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Ist der Papst der neue Reformator?

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24.11.2016
Hoher Gast in der ökumenischen Kirche Flüh: Annette Schavan, Botschafterin im Vatikan, sprach zum Aufbruch durch Papst Franziskus.

«Ökumenisches Gipfeltreffen» heisst die Veranstaltungsreihe, die zurzeit im Leimental stattfindet. Dass der Titel nicht zu vollmundig ist, bewies die erste ökumenische Kirche der Schweiz Mitte November. Eingeladen hatte sie Annette Schavan.

Die ehemalige deutsche Ministerin ist heute Botschafterin am Heiligen Stuhl in Rom. In ihren Ausführungen beschrieb Schavan Papst Franziskus als charismatische Persönlichkeit, welche die katholische Kirche durch Zeichen, praktisch und volksnah reformiere.

«Ist der Papst der neue Reformator?», wollte Moderator Michael Bangert wissen. Bangert ist Pfarrer der christkatholischen Kirche in Basel. Der Gedanke sei nicht abwegig, fand die Botschafterin. Schon beim Amtsantritt habe Franziskus der Kurie klargemacht, dass es eine radikale Änderung brauche. Er habe ihnen den Spiegel vorgehalten und erklärt, sie litten an klerikalem Narzissmus und beschäftigten sich nur mit sich selbst. Stattdessen sollten sich die Geistlichen um jene kümmern, die am Rande der Gesellschaft leben und unter der Verachtung und Not leiden, so der Papst.

Franziskus vermittle seine Botschaft über Bilder und Gesten. Mit seinen Auftritten rücke er jene ins Zentrum, die die Gesellschaft übersieht, sagte Annette Schavan. Mit seinem Besuch in Lampedusa machte er auf das Flüchtlingselend im Mittelmeer aufmerksam. Zeichen setzte der Pontifex auch bei seinem Auftritt zur Eröffnung des Reformationsjahres im schwedischen Lund. Zunächst durch Äusserlichkeiten: Er trug die gleiche Kleidung wie die Vertreter des Lutherischen Weltbundes und setzte sich auf die gleichen Stühle. Und umarmte eine Erzbischöfin herzlich. «Das gab es noch nie», meinte Schavan.

Dialog auf Augenhöhe

Mit diesen Gesten demonstriere Franziskus: Der Papst thront nicht über den anderen, sondern sucht ernsthaft den Dialog auf Augenhöhe. In Flüh prophezeite die Botschafterin, dass Franziskus für die Institution Kirche ein anstrengender Papst werde. Er erwarte, dass «wir glauben und nicht ständig alles erklären». Die Theologie drohe, in ihren Erklärungen festzufahren. «Der Papst möchte, dass wir erwachsen werden und die Verantwortung wahrnehmen, ohne ständig zu fragen, was die da oben wollen.» Annette Schavan bleibt jedoch skeptisch, ob sich die Christinnen und Christen durch seine Amtszeit «nachhaltig bewegen» lassen.  

24.11.16 / Tilmann Zuber

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