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Pfarrmangel

Fehlender Nachwuchs im Pfarramt: Kommt jetzt «Plan P»?

von Tilmann Zuber
min
30.01.2025
Um den Pfarrnachwuchs steht es schlecht. Die reformierte Kirche rechnet damit, nicht mehr alle Pfarrstellen besetzen zu können. Ein Notfallplan soll Abhilfe schaffen: Ein dreimonatiger Kurs soll den Zugang zum Pfarramt ermöglichen. Der «Plan P» gibt Anlass zur Diskussion.

Seit Jahren klagen die Kirchen über Mitgliederschwund. Die reformierte Kirche hat jedoch ein weiteres Problem: Viele Kirchgemeinden suchen verzweifelt nach Pfarrerinnen und Pfarrern. Die Pensionierungswelle der Babyboomer wird die Lage in den kommenden Jahren noch verschärfen. In den nächsten 15 Jahren fehlen in der Deutschschweiz trotz Gemeindefusionen und Mitgliederschwund 300 Pfarrerinnen und Pfarrer.

«Plan P» soll diese Lücke schliessen: Akademiker ohne Theologiestudium können nach einem Aufnahmegespräch, einem Assessment und einem dreimonatigen Kurs ein Pfarramt übernehmen. Begleitet werden sie durch Supervision. Danach arbeiten sie in einer Kirchgemeinde, sind aber nicht wählbar und erhalten nur 80 Prozent des Gehalts.

Nach 2040 Entspannung

Nach 2040 erwarte die Kirche eine Entspannung, da der Mitgliederschwund auch die Zahl der Pfarrstellen verringere, sagt Thomas Schaufelberger, Leiter der Aus- und Weiterbildung der Pfarrschaft. Das Angebot richtet sich an Akademiker ab 55 Jahren, die in zehn Jahren in Pension gehen. Schaufelberger weiss, dass der Vorschlag nicht perfekt ist. Er sei eine Notlösung, da die Situation in den Gemeinden problematisch sei.

Wenn das Projekt dazu beiträgt, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen und den Dienst der Kirche lebendig zu halten, kann es im reformatorischen Geist stehen.

Die reformierte Kirche hat bereits viel unternommen, um Kandidaten für den Pfarrberuf zu gewinnen. Doch zu wenige Studierende schreiben sich an den theologischen Fakultäten ein. Auch das seit 2025 bestehende Theologiestudium light für Quereinsteiger findet ungebrochen Resonanz, kann aber das Problem nicht alleine lösen. Einige Gemeinden setzen inzwischen auf Laienprediger oder Sozialdiakone für den Sonntagsgottesdienst. Andere legen Gottesdienste zusammen, sodass nur noch ein Pfarrer benötigt wird. Ob die Besucher dann in die Nachbargemeinde fahren, bleibt ungewiss.

Kein Dammbruch

Thomas Schaufelberger betont, dass der schnelle Weg ins Pfarramt nicht zum Dammbruch im Pfarramt führen darf. An der theologischen und der pastoralen Qualität des Pfarrberufs dürfe es keine Abstriche geben. «Wer diesen neuen Weg geht, wird nicht ordiniert und erhält nicht den Titel Pfarrer oder Pfarrerin.»

Schaufelberger sieht das Angebot als tempo­räre Notfalllösung, das maximal zehn Jahre dauern soll, und als Massnahme gegen unqualifiziertes Personal. In ihrer Not wählten Pfarrwahlkommissionen Kandidaten, die im Gespräch überzeugten, aber den Anforderungen nicht genügten. Einzelne kämen aus freikirchlichen Kreisen und seien missionarisch unterwegs, was die Landeskirchler irritiere.

Bis März liegt der «Plan P» den 19 Kantonalkirchen des Konkordats zur Vernehmlassung vor. Ebenso können theologische Fakultäten und Fachgremien Stellung nehmen. Erste Reaktionen sind teils skeptisch. In einer Umfrage von «ref.ch» bezeichnen Pfarrerinnen und Pfarrer das Vorhaben als «Schnapsidee», «unausgegoren» oder «unpassendes Weihnachtsgeschenk», aber auch als «mutig» und «plausibel».

Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Landeskirche der Schweiz, unterstützt das Vorhaben. Gegenüber dem «Blick» erklärt sie, der Plan sei Ausdruck der ständigen Weiterentwicklung der Kirche. «Wenn das Projekt dazu beiträgt, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen und den Dienst der Kirche lebendig zu halten, kann es im reformatorischen Geist stehen.» Sie sieht den Notfallplan als «pragmatische Initiative», um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten.

 

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