Glaubensreise durch die Natur
«And I would walk 500 miles, and I would walk 500 more!» Ganz so anstrengend wie in dem Lied dürfte der Wandergottesdienst der Kirchgemeinde Bretzwil-Lauwil am 30. Juni natürlich nicht werden. Vielmehr findet man in der Natur einen neuen Zugang zu Spiritualität und Glauben.
Gemeinschaft und Natur
Auch beim Wandergottesdienst bleiben die bekannten Elemente aus dem Gottesdienst erhalten. Die Gruppe wandert in kleinen Etappen und hält immer wieder inne, um Textstellen zu hören, zu singen, Fürbitten zu sprechen und zu beten. Am Hauptrastplatz in Bretzwil gibt es schliesslich die Predigt, ehe dann gepicknickt wird.
«Das gemeinsame Unterwegssein ist etwas ganz Besonderes», sagt Pfarrerin Franziska Eich Gradwohl aus der Gemeinde Bretzwil-Lauwil. Sie organisiert den Wandergottesdienst gemeinsam mit ihrem Kollegen Hansueli Meier aus Münchenstein.
Das Ziel ist dabei oft weniger wichtig als die Gemeinschaft und die Natur. «2019 war es einmal wahnsinnig heiss», erinnert sich Eich Gradwohl. «Deswegen kürzten wir die Wanderung ab und setzten uns in den Schatten eines grossen Baums. Dort sassen wir einfach und schwätzten etwa eine Stunden lang. Dieser Tag bleibt mir in besonderer Erinnerung.»
Keltisches Christentum neu entdecken
Eich Gradwohl greift bei den Wandergottesdiensten gerne auf Gebete und Texte der schottischen Iona-Community zurück. Diese ökumenische Gemeinschaft hat ihr Zentrum auf der schottischen Insel Iona und hat sich zum Ziel gesetzt, ihren Glauben in der Verantwortung für die Umwelt zu leben und «neue Wege zu finden, die Herzen aller zu erreichen». Die Glaubenssätze von Iona knüpfen an Traditionen der iroschottischen Kirche an und versuchen, das keltisch geprägte Christentum wiederzuentdecken.
Franziska Eich Gradwohl sieht darin vor allem eine Chance, sich mit der Natur zu verbinden. In einem Gebet heisst es etwa: «Es gibt keine Pflanze in der Erde, die nicht von deiner Schönheit erzählt, Christus. Es gibt kein Leben im Meer, das nicht deine Güte verkündet. Es gibt keinen Vogel auf seinen Flügeln, es gibt keinen Stern am Himmel, es gibt nichts unter der Sonne, das nicht von deinem Segen erfüllt ist.»
Nähe und Austausch
Immer wieder trifft Franziska Eich Gradwohl auf den Wandergottesdiensten auch Menschen an, die sie selten in der Kirche sieht. «Man kommt dabei anders ins Gespräch», meint sie. «Ich bin als Pfarrerin weniger von der Gemeinde getrennt, sondern kann unter ihnen sein und mit den Menschen über Inhalte diskutieren. Das schafft Nähe.» Nicht nur Natur und Gemeinschaft sind ein besonderes Highlight des Wandergottesdienstes. Mit dabei ist auch der Musiker Raphael Ilg, der den Ausflug mit seinem Englischhorn musikalisch untermalt.
Wandergottesdienst: 30. Juni. Treffpunkte: Nunningen Post, 9.30 Uhr (Bus ab Grellingen um 8.58 Uhr oder ab Bretzwil Dorf um 9.15 Uhr) oder Bretzwil für Andacht und Grill, ca. 11.45 Uhr (Pfarrsaal oder Schulhausplatz).
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