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Fachstelle für Lebensfragen neu auch in Uri

«Heute ist es normaler, sich Hilfe zu suchen»

von Carole Bolliger
min
21.02.2025
Sorgen nach einer Trennung, Fragen zur Schwangerschaft oder einfach eine Person, die zuhört: Die Fachstelle für Lebensfragen elbe Luzern bietet ein offenes Ohr für solche Probleme. Neu ist sie für Uri zuständig.

Die Nachfrage nach Fachleuten bei Lebensfragen steigt stetig. So auch beim Verein elbe Luzern, der seit 1973 im Auftrag der Kantone Luzern, Obwalden und Nidwalden sowie deren Kantonal- und Landeskirchen die Beratungsstelle in Luzern führt. 2024 hatte das elbe-Team über 500 Dossiers, 2018 waren es noch etwa 360. Die Anzahl Beratungsstunden für die Ratsuchenden hat sich in den letzten Jahren gar verdoppelt.

Paola Ganyi leitet die elbe seit vier Jahren und hat in dieser Zeit mit ihrem Team viel Aufbauarbeit geleistet. Die Fachstelle budgetiert nach drei Jahren mit roten Zahlen für das laufende Jahr wieder eine schwarze Null. Auch deshalb, weil die katholische Landeskirche Luzern ihren Beitrag im vergangenen Jahr um 200'00 Franken erhöht hat und die reformierte Kirche Luzern zwei Jahre hintereinander 5000 Franken zusätzlich überweist. Auch andere Träger erhöhen ihre Beiträge.

Tiefere und intensivere Auseinandersetzung möglich

Der kontinuierliche Anstieg der Fallzahlen und der Beratungsstunden lässt sich durch eine Kombination von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und institutionellen Faktoren erklären, wie Ganyi sagt. Dabei handle es sich nicht nur um eine reine Zunahme der Dossiers, sondern auch um eine tiefere und intensivere Auseinandersetzung der Menschen, die in schwierigen Lebenslagen Unterstützung suchen.

Einer der Hauptgründe für die Zunahme der Beratungen sei die psychische Gesundheit. «Dies ist eine landesweite Entwicklung, die durch unsichere Zeiten verstärkt wird», weiss Ganyi. Die Folgen dieser Belastungen sind in den zwischenmenschlichen Beziehungen spürbar. Die familiären und partnerschaftlichen Herausforderungen nehmen zu.

Zunehmend präventiv

«Menschen suchen Unterstützung bei Trennungen und Scheidungen oder Möglichkeiten, um mit Druck besser umgehen zu können – sei es durch Kommunikationstrainings oder Konfliktbewältigung», so Paola Ganyi. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Reaktion auf akute Krisen, sondern zunehmend auch um präventive Massnahmen. Ein weiterer Aspekt ist die veränderte Wahrnehmung von Unterstützung. «Früher war es oft mit Scham behaftet, Hilfe zu suchen. Heute ist der Umgang mit eigenen und familiären Schwierigkeiten offener.»

Trotz der Herausforderungen blickt Ganyi optimistisch in die Zukunft. Langfristige Ziele sollen die Fachstelle stärken. Ein nächster Schritt wird die Neugestaltung der Website bis 2026 sein, um eine breitere und mehrsprachige Zielgruppe anzusprechen. Zudem soll die hohe Qualität der Arbeit aufrechterhalten werden – ohne Erweiterung der Kapazitäten. «Wir wollen die erreichten Standards halten und die vorhandenen Ressourcen bestmöglich nutzen», sagt die Leiterin.

Für Ganyi sind die zwischenmenschlichen Begegnungen und die Möglichkeit, Menschen bei der Bewältigung von Krisen zu unterstützen, eine stetige Motivation. «Die wahrhaft wichtigen Themen des Lebens, wie die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, persönliches Wachstum und Entwicklung, tragen zu Freude und Frieden in der Welt bei.»

Die elbe Luzern ist eine wichtige Institution in der Zentralschweiz, die nicht nur auf akute Krisen reagiert, sondern auch präventiv Unterstützung bietet. Seit diesem Jahr hat die Fachstelle den Auftrag des Kantons Uri übernommen, was einen kleinen Stellenausbau ermöglicht. «Dass wir neu Uri übernehmen konnten, ist eine grosse Anerkennung für unsere Arbeit», freut sich Paola Ganyi.

Die elbe löst damit den Verein Frauenpraxis Uri ab, der diese Aufgabe in den letzten 30 Jahren übernommen hatte und sich nun aufgelöst hat. Der Kanton Uri entschädigt die elbe mit einem Franken pro Einwohnerin und Einwohner. So fliessen rund 38'000 Franken in die Kasse der Fachstelle in Luzern.

 

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