«Ich träume auf spanisch und auf deutsch»
Ihr Ausstrahlung ist lebendig, ihr Lachen herzhaft. Vieles an ihr ist bunt. Ihre Halskette, die Ohrringe, die Fingerringe. Wenn Christina Donet erzählt, kommt einem ihre Heimat nahe, obwohl sie seit 30 Jahren in der Schweiz lebt, 25 Jahre davon mit ihrem Schweizer Mann in Neuhausen. «Ich lebe mit einem Fuss in der Schweiz und mit dem anderen in Lateinamerika», sagt sie.
Christina Donet ist vielseitig. Die ehemalige Kinderpsychologin hatte in Lima Gesang studiert, bevor sie aufgrund der politischen Unruhen in Peru in die Schweiz flüchtete. Hier hat sie Arbeit gefunden als Pflegehelferin, einem Beruf, der ihr Freude bereitet, wie sie sagt.
In Peru verwurzelt und auch in der Schweiz beheimatet
Mitgereist ist die Musik. Christina Donet singt Chansons aus Lateinamerika. Live begleitet wird sie von Musikerkollegen am Bass, auf der Gitarre und am Saxofon. Andere Instrumente, die für lateinamerikanische Musik typisch sind, wie eine grosse Perkussion, Geigen, Cello, Cajon, Bongos oder Tumbas werden in Peru eingespielt und zur Livemusik dazugemischt. Gemeinsam sind Christina Donet und ihre Musikerfreunde «cardo o ceniza», auf Deutsch «Distel oder Asche». «Cardo o ceniza symbolisiert die gros-se Spanne zwischen Freud und Leid, starken Emotionen und erdhafter Verbundenheit, die in den lateinamerikanischen Chansons zum Ausdruck kommt», erklärt die Sängerin.
Am Schaffhauser Frauenfest zum Internationalen Frauentag singt Christina Donet Chansons aus Brasilien, Kuba und Peru. Den Text zu «Canto la tierra» hat sie selber verfasst. Er handelt von ihrer Verbundenheit mit der Heimat und erzählt, wie ihre Seele im Traum nach Peru fliegt, zu Freunden und Familie, zu Farben und Düften, um gemeinsam von der Hoffnung zu singen und zu tanzen. Die Musik dazu ist eine «Saya», ein rhythmischer Tanz aus den Andenländern.
Die Peruanerin freut sich auf ihren Auftritt am Frauenfest in Schaffhausen, der von der evangelisch-reformierten Kirche und der Organisation «Schaffhauser Menschenrechtstage» organisiert wird. Das Frauenfest lädt Frauen aus allen Kulturen ein, um miteinander zu essen, zu feiern und zu tanzen. Christina Donet hat Kontakt mit Menschen aus verschiedenen Kulturen: «Wir sollten alle zusammenhalten und versuchen, denen zu helfen, die nicht so gute Startbedingungen mitbringen.»
Mit Humor improvisieren
An der Schweiz gefallen ihr der Fleiss und die Disziplin im Arbeitsleben. «Die Schweizer haben dadurch für ihr Land viel erreicht», sagt sie, «das würde auch Peru guttun.» Manchmal fehlt ihr aber eine gewisse Spontanität. «Mit Humor improvisieren, ohne dass man sich ärgert, ist in Lateinamerika normal», sagt sie.
Christina Donet hat sich die deutsche Sprache angeeignet. «Aber manchmal spüre ich einen inneren Schmerz, eine Unruhe in mir. Dann muss ich für zwei bis drei Stunden spanisch sprechen und mein Herz ist wieder in Ordnung», erzählt sie.
Einmal pro Jahr besucht sie Lateinamerika, ihre Familie und Freunde. «Ich möchte den Kontakt mit meiner Kultur behalten, das ist mir wichtig.» Leben wird sie auch in Zukunft in der Schweiz. «Mein Herz schlägt für beide Länder. Wenn ich träume, träume ich auf spanisch und auf deutsch.»
Frauenfest zum Internationalen Tag der Frau: 8. März, 18.30 bis 21 Uhr, Zwinglikirche, Hochstrasse 202, Schaffhausen
22.02.18 | Adriana Schneider
«Ich träume auf spanisch und auf deutsch»