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Fachwissen soll gerettet werden

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21.12.2020
Im Kanton St. Gallen darf das Fach «Ethik, Religionen, Gemeinschaft» (ERG) bald nur noch durch schulische Lehrpersonen unterrichtet werden. Die Auswirkungen reichen bis in den Thurgau.

Die St. Galler Regierung hat entschieden, dass das Fach ERG ab Sommer 2021 nur noch von der Schule angeboten wird. Bis jetzt können die Eltern wählen, ob ihr Kind ERG bei einer schulischen («ERG Schule») oder bei einer kirchlichen Lehrperson («ERG Kirchen») besucht (siehe Kasten). «Mir liegt vor allem eine fundierte ethisch-religiöse Bildung am Herzen, auch wenn die Kirchen nicht mehr direkt in ERG einbezogen sind», sagt die zuständige Kirchenrätin Barbara Damaschke- Bösch. Die St. Galler Landeskirche arbeitet mit allen Verantwortlichen derweil an einer Lösung, die ab Sommer 2022 aktiv werden soll. Weil die Evangelischen Kirchgemeinden BischofszellHauptwil, Neukirch an der Thur, NeukirchEgnach und Roggwil auch Ortschaften des Kantons St. Gallen umfassen, ist die Evangelische Landeskirche Thurgau vom Entscheid ebenfalls betroffen. Kirchenrätin Ruth Pfister ist es wichtig, dass der Kontakt zwischen Kirche und Schule aufrechterhalten werden kann.

Dialogfähigkeit wird gefördert
Im Vergleich mit anderen Kantonen wird die Lehrerbildung im Bereich ERG im Kanton St. Gallen eher stiefmütterlich behandelt. Gut ausgebildet sind die kirchlichen Lehrpersonen, die bis anhin «ERG Kirchen» unterrichten. Mehrere Jahre dauerte ihre Ausbildung am Religionspädagogischen Institut. «Das Fachwissen dieser Lehrpersonen darf auf keinen Fall verloren gehen», findet Thomas Schlag, Professor für Religionspädagogik an der Universität Zürich. Er betont, dass religiöse Bildung dialogfähig mache. Dies gehöre nicht nur in konfessionellen Unterricht, sondern sei auch im Fach «ERG Schule» umsetzbar.

Neue Gefässe finden
Vor rund zehn Jahren ermöglichte der Kanton Zürich kirchlichen Lehrpersonen eine Umschulung, worauf sie zu gleichen Konditionen an der Volksschule unterrichten konnten. Wäre das auch in St. Gallen möglich? Alexander Kummer, Leiter des St. Galler Amtes für Volksschule, winkt ab. ERG solle wenn möglich durch die Klassenlehrperson erteilt werden. Derweil hat die St. Galler Landeskirche die Kirchgemeinden aufgerufen, Gefässe zu finden, mit denen die kirchlichen Lehrpersonen, die bislang «ERG Kirchen» unterrichtet haben, ihre Erfahrung auch in Zukunft einbringen können.

 

(Stefan Degen / Cyrill Rüegger)

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