«Hier fusionieren nicht zwei Banken»
Brot für alle Bfa plant mit dem Hilfswerk der evangelischen Kirche Heks eine Fusion. Das ist keine Elefantenhochzeit unter Hilfswerken, hier geht David mit Goliath ein Bündnis ein. Alleine die wichtigsten Kennziffern zeigen dies überdeutlich. So beschäftigt das politische Kampagnenwerk Bfa 40 Mitarbeitende und verfügt über ein Budget von 18 Million Franken. Beim Heks dagegen arbeiten 400 Menschen und das Werk verwaltet jährlich ein Budget von mehr als 70 Millionen.
Auf Ebene der Stiftungspräsidien scheint die geplante Fusion ohne Friktionen und mit Team-Spirit diskutiert zu werden. An der ersten Informationsveranstaltung dieser Art demonstrierten am Montagabend Walter Schmid und Jeanne Pestalozzi kollegialen Schulterschluss. Beide Stiftungsratspräsidenten stimmten von der Zielsetzung bis zur Strategie der künftigen Organisation überein.
Das zahlreich erschienene Publikum von Vertretern der Zürcher Kirchgemeinden, die sich für Dritte-Welt-Themen engagieren, war von dem Auftritt so begeistert, dass keiner die Frage stellte, ob die Fusion überhaupt noch scheitern kann.
Personelle Abgänge verhindern
Der anvisierte Zeitplan ist anspruchsvoll. Bereits am 1. Januar 2021 sollen die beiden Werke schon verschmolzen sein. Das rasche Tempo begründete Walter Schmid damit, dass man das Personal nicht zu lange im Vagen lassen will: «Das könnte gerade bei qualifizierten Kaderleuten zu Abgängen führen.»
Jeanne Pestalozzi wiederum zerstreute Ängste, dass die entwicklungspolitisch ausgerichteten Kampagnen nach der Fusion nicht mehr im Vordergrund stehen könnten. «Das Sensibilisieren für Entwicklungspolitik und die Kampagnen sind im Stiftungszweck von Brot für alle festgeschrieben. Sie werden weiterhin in einem fusionierten Hilfswerk ihren Platz haben.»
Auch darüber, ob das Zusammengehen Konsequenzen fürs Personal hat, informierten die beiden. «Hier fusionieren nicht zwei Banken», sagte Pestalozzi und fügte hinzu: «Wenn wir etwas kürzen müssen, dann nicht wegen der Fusion, sondern wegen der immer knapper werdenden Finanzmittel.»
Rückläufige Spenden
Was die Einnahmen auf dem stark umkämpften Spendenmarkt anbelangt, waren die Sammelergebnisse in den vergangenen Jahren bei beiden Werken stark rückläufig. Dies ist auch ein Grund, warum sich die beiden Organisationen zusammenschliessen wollen. Walter Schmid zeigte auf einer PowerPoint-Folie, wie sich durch das Zusammengehen die entwicklungspolitische Ebene, das bisherige Aktionsfeld von Bfa, mit der Ebene von Projekten im Süden verschränkt. Passgenau könnten Kampagnenthemen mit Entwicklungsprojekten im Bereich Klima, Friedensförderung oder Nahrungssicherheit abgestimmt werden. Schmid stellte auch heraus: «Das zusammengelegte Werk ist geprägt von seinem kirchlichen Profil.»
Manche Teilnehmenden setzten gerade hier ein Fragezeichen, vermissten die kirchliche Botschaft bei den vorösterlichen Kampagnen. Andere wiederum waren besorgt, dass Mission 21 durch die Fusion an den Rand gedrängt wird. Über Jahre zieht sich hier schon der Streit, dass Brot für alle, einst als Spendensammelwerk gegründet, den Missionswerken zu wenig Anteil vom Spendenbatzen abliefert. Jedes Jahr wird um den Verteilschlüssel gefeilscht. Mit der Fusion soll diese Kooperation hinfällig werden und Mission 21 selbstständig auf dem Spendenmarkt auftreten. Dass dies nicht leicht sein wird, darüber gibt die Motionsantwort des SEK-Rates Anfang November an der Abgeordnetenversammlung in Bern Auskunft. Der SEK sieht eine «fortdauernde Marginalisierung der kirchlichen Werke auf dem freien Markt» gegeben. Immerhin hat die Zürcher Landeskirche auf diese Nachteile reagiert und ihren Beitrag an Mission 21 auf fast 150'000 Franken verdoppelt.
Delf Bucher, reformiert.info, 14. November 2019
«Hier fusionieren nicht zwei Banken»