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Kommunikationsworkshop für Kirchgemeinden

Gesucht: Die unentdeckten Perlen der Kirchgemeinden

von Tilmann Zuber und Noemi Harnickell
min
02.04.2024
Erstmals fand in der reformierten Kirche Kanton Solothurn ein Kommunikationskurs statt. Einen ganzen Tag beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Fotos, Social Media und Storytelling. Und dies mit Erfolg.

Im Zeitalter von Social Media, Websites, Fernsehen und Zeitungen spielt Kommunikation eine grosse Rolle. Die Arbeitsgruppe «Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Sichtbarkeit» unter der Leitung von Synodalrätin Sandra Knüsel hat dazu einen Workshop angeboten. In der Kirche Gäu-Egerkingen lernten die fast fünfzig Teilnehmenden einiges über Social Media, gute Bilder und Storytelling. «Der Tag war ein grosser Erfolg», lautete das Echo von Sandra Knüsel.

Fotografie-Workshop: das richtige Bild

Im Fotografie-Workshop mit Susanne Seiler werden Situationen nachgestellt. Ein Interview, ein Vortrag, ein Gottesdienst, ein Porträt. Der Workshop findet in der Kirche Egerkingen statt. Durch die hohen Fenster flutet das Tageslicht. Fürs Fotografieren ein Segen – aber auch eine Herausforderung. Der falsche Winkel und das Fotosujet steht im Gegenlicht im Dunkeln!»

Susanne Seilers Tipp: «Stellen Sie die Person, die Sie fotografieren möchten, seitlich ans Fenster, sodass sie vom Sonnenlicht erhellt wird. Fotografieren Sie sie aber ohne das Fenster im Hintergrund.»

Bei Veranstaltungen, bei denen die zu fotografierende Person nicht so leicht zu verschieben ist, lohnt es sich wiederum, sich als Fotografin im Mittelgang zwischen den Stuhlreihen zu positionieren. Am besten übrigens ganz in Schwarz gekleidet, so fällt man nämlich am wenigsten auf!

Der wichtigste Geheimtipp: Eine Beziehung mit dem Gegenüber aufbauen.

Während die Teilnehmenden ihre Skills in Kleingruppen üben, sich als Fotomodelle auf das Podest stellen und Reden inszenieren, verteilt Seiler individuelle Ratschläge. Hochkant oder quer? Das komme auf die Situation an. «Bei Bildern von Konfirmanden und Konfirmandinnen ist es wichtig, dass die Füsse mit drauf sind», sagt sie. «Vor allem bei den Mädchen, schliesslich tragen die in der Regel wunderschöne Kleider und hohe Schuhe!»

Der wichtigste Geheimtipp für ein gutes Porträt, betont Seiler, lautet jedoch: Eine Beziehung mit dem Gegenüber aufbauen! Sitzt der Kragen? Will die Person das Halstuch anbehalten? Und jetzt an was Schönes denken! «Am Ende eines Gruppenfoto-Shoots sage ich den Leuten immer: ‹Jetzt ruft noch Yeah!› – Das gibt dem Ganzen einen freudigen Abschluss.»

Social Media mit Stephan Jütte

Ein paar Türen weiter leitet Stephan Jütte einen Workshop zum Thema «Social Media». Jütte ist Medienbeauftragter der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. Er leitete unter anderem die digitale Medienplattform RefLab und war Co-Host des Podcasts «Schall und Rauch».

Als Kirchgemeinden, sagt er, stehe man vor der Herausforderung, verschiedene Zielgruppen ansprechen zu müssen. Die grösste von ihnen: die bürgerliche Mitte. In Kleingruppen wird zunächst erarbeitet, welche Werte diese spezifische Zielgruppe haben könnte. Familie. Gemeinschaft. Umweltbewusstsein. Im Brainstorming kommen zahlreiche Stichworte zusammen.

Kirche ist ein bisschen wie Theater: Ich muss nicht unbedingt hin, aber ich sehe gern, welche Angebote stattfinden können.

«Wenn wir diesen Menschen eine Taufe schmackhaft machen wollen», so Jütte, «dann geht das nicht über die Geschichte von Johannes dem Täufer. Aber wenn wir sagen, eine Taufe ist ein Familienfest, dann klingt das schon viel interessanter!» Stephan Jütte rät davon ab, über die sozialen Medien Veranstaltungen zu bewerben. Vor allem das simple Hochladen von Links und Flyern. «Social Media sind wichtig, um zu zeigen, was in der Kirche stattfindet», erklärt er. «Kirche ist ein bisschen wie Theater: Ich muss nicht unbedingt hin, aber ich sehe gern, welche Angebote stattfinden können.»

Wolle man dennoch eine Veranstaltung bewerben, dann müsse man den Menschen so nah wie möglich sein. Die Pfarrerin oder der Pfarrer solle doch zum Beispiel ein kurzes Video aufnehmen und von den Vorbereitungen für den anstehenden Gottesdienst erzählen.

 

«Social Media sollen auch Spass machen!» Stephan Jütte, Medienbeauftragter der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. | Foto: Susanne Seiler

«Social Media sollen auch Spass machen!» Stephan Jütte, Medienbeauftragter der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. | Foto: Susanne Seiler

 

«Gute Inhalte auf Social Media sind aufwendig», sagt Jütte. «Wenn man sich die Mühe nicht machen will, Redaktionspläne zu erstellen und Zielgruppenstrategien zu entwickeln, dann sind Social Media im besten Fall ein Hobby. Oft lohnt es sich dann nicht.» Wer sich nicht reinfinde in Social Media, könne es darum mit bestem Gewissen sein lassen und auf altbewährte Methoden wie Broschüren oder Flyer zurückgreifen. «Social Media», so Jütte, «sollen auch Spass machen!»

Themen und Geschichten in der Kirchgemeinde

Im dritten Workshop geht es um Storytelling, die Kunst, Beiträge so zu erzählen, dass sie spannend sind. Gehalten wird er von Tilmann Zuber und Astrid Baldinger, dem Chefredaktor und der Produktionsleiterin des «Kirchenboten».

In einem ersten Schritt diskutieren die Teilnehmenden, welche Ereignisse aus ihrer Kirchgemeinde sich für Storytelling eignen. Während viele zunächst glauben, da gibt es nichts, zeigt sich nach kurzer Zeit, wie viele unentdeckte Perlen in den Kirchgemeinden schlummern. Und diese wollen erzählt und kommuniziert werden, mit Kreativität und künstlicher Intelligenz, wie man im Workshop erfährt.

 

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