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Kirche

Evelyn Borer wird Präsidentin von Mission 21

von Fabio Peter/ref.ch
min
13.08.2024
Die Synodepräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz hat sich in den Vorstandswahlen von Mission 21 knapp gegen ein internes Duo durchgesetzt. Evelyn Borer will ihren Fokus auf die Beziehungen zu den Kirchgemeinden und die finanziellen Herausforderungen richten.

Erst vor wenigen Wochen ist Evelyn Borer der Sprung in den Vorstand von Mission 21 gelungen. Nun konnte sie auch noch gleich die Wahl um das Vorstandspräsidium für sich entscheiden, wie das Hilfswerk in einer Medienmitteilung schreibt. 18 der Delegierten aus aller Welt gaben ihr die Stimme, während sich 16 für Claudia Hoffmann und Roland Plattner aussprachen, die als Co-Präsidium kandidiert hatten. Hoffmann ist seit 2018 im Vorstand, Plattner seit 2022.

Borers Wahl dürfte auf ihre kirchenpolitische Erfahrung zurückzuführen sein. Sie ist sowohl Synodepräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) als auch Präsidentin des Synodalrats der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Solothurn.

Wir müssen die Beziehungen zu den Kirchen wieder stärker pflegen.

In der Medienmitteilung von Mission 21 bedankt sie sich für das entgegengebrachte Vertrauen. Sie wolle den Wünschen nach Erneuerung als auch nach Kontinuität mit Respekt begegnen. Was sie damit konkret meint, erklärt sie auf Anfrage von ref.ch. «Es entspricht nicht meiner Art, alles umzubauen und neu zu machen», sagt Borer. Vielmehr wolle sie zuerst herausfinden, was gut funktioniere.

Profil schärfen und neue Abkommen schliessen

Zwei Prioritäten nennt sie dennoch. «Wir müssen die Beziehungen zu den Kirchen wieder stärker pflegen», sagt Borer. Sie will den wichtigsten Geldgebern des Werks mehr Wertschätzung entgegenbringen und die Besuche und Präsenz bei Kirchgemeinden und Landeskirchen erhöhen. «Schliesslich verfügt Mission 21 über spannende Angebote unter anderem für Konfirmandinnen und Konfirmanden.» Borer verweist auf Projekttage zu Themen wie ökologische Verantwortung der Kirchen oder Ethik, die von den Mitarbeitenden von Mission 21 gestaltet und begleitet werden.

Handlungsbedarf sieht sie zudem bei den Finanzen. Mission 21 verzeichnet seit Jahren einen Spendenrückgang (ref.ch berichtete). Während das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Heks) und die Caritas in den vergangenen beiden Jahren Rekordeinnahmen verzeichneten, schrumpften die Beiträge an Mission 21 konstant.

Sich mit Interessenkonflikten auseinanderzusetzen gehört zu einer permanenten Aufgabe.

Das Hilfswerk erklärt sich die Situation mit seinen Projekten und Schwerpunkten, die im Unterschied zu Naturkatastrophen und Kriegen auf weniger öffentliche Aufmerksamkeit stossen als auch mit dem klaren christlichen Bezug im Namen – Stiftungen und Gemeinden bevorzugen laut Mission 21 immer häufiger konfessionell neutrale Organisationen. Hinzu kommt, dass auch Kirchgemeinden und Landeskirchen finanziell unter Druck stehen, weil sie Mitglieder und Einnahmen verlieren.

Deshalb sieht Borer vor allem Potential beim Fundraising bei Drittorganisationen und im Ausland. «Der Direktor von Mission 21, Jochen Kirsch, ist in diesem Bereich sehr engagiert und es zeigen sich erste Resultate.» Sie wolle ihn dabei unterstützen.

Viele kirchenpolitische Hüte

Borers drei kirchenpolitische Mandate bedeuten, dass sie sowohl auf der Geldgeber- als auch der Geldnehmer-Seite steht. In der EKS-Synode ist sie etwa Mitglied des Ausschusses, der sich mit der Neuausrichtung der Beziehungen zu den kirchlichen Hilfswerken auseinandersetzt. Es gehe darum, zu klären, welches Hilfswerk für welche Aufgaben und Orte zuständig sei, sagt sie – und auch, welche Mittel es dafür erhalten solle.

Ein Problem sieht sie darin nicht. «Sich mit potentiellen Interessenkonflikten auseinanderzusetzen gehört zu einer permanenten Aufgabe», sagt Borer. Die Novembersynode der EKS sei die letzte, die sie als Präsidentin leite. Mitglied der EKS-Synode bleibt sie als Präsidentin der Solothurner Kirchenexekutive jedoch von Amtes wegen. Ihre neue Aufgabe als Vorstandspräsidentin von Mission 21 übernimmt sie Mitte September.

 

Dieser Artikel erschien am 12. August 2024 auf ref.ch.

 

Vorstandswahlen Mission 21

Mission 21 arbeitet mit über 70 Partnerkirchen in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika zusammen. Delegierte aus den vier Kontinenten bilden die Missionssynode, die den Vorstand von Mission 21 wählt.

Evelyn Borer tritt die Nachfolge von Johannes Blum an, der nach 13 Jahren als Vorstandspräsident zurückgetreten ist. Zugleich wurde der Vorstand des Hilfswerks an der letzten Versammlung der Missionsynode von sieben auf zehn Personen erweitert. (pef)

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