«Ich musste oft jonglieren, um alles unter einen Hut zu bekommen»
Lilli Hochuli, nach vier Jahren im Synodalrat ist bald Schluss. Wie fühlen Sie sich?
Ich fühle mich gut, durfte ich doch in dieser Zeit unglaublich viele wertvolle Erfahrungen sammeln, die ich nicht missen möchte. Es war eine bereichernde und intensive Zeit.
Warum machen Sie nicht weiter im Synodalrat?
Das war eine wohlüberlegte Entscheidung, kein spontaner Entschluss. Mein Arbeitspensum als Pfarrerin mit Schwerpunkt 64plus ist hoch und umfasst die Begleitung Sterbender und die Übernahme von Abschiedsfeiern. Zudem bin ich zuständig für die Reformierten in fünf Altersheimen. Mittwochs finden dort regelmässig Gottesdienste statt und ich leite mittwochs auch die Regionaltreffen. Gleichzeitig fanden an genau diesem Wochentag unsere Synodalratssitzungen statt. Da musste ich oft jonglieren, um alles unter einen Hut zu bekommen.
Hatten Sie das Gefühl, den Aufgaben nicht mehr gerecht zu werden?
Ich glaube nicht, dass ich etwas vernachlässigt habe – das ist mir sehr wichtig. Doch ich musste ehrlich zu mir sein: Es ging oft auf meine eigenen Kosten. Freizeit, Familie und Freunde blieben häufig auf der Strecke.
Wie schwer fiel Ihnen die Entscheidung?
Es war keine leichte Entscheidung, denn ich habe meine Arbeit im Synodalrat sehr geschätzt. Ich durfte viele interessante Menschen kennenlernen, spannende fachliche Diskussionen führen und hinter die Kulissen der landeskirchlichen Organisation blicken. Es war aber auch eine Zeit voller Termine und Verpflichtungen. Ich erkannte, dass für mich die negativen Aspekte überwiegen würden mit Blick auf eine weitere Amtsperiode.
Auf was sind Sie besonders stolz, das Sie in Ihrer Zeit im Synodalrat erreicht haben?
Ein Highlight war das Projekt zur neuen Kirchenordnung. Ich durfte es für den Synodalrat fast von Anfang an begleiten und war bis zur Verabschiedung in der letzten Synode aktiv involviert. Als ich nach dem letzten Votum Platz nahm, dachte ich: «Jetzt haben wir es geschafft.» Die Kirchenordnung tritt genau einen Tag nach meinem Ausscheiden in Kraft – ein schöner Abschluss.
Was hat Sie an der Arbeit im Synodalrat am meisten überrascht?
Die immense Bandbreite an Aufgaben, die der Synodalrat zu bewältigen hat, und die stets zunehmende Komplexität der Geschäfte. Eindrücklich war auch die Zusammenarbeit mit dem Synodalrat und den Mitarbeitenden der Landeskirche.
Was werden Sie am meisten vermissen?
Den Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Synodalrat und mit den Synodalen. Auch die Vernetzungstreffen mit anderen Landeskirchen und die Beauftragung sowie Amtseinsetzung von Sozialdiakoninnen und Sozialdiakonen haben mir Freude bereitet.
Und was werden Sie nicht vermissen?
Die durchgetaktete Agenda! Im Synodalrat und natürlich auch im Pfarramt müssen viele Termine weit im Voraus geplant werden. Doch insbesondere die Seelsorge im Pfarramt erfordert eine hohe Flexibilität. So war es oft schwierig, meine Ferien auch noch unterzubringen.
Gibt es einen Ratschlag, den Sie mitgeben möchten?
Ich wünsche mir jemanden, dem die Landeskirche am Herzen liegt. Wichtig ist, offen für Neues zu sein, strukturiert zu arbeiten und mit den vielfältigen Herausforderungen professionell umzugehen.
Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Langweilig wird es mir nicht (lacht). Ich setze meine Weiterbildung in der Altersseelsorge an der Universität Bern fort und werde meinen viermonatigen Studienurlaub nutzen, um mich noch intensiver mit diesem Bereich der Seelsorge zu beschäftigen. Mein Fokus liegt wieder voll auf meinem Pfarramt in Hochdorf – darauf freue ich mich sehr.
Sie können es doch nicht ganz sein lassen und kandidieren für die Schlichtungsstelle der Landeskirche.
Das ist richtig, ganz ohne kirchliches Amt bleibe ich wohl nicht. Die Schlichtungsstelle ist ein Gremium, das nur selten angerufen wird, aber wenn es nötig ist, eine wichtige vermittelnde Rolle spielt. Da möchte ich gern meinen Teil dazu leisten.
Welcher Bibelvers begleitet Sie?
Mein Ordinationsspruch aus dem zweiten Timotheusbrief: «Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.» Dieser Vers begleitet mich bei meiner Arbeit. Frei nach dem Motto: Mit Gottvertrauen mutig voran!
«Ich musste oft jonglieren, um alles unter einen Hut zu bekommen»