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Mittendrin

Im Leben, im Glauben und in der Liebe: Cédric Schmid

von Simona Starzynski
min
28.12.2023
Cédric Schmid ist nicht so der Typ für die Hängematte. Der Treuhänder engagiert sich seit bald 20 Jahren in der FDP. Den Freisinn für Freiheit und Werte erkennt er auch in der reformierten Kirche, wo er seit fünf Jahren sein Fachwissen in der Bezirkskirchenpflege Zug im Bereich Finanzen einbringt.

Cédric Schmid, wie geht Leben?

Voraussetzung ist, dass man das, was man tut, gerne macht und dahinter kein Zwang steht. Das ist das grosse Thema Freiheit: Jeder Mensch sollte ein Umfeld haben, in dem er sich entfalten kann und sich wohlfühlt. Das heisst aber nicht, dass das Leben immer ein Spaziergang ist oder sein sollte. Leben bedeutet für mich auch, Teil einer Gesellschaft zu sein, in der man eine Aufgabe für andere hat und diese wahrnimmt. Wir Schweizer schauen ja häufig kritisch auf das Leben, es wird viel reklamiert und bedauert.
Da könnten wir von anderen Regionen lernen, etwa von Lateinamerika, wo trotz schwieriger Umstände grosse Lebensfreude herrscht.

Was bedeutet Ihnen Glaube?

Zunächst einmal habe ich erkannt, was die Institution Kirche alles für die Gesellschaft leistet. Gerade für Menschen, die sonst durch alle Raster fallen oder am Rande stehen. Dafür muss ich nicht unbedingt ein sonntäglicher Kirchgänger sein, der an einen Gott glaubt. Ich finde es toll, wenn jemand glaubt und diesen Glauben auch praktiziert. Egal welche Religion. Ich selbst bin Agnostiker, aber das steht meinem Engagement in der Kirche überhaupt nicht im Wege. Der Ansatz der reformierten Kirche besteht in der Offenheit und liberalen Denkweise, darin finde ich mich sehr.

Kennen Sie Angst?

Ich war 16, als sich meine Eltern scheiden liessen. Mitten in der Pubertät, wirklich kein idealer Zeitpunkt dafür. Dieses einschneidende Erlebnis war mit vielen Ängsten verbunden. Es war lange nicht klar, bei welchem Elternteil ich nach der Scheidung leben würde. Ich wusste, zu wem von beiden ich eine gute und tiefe Beziehung hatte, und musste das vor Gericht einfordern. Die Sorge, dass die Entscheidung nicht gut für mich ausgehen könnte, war sehr existenziell.

 

Wer sind die Menschen, die sich in der Reformierten Kirche Kanton Zug engagieren? In dieser Kolumne stellen wir ihnen Fragen zu Glaube und Leben.

 

Woraus schöpfen Sie Hoffnung?

Ich bin von Natur aus ein absoluter Optimist. Ich habe noch immer die grosse Hoffnung, dass die Menschen grundsätzlich positiver werden und nicht so frustriert durch die Welt gehen. Es gibt Regionen auf der Welt, etwa Brasilien, wo die Menschen jeden Abend ein Fest feiern und gut gelaunt sind, obwohl sie nicht wissen, ob sie den nächsten Tag in der brutalen Kriminalität überleben werden. Das gibt einem ein bisschen die Hoffnung, das mehr wertzuschätzen, was man hat.

Können Sie Liebe beschreiben?

Ich bin dieses Jahr mit meiner Frau 20 Jahre zusammen, das ist ein langer Weg, der uns auch in unserer Liebe zueinander hat wachsen lassen. Aber Liebe drückt sich auch darin aus, wie man mit anderen Menschen umgeht. Dass man sie so behandelt, wie man es selbst gerne erleben möchte. Das versuche ich im Alltag zu leben, mit Kunden, mit Mitarbeitenden und Freunden.

Wie schauen Sie auf das Lebensende?

Mein Bruder ist gestorben, als ich neun Jahre alt war. Ich bin also schon sehr früh damit in Berührung gekommen. Der Tod ist Teil des Lebens, er gehört dazu. Ich denke, dass man nach dem Tod wieder in die Natur zurückkehrt – in welcher Form auch immer. Ich stehe da zwischen dem biblischen Weiterleben nach dem Tod und eher wissenschaftlichen Theorien. Es ist in jedem Falle eine Transformation. Ich habe schon auch Angst und Respekt davor. Ich lebe einfach sehr gerne.

 

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