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Martin Flückiger: neuer Leiter Finanzen

Im Vordergrund die Menschen, im Hintergrund die Finanzen

von Noemi Harnickell
min
24.10.2024
Seit Juni 2024 ist Martin Flückiger neuer Leiter Finanzen in der Verwaltung der Evangelisch-reformierten Kirche Baselland. Was hat der Mammon mit dem Auftrag der Kirche zu tun?

Seit drei Monaten verantwortet Martin Flückiger, ausgebildeter Betriebsökonom FH, das Finanz- und Rechnungswesen sowie die Personaladministration der ERK BL und berät Kirchenrat und Kirchgemeinden in finanziellen Angelegenheiten. Flückiger leitete unter anderem zuvor elf Jahre lang den Geschäftsbereich Steuerbezug bei der Steuerverwaltung des Kantons Baselland. Was bedeutet der Wechsel vom Kanton in die Kirche für ihn? «Kanton und Kirche unterscheiden sich strukturell nur wenig voneinander», meint Martin Flückiger. «Früher war ich für Gemeinden zuständig – heute bin ich es für die Kirchgemeinden.»

Die Kirche ist Flückiger vertraut, sowohl als Mitglied als auch professionell. So war er vor einigen Jahren bereits als Revisor in seiner Kirchgemeinde tätig und setzte sich dabei unter anderem mit den Kirchensteuern auseinander. Sie ist eine der grössten Herausforderungen, der Flückiger in seinem neuen Amt entgegenblickt.

Es gibt gute Gründe, die Kirchensteuer auch dann zu bezahlen, wenn man die kirchlichen Angebote selbst nicht wahrnimmt. Kirche findet nicht nur am Sonntagmorgen statt.

Jährlich 3 Prozent weniger Mitglieder

Jedes Jahr ist mit einem Mitgliederschwund von etwa drei Prozent zu rechnen. Das hat auch Einflüsse auf den Kirchenbeitrag des Kantons: Der basiert nämlich hauptsächlich auf den Mitgliederzahlen. «Wie begegnen wir angesichts dieser Tatsache der Zukunft?», fragt Flückiger in den Raum. «Unsere grosse Aufgabe ist es, Antworten und Lösungen auf diese gesellschaftsverändernden Vorgänge zu finden.» Es gibt gute Gründe, so Martin Flückiger, die Kirchensteuer auch dann zu bezahlen, wenn man die kirchlichen Angebote selbst nicht wahrnimmt. «Kirche findet nicht nur am Sonntagmorgen statt», erklärt er. «Die Kirche fördert den sozialen Zusammenhalt. Gerade für viele ältere Menschen ist sie oft das Einzige, was noch da ist.»

Man wirke mit der Kirchensteuer dem Individualismus entgegen, der Vereinzelung des gesellschaftlichen Lebens. Die Kirchensteuer ermöglicht den Religionsunterricht, die Seelsorge, die Sozialdiakonie – und sie unterstützt auch die Arbeit des kirchlichen Hilfswerks Heks.

«Meine Arbeit», so Flückiger, «ist nur ein kleines Rädchen im System. Aber es bewirkt, dass vorne eine Pfarrerin stehen und wirken kann. Ihre Arbeit dient dem Hauptauftrag der Kirche, sich um die Belange der Menschen zu kümmern.»

Wie Geld und Kirche zusammenspielen

«Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen», sagt Jesus in seiner berühmten Bergpredigt. Und auch Martin Flückiger stimmt zu, dass Gier und Bereicherung in der Kirche nichts verloren haben. Aber er ist pragmatisch: «Ohne Geld kann die Kirche nicht funktionieren.»

Selbst die Urkirche, die früheste Form der christlichen Kirche, entstand im ersten Jahrhundert nach Christus, zeigte Strukturen auf, die wir heute wiedererkennen. «Die Verantwortlichkeiten mussten geklärt werden», meint Flückiger. «Jemand versorgte die Armen und die Witwen, jemand musste Räume zur Verfügung stellen. Während im Vordergrund den Menschen geholfen wird, braucht es im Hintergrund unterstützende Funktionen wie das Finanzwesen.»

Sorgen um die Zukunft der Kirche macht sich Flückiger vorerst keine: «Die reformierte Kirche hat eine grosse Innovationskraft», sagt er. «Das biblische Fundament, auf dem sie steht, lässt die Menschen viel Kraft und Zuversicht schöpfen.»

 

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