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«HERZwärts»  – Dank-, Buss- und Bettag in Luzern

«Glaube und Leben sind nicht zwei Paar verschiedene Schuhe»

von Carole Bolliger
min
02.09.2024
LUZERN | Bereits zum 19. Mal wird im Kanton Luzern der Dank-, Buss- und Bettag gemeinsam von den drei Landeskirchen, der Islamischen Gemeinde Luzern sowie dem Kanton Luzern begangen. Dieses Jahr steht der Feiertag unter dem Motto «HERZwärts».

In einer Zeit, in der gesellschaftliche Gräben und Diskrepanzen oft durch unterschiedliche Meinungen und Ansichten entstehen, setzen die reformierte Kirche, die katholische Kirche, die christkatholische Kirche sowie die Islamische Gemeinde und der Kanton Luzern ein Zeichen und begehen den Dank-, Buss- und Bettag gemeinsam, um den Dialog zwischen den Glaubensrichtungen zu fördern und die Gemeinschaft zu stärken. Dies bereits zum 19. Mal. Am 15. September findet der Dank-, Buss- und Bettag unter dem Motto «HERZwärts» statt.

Maximilian Paulin, reformierter Pfarrer in Malters und Teil der Spurgruppe, die das Motto des Bettags dieses Jahr erarbeitet hat, betont die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Kirchen, den Religionen und auch den politisch-weltanschaulichen Gruppen: «Wir wollen den gesellschaftlichen Dialog anregen und die Menschen auffordern, den Austausch mit Menschen, Kulturen und Lagern zuzulassen.»

Muhamed Sabanovic, Präsident der Islamischen Gemeinde Luzern (IGL), ergänzt: «Seit mehr als dreissig Jahren sind Muslime Teil dieser Gesellschaft und leisten ihren Beitrag zum Zusammenleben in der Schweiz.» Er ist überzeugt, dass in unserer schnelllebigen und dynamischen Zeit das Verständnis füreinander gestärkt werden muss und dass ein offener interreligiöser Dialog ein sehr wichtiges Mittel dazu ist.

Mit dem Herzen aufeinander zugehen

Das Motto «HERZwärts» wurde von einer Spurgruppe der beteiligten Religionsgemeinschaften entwickelt und symbolisiert die Werte von Offenheit, Toleranz und gegenseitigem Respekt. «Wir wollten ein Motto, das Menschen dazu bringt, sich wieder aufeinander zuzubewegen. Es geht darum, mit dem Herzen aufeinander zuzugehen und unsere Herzen zu öffnen», erklärt Maximilian Paulin. Und Sabanovic fügt hinzu, dass die Lehren des Islam, die Mitgefühl und Respekt betonen, perfekt zu diesem Motto passen. «Der Koran und die Hadithe enthalten zahlreiche Passagen, die diese Werte unterstreichen.»

Im Rahmen von «HERZwärts» finden in den Kirchgemeinden ökumenische Gottesdienste im ganzen Kanton Luzern statt. Mit den niederschwelligen Gottesdiensten wollen die Verantwortlichen auch Menschen, die keinen Bezug zur Kirche haben, ansprechen. Paulin unterstreicht, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer Glaubensrichtung, willkommen seien.  Die IGL plant, die Botschaft von «HERZwärts» durch Beiträge auf ihrer Website und Social Media sowie durch Predigten in den Moscheen zu verbreiten. Am Freitag, dem 13. September, werden die Imame in allen acht Moscheen im Kanton das Thema in ihren Freitagspredigten ansprechen.

Die IGL sieht sich als Brückenbauerin sowohl innerhalb der muslimischen Gemeinschaft als auch zwischen dieser und der breiteren Gesellschaft. «Die IGL leistet durch Projekte wie ‹HERZwärts› und andere interreligiöse Veranstaltungen einen wichtigen Beitrag zur sozialen Integration von Muslimen in der Schweiz», so Sabanovic. Er lädt alle Nichtmuslime dazu ein, sie kennenzulernen und Vorurteile abzubauen. «Wir glauben an ein friedliches Zusammenleben und sind offen für den Dialog.»

Aktiv Brücken bauen

Auch für Maximilian Paulin ist die Teilnahme der reformierten Kirche an diesem gemeinsamen Prozess essenziell. «Wir versuchen, Glaube und Leben nicht als zwei Paar verschiedene Schuhe zu sehen, sondern im Sinne der Schöpfung als ein Ganzes.» Deshalb sei die Zusammenarbeit mit den anderen gesellschaftlichen Gruppen und auch dem Kanton so wichtig. Inwiefern ist denn der Gedanke der Busse und Umkehr noch relevant in der modernen Gesellschaft? Paulin: «Ich denke, relevanter denn je, auch wenn er nicht ganz in Mode ist.» Und er erklärt: «Wenn wir sehen, welchen Herausforderungen wir in Zukunft gegenüberstehen – Klimawandel, politische und religiöse Diskrepanzen und Auseinandersetzungen –, sollten wir uns unbedingt Gedanken machen, wie wir das bewältigen können.»

«HERZwärts» dürfte vielen bewusster machen, wie wichtig der interreligiöse Dialog für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist. Die drei Landeskirchen, die IGL wie auch der Kanton spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie aktiv Brücken zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften bauen und den Dialog fördern – in einer Zeit, in der Verständnis und Respekt mehr denn je gefragt sind.

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