«Feuer und Leidenschaft gehören zum Beruf»
Leandra Zeller, Sie werden am 27. August von der Reformierten Kirche Kanton Luzern zur Pfarrerin ordiniert. Welchen Bezug haben Sie zur Region Luzern?
Ich bin in Adligenswil aufgewachsen und habe meine Familie sowie viele Freunde hier. Nach dem Theologiestudium an der Universität Basel und meinem Vikariat im Kanton Aargau freut es mich natürlich sehr, dass ich ab August als Pfarrerin mit Schwerpunkt Jugend und junge Erwachsene bei der Reformierten Kirche Horw starte und so wieder im Kanton Luzern bin.
Hatten Sie schon früh einen Bezug zur reformierten Kirche?
Ich wurde reformiert getauft und konfirmiert, übrigens beides auch in Meggen. Jedoch beschränkten sich unsere Kirchenbesuche auf Weihnachten, und in der Familie bestand kein grosser Bezug zur Kirche.
Gibt es Schlüsselerlebnisse, aufgrund derer Sie Pfarrerin geworden sind?
Es gibt vermutlich zwei solcher Schlüsselerlebnisse nebst anderen, welche meine Laufbahn beeinflusst haben. Eines war, dass ich nach der obligatorischen Schulzeit im Auslandjahr in England und Frankreich war. In Frankreich besuchte ich eine Kirche, in welcher Menschen unterschiedlichen Alters, sozialer und ethnischer Herkunft zusammen Gottesdienst feierten. Dort erlebte ich, dass Kirche ein verbindender Ort ist, an welchem auch Emotionen von Glück bis Leid Platz haben. Das zweite war, dass wir im Kurzzeitgymnasium eine fiktive Stellenbewerbung erstellen mussten und ich dort auf ein Inserat als Pfarrerin gestossen bin.
Was war die Charakteristik dieses Stelleninserats?
Kurz zusammengefasst: mit Menschen unterwegs sein und gemeinsam auf Entdeckungsreise mit Gott zu gehen. In diesem Inserat waren damals noch die kommunikativen Fähigkeiten, das Zuhören, die Seelsorge und auch eine Portion Leidenschaft sowie Feuer gefragt. Darin habe ich mich wiedergefunden.
Im Kurzzeitgymnasium war es noch eine fiktive Bewerbung, jetzt treten Sie die erste Stelle an. Was war Ihnen besonders wichtig für den Start und auch die Stellenwahl?
Das Feuer und die Leidenschaft für Gott und die Menschen zu teilen, macht Freude. Mir war es deshalb besonders wichtig, dass dies auch beim Kirchenvorstand und im Team verankert ist und ich von Beginn an auf Unterstützung zählen kann. Der Pfarrberuf ist sehr vielfältig, und ab der ersten Stunde werde ich sicher nicht in allen Bereichen eine «gute» Pfarrerin sein. Es braucht deshalb eine Fehlerkultur und ein Team, um wachsen zu können. In der Reformierten Kirche Horw spürte ich die Leidenschaft, die Kultur, den Mut für Neues und die Dynamik während des Praxissemesters im Studium. Zudem ist es eine neue Stelle mit Schwerpunkt Jugend und junge Erwachsene.
Was macht die Jugendlichen besonders spannend?
Sie sind sehr direkt – sowohl bei Kritik, Enttäuschungen oder Unlust als auch bei positiven Erlebnissen – mit ihrer Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft. Diese Unmittelbarkeit und auch Ehrlichkeit schätze ich sehr und mag es, situativ und spontan reagieren zu können.
Michael Zimmermann
«Feuer und Leidenschaft gehören zum Beruf»