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Grosse Passion für die Auferstehung

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01.01.2016
Statt wie üblich die Passion Christi aufzuführen, wählten der Bass Sebastian Mattmüller und das Ensemble «Gallicantus» die selten vorgetragene «Historia der Auferstehung» von Heinrich Schütz.

Die Osterzeit ist musikalisch geprägt von Aufführungen unzähliger Passionsspiele von Matthäus bis Johannes durch alle Evangelien hindurch. Man könnte fast meinen, Ostern sei nicht die Freude an der Auferstehung, sondern die Lust am Leiden. Die Passionszeit ist überfrachtet mit Musik, während Kompositionen über die Auferstehung so selten sind wie Konzerte nach Ostern zu dieser Thematik.

Selten vertontes Thema
Dieses Ungleichgewicht beschäftigt den Sänger Sebastian Mattmüller. Erklären kann der Bass dieses Phänomen damit, dass das Leiden Christi dramaturgisch-kompositorisch ein dankbares Motiv ist, das fassbar ist und von den Menschen verstanden werden kann. Die Auferstehung dagegen, die selbst die damaligen Zeitzeugen ob des vermeintlichen Wunders lange zweifeln liess, entzieht sich menschlich Erlebbarem. Deshalb, so vermutet Sebastian Mattmüller, wurde die Auferstehung leider von Komponisten kaum vertont. Eine Ausnahme bildet diesbezüglich Heinrich Schütz. Der Komponist aus der Zeit des Frühbarock schuf mit der «Historia der Auferstehung» ein eindrückliches Werk, das aus Sicht aller vier Evangelisten das Auferstehungsgeschehen auf fast schon orientalische Erzählweise darstellt.

Feine Details
Ein Blick auf die Partitur lohnt sich, stecken doch in Text und Komposition Feinheiten, die das Werk zu einer Trouvaille machen. Die Geschichte der Auferstehung, wie sie in den vier Evangelien aufgeschrieben ist, wird vom Evangelisten rezitativisch gesungen zu vergleichen mit dem Gesang des Priesters in der katholischen Abendmahlsliturgie. Begleitet wird er von vier Gamben, die womöglich für die vier Evangelien stehen. Immer wenn irdisch-leibliche Personen sprechen, werden die Texte von einer Violone begleitet, dem Kontrabassinstrument aus der Gambenfamilie. Sie verkörpert das Bodenständige, Erdverwurzelte.
Das Auferstehungswunder in der Musik spüren
Gesungen werden die biblischen Personen von ambitionierten Sängerinnen und Sängern des Bieler Ensembles «Gallicantus». Eine Besonderheit in Schütz Komposition sind die Gesangspartien von Jesus und Maria. Sie, und nur diese beiden, werden stets als Soli, aber in Doppelbesetzung vorgetragen eine interessante Variante, um die übermenschliche Natur der beiden hörbar zu machen. In der Aufführung in der Peterskirche in Basel wird die zweite Stimme bei Jesus von einer Gambe, bei Maria aber von einer Flöte übernommen, was laut Sebastian Mattmüller auch ganz im Sinne von Heinrich Schütz ist. Das hat unter anderem mit der kleinen Besetzung des Ensembles zu tun, denn finanzielle Mittel stehen den Aufführenden keine zur Verfügung, die Kollekte muss ausreichen. Dies zeigt, dass viel Begeisterung und im wahrsten Sinne des Wortes auch viel Passion hinter diesem Projekt stehen. Und das spürt man, wenn Sebastian Mattmüller schon fast in orientalisch ausmalender Weise erzählt. Aber man glaubt ihm, dass so selbst das unfassbare Wunder der Auferstehung für Aufführende wie Zuhörende ein Stück weit erlebbar und damit fassbar wird.
Zwei Motetten von Heinrich Schütz und ein Instrumentalwerk seines niederländischen Zeitgenossen Johann Schop bereichern das Konzert in der Peterskirche.



Historia der Auferstehung von Heininrich Schütz, 29. April, 17 Uhr, Peterskirche Basel. Eintritt frei, Kollekte.

Franz Osswald

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