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In den Tiefen der Reformationsgeschichte

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25.10.2018
Vor hundert Jahren wurde die Reformierte Kirchgemeinde Reiden gegründet. Heinz Kägi schrieb das Jubiläumsbuch – und stiess zeitweise an seine Grenzen.

Das Projekt bescherte ihm phasenweise schlaflose Stunden. Heinz Kägi aus Willisau ahnte zu Beginn seiner Zusage wohl noch nicht, was es ihm alles abverlangen würde. Er schrieb das Jubiläumsbuch für die Reformierte Kirchgemeinde Reiden und Umgebung. Hundert Seiten präsentieren sich im Endprodukt als Kondensat seiner umfangreichen Recherche. Eine Recherche, bei der er unzählige Protokolle von Kirchgemeindeversammlungen und Sitzungen des Kirchenvorstandes durchackerte, Dokumente aus hundert Jahren Kirchenhistorie. Im Buch präsentiert Kägi einerseits die Geschichte der Kirchgemeinde. Mit ihr fädelt er in seinem Werk aber auch die Entwicklung der Reformierten im Kanton Luzern auf. 
Vor drei Jahren bat Jürg Wermelinger, Präsident des Kirchenvorstandes der Kirchgemeinde Reiden, der auch Pfaffnau, Roggliswil und Wikon angehören, Heinz Kägi, doch das Jubiläumsbuch zum hundertjährigen Bestehen der Kirchgemeinde abzufassen. Kägi sagte sofort zu: «Denn ich hatte ja bereits einmal ein Jubiläumsbuch geschrieben. Und zwar jenes über die eigene Kirchgemeinde Willisau-Hüswil.» Das war jedoch vor 30 Jahren. Damals stand Heinz Kägi noch mitten im Berufsleben, als Lehrer und späterer Schulleiter in Willisau, seiner Wohngemeinde. Heute ist der 68-Jährige pensioniert, frönt seinen Hobbys Wandern und Chorsingen. «Ich schätze aber auch meine neue Rolle als Grossvater», sagt Kägi.

Das Mosaik zusammengesetzt
Der Zeitfaktor für die Erarbeitung des Buches hätte aufgrund von Kägis Pensionistendasein für ihn nicht allzu sehr ins Gewicht fallen sollen. Doch die historischen Dokumente der reformierten Kirchgemeinde minuziös aufzuarbeiten, wurde für Kägi phasenweise zur kryptologischen Aufgabe: «Bis vor 50 Jahren verfassten die Pfarrer die Protokolle noch selber. Vieles wirkte verschlüsselt geschrieben», erinnert sich Heinz Kägi. Über diese Schriften den Überblick zu gewinnen, verlangte ihm viel ab, «schien manchmal gar unmöglich». Er habe sich zu Beginn des Aktenstudiums ernsthaft gefragt, wie er damit jemals auf einen grünen Zweig kommen solle. Doch es kam anders: Je mehr sich Heinz Kägi mit der Materie auseinandersetzte, desto mehr gewann er den Überblick. «Es setzte sich sukzessive alles wie ein Mosaik zusammen.» Die hundertjährige Geschichte der Kirchgemeinde Reiden und ihrer Umgebung wurde für ihn greifbar. Bereits während seiner Unterrichtszeit als Lehrer habe er sich für Heimatgeschichte interessiert. Das kam ihm jetzt zugute. 

Harte Zeiten für die Reformierten in Luzern
Und so erfährt der Leser des Jubiläumsbuchs viel Spannendes über die Geschichte der Reformierten. Kägi zeigt auf, dass sie im Kanton Luzern lange durch härtere Zeiten gingen als anderswo. Nach einem blutigen Tauziehen, kriegerischen Auseinandersetzungen über die Jahrhunderte, unter anderem zwischen dem reformierten Bern und dem katholischen Luzernbiet, wagte 1918 eine kleine Gruppe Reformierter den Zusammenschluss. Sie organisierten sich als protestantischer Verein in Reiden. Dies war die Geburtsstunde der Reformierten Kirchgemeinde Reiden und Umgebung. Die Stadtgemeinde Luzern hatte die staatliche Legitimation bereits 1826 erhalten. Erst rund hundert Jahre später, nämlich am 1. Januar 1927, trat die lang ersehnte offizielle Verfassungsänderung im Kanton Luzern in Kraft, der zufolge man nun auch reformierte Luzerner Landgemeinden schaffen konnte. «Im Juli 1927 fand gemäss regierungsrätlicher Anweisung erstmals eine offizielle Kirchgemeindeversammlung in Reiden statt», sagt Heinz Kägi. Kägi arbeitet in seinem Buch die Geschichte der Kirchgemeinde lückenlos auf. Für Erheiterung bei der Lektüre sorgen Anekdoten. Etwa dass über lange Zeit der reformierte Pfarrer keine feste Bleibe in Reiden hatte und ständig umziehen musste. «Erst der Bau eines Pfarrhauses 1929 setzte dem ein Ende», so Kägi. Doch auch der Ruf nach einer eigenen Kirche zerrte am Geldbeutel der Kirchgemeinde. Trotzdem bekamen 1938 die Reidner eine Kirche – jedoch geplant ohne Glocken. Vorerst. Denn die Metallpreise waren damals zu hoch, als dass Kirchenglocken aus Bronze für die noch junge Kirchgemeinde erschwinglich gewesen wären. Dank einer Spende rief ein vierstimmiges Geläut die Reidner Gläubigen letzten Endes doch noch zur Einweihung ihrer neuen Kirche.

Zeitlich unter Druck
Um all die Fakten für das Buch zusammenzutragen, wälzte Heinz Kägi rund ein Jahr lang alle vorliegenden Akten. Die effektive Schreibzeit belief sich gemäss Kägi auf rund acht Monate. Fast jedoch hätte er das Buch nicht rechtzeitig fertigstellen können: «Ich dachte, das Buch müsse erst auf den Reformationstag fertig sein.» Dieser ist bekanntlich am 31. Oktober. Das offizielle Fest der Kirchgemeinde Reiden ging jedoch bereits im September über die Bühne. «Da kam ich in der Schlussphase zeitlich noch einmal ziemlich unter Druck», sagt Kägi. Gereicht hat es dennoch. Das Buch liegt seit August dieses Jahres vor. 

Das Jubiläumsbuch kann für 20 Franken beim Sekretariat der Reformierten Kirche Reiden gekauft werden. E-Mail: sekretariat.reiden@lu.ref.ch

Mirjam Panzer, 15. Oktober 2018

 

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