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«Ich bin ein ausgesprochener Weihnächtler»

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06.12.2021
Minus Weihnachtsgeschichten gehören zur Adventszeit wie Weihnachtsguetzli. Der Basler erzählt, warum er gerne «Geschenkli» macht, an Gott glaubt und was die tiefe Liebe ausmacht.

Minu, Sie sind einer der erfolgreichsten Autoren von Weihnachtsgeschichten. Warum schreiben Sie solche Geschichten?
Weil ich ein ausgesprochener «Weihnächtler» bin.

Waren Sie dies schon immer?
Ja. Weihnachten hat mich schon als Kind fasziniert. Meine Eltern waren sich selten einig, ausser bei Weihnachten. Ihnen war klar, das Kind musste seine Weihnachten haben, mit allem Drumherum: Wunschzettel schreiben, Zeichnung fürs Christkind, die ich abends auf den Fenstersims legte, am anderen Morgen fand ich Glitter drauf. «Schau, das Christkind war da!», riefen meine Eltern freudig. An Heiligabend kam die ganze Familie zusammen, manchmal bis zu 40 Leute. Ich fand das toll.

Und später, als Sie entdeckten, dass es kein Christkind gibt? Waren Sie enttäuscht?
Nein, der Glanz des Festes blieb. Weihnacht ist der Moment, in dem man anderen eine Freude machen kann, selbst wenn es manche als Pflicht empfinden. Ich ärgere mich über die dumme Bemerkung, das «Gschänklimachen» sei nur ein Geschäft. Natürlich ist es ein Geschäft. Es macht trotzdem Freude, jemandem etwas zu schenken.

Ist diese Freude das Geheimnis von Weihnachten?
Ja, deshalb haben meine Weihnachtsgeschichten oft ein kitschiges Happy End. Im Leben ist dies ja oft anders. Für mich hat die Adventszeit einen speziellen Zauber, ich werde dann nostalgisch und denke an die Kindheit zurück. Natürlich kann Weihnachten auch schwierig sein.

An Weihnachten feiert man, dass Gott Mensch wurde. Sagt Ihnen diese Botschaft etwas?
Natürlich. Es ist eine wunderbare Aussage der Bibel. Ich lasse mir den lieben Gott nicht nehmen, auch wenn kaum jemand im journalistischen Umfeld daran glaubt. Ich werde oft belächelt, wenn ich erzähle, dass ich täglich mit Gott und meinen verstorbenen Freunden rede.

Eine solche Haltung provoziert.
Der liebe Gott ist für mich jemand, der da ist und zu uns schaut. Natürlich wissen wir nicht, was dahintersteht. Keiner weiss dies. Wenn meine Physikerfreunde mit dem Urknall argumentieren, frage ich: «Was war denn vor dem Urknall?»

In Ihren Geschichten geht es um Beziehungen, Liebe und Sehnsüchte. Sie scheinen einer der letzten Romantiker in der Schweiz zu sein.
(-minu lacht laut auf.) Das stimmt nicht.

Warum nicht?
Sehen Sie, ich lebe seit 53 Jahren in einer Partnerschaft und habe mittlerweile geheiratet. Das hat mit Romantik nichts zu tun. Gerade in der jetzigen Situation – mein Partner hat Krebs – spüre ich, dass ich ihn heiss liebe, aber auf einer anderen Ebene. Dieses Gefühl ist wahnsinnig stark. Es ist ein Geschenk ...

... und vergänglich.
Natürlich. Ich empfinde es als ein grosses Geschenk, dass wir lieben können. Viele können dies nicht erfahren. Wenn die Töchter meiner Gottenkinder über Liebeskummer klagen, dann sage ich: «Heul nicht, sei dankbar! Denk daran, wie viele diese tiefen Gefühle der Trauer und des Glücks nie erleben konnten!»

Als Kolumnist haben Sie über die Reichen und Schönen geschrieben. Sind diese anders als wir Normalbürger?
Überhaupt nicht, es gibt unter den Reichen genauso viele Trottel und Nette wie in der restlichen Bevölkerung. Auch Reiche haben Sorgen, einfach andere. Auch bei den Begüterten sagt der liebe Gott ab und zu Nein und versetzt ihnen einen Stoss. Den Schicksalsschlägen kann man auch mit Geld nicht entkommen.

Macht Geld frei?
In gewisser Hinsicht. Andererseits besteht bei den Reichen eine Unsicherheit gegenüber anderen. Sie fragen sich ständig: «Meinen es die Leute ehrlich?» Oder sagen sie etwas nur, weil ich bekannt und reich bin? Gerade wenn es um das Feiern und Heiraten geht, kann dies schwierig sein. Vermögende Freundinnen von mir haben deshalb zunächst ihren Namen nicht preisgegeben. Sie suchten eine ehrliche Beziehung, doch sobald das Geld ins Spiel kam, scheiterte diese.

Wird man misstrauisch?
Ja, und abweisend. Die Leute errichten um sich herum einen Schutzwall, um nicht verletzt zu werden.

Im Gegensatz zu Ihnen: Sie strahlen eine grosse Offenheit und Lebensfreude aus. Woher kommt dies?
Das klingt vielleicht kitschig, ich glaube, das hat mit meinem Glauben zu tun. Er hilft mir sehr, gerade wenn es mir mies geht. Ich habe eigentlich nie auf mein Umfeld gezählt, sondern auf den lieben guten Gott. Zu wissen, dass jemand für mich da ist, erfüllt mich mit Kraft.

Zum Schluss zu einer anderen Leidenschaft von Ihnen: Essen und Kochen, damit wurden Sie berühmt.
Ich koche aber nicht gerne.

Wie bitte?
Nein, ich habe nie gerne gekocht. Als ich als Journalist bei der «National- Zeitung» anfing, musste ich über die Börse schreiben. Ich hasste dies, und die Wirtschaftsredaktion hielt mich für das Letzte. Ich musste mir also etwas einfallen lassen, um meine Stelle zu behalten. So erfand ich «Was kochen Sie zum Mittag?». Ich rief Hausfrauen an und fragte sie, was sie kochten. Die Rezepte haben wir dann publiziert. Die Serie war ein Erfolg, und so landete ich in der Schublade «Kochen». Es gibt drei Themen, für die ich schweizweit als Journalist bekannt bin: den Basler Daig, das Schwulsein und das Kochen. Aber gerne habe ich nicht darüber geschrieben.

Auch nicht die Klatschspalte?
Nein, denn dafür wurde ich angefeindet. Jeder behauptete, er lese das nicht. Aber sonderbarerweise wusste jeder, was drinstand. Zum 60. Geburtstag machte ich mir ein Geschenk: nie mehr über Kochen und Klatsch schreiben.

Zurück zum Weihnachtsessen. Was empfehlen Sie den Leuten als Menü für die Weihnachtstage?
Bei uns daheim gab es immer Schüfeli mit Bohnen. Das war das traditionelle Weihnachtsgericht. Doch ich mochte das nicht. Ich fragte meine Mutter, warum sie das koche. Da antwortete sie: «Ich habe es auch nicht gerne. Aber für den Vater wäre es keine Weihnacht ohne Schüfeli mit Bohnen.» Als meine Mutter das Zeitliche gesegnet hatte, übernahm ich diese Tradition. Nach drei Jahren sagte mein Vater, er finde es toll, dass ich das Weihnachtsessen weiterführe, aber warum müsse es immer Schüfeli mit Bohnen sein? «Das mache ich doch für dich», sagte ich. «Warum denn für mich? Für die Mama war es doch wichtig, aber nicht für mich.» Das war das Ende eines jahrelangen Missverständnisses.

Interview und Bild: Tilmann Zuber, kirchenbote-online

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