine solche Aufgabe gibt es ja wohl auch nur alle 500 Jahre.»
«An den Kopf greifen»
Im Jubiläumsjahr hätten die Reformierten übrigens keinen Grund, sich auf die Brust zu klopfen, «aber es gibt viele Gründe, sich an den Kopf zu greifen». Im Jubiläumsjahr gehe es darum, Dinge, die vergessen gegangen sind, in Erinnerung zu rufen und historische Grundlagen mit dem Heute zu konfrontieren. Während in Deutschland Martin Luther im Rampenlicht steht, möchte man sich in der Reformationsstadt Zürich bewusst – losgelöst vom Personenkult – mit der Wirkung der Reformation auseinandersetzen. Ganz ohne Zwingli geht es dann aber auch wieder nicht. 2019 kommt ein Zwingli-Film in die Kinos, und: «Wir haben jetzt eine offizielle Zwingli-Wurst», freut sich Mente. Das Rezept, das die Metzgerei ausgegraben hat, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Wer weiss, vielleicht war es sogar Zwinglis Lieblingswurst?
(Esther Simon, 19.10.2017)
Er feiert mit den Zürchern