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Jugendliche wollen zusammen etwas erleben

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28.10.2022
Die erste Fokussynode der Reformierten Kirche Baselland widmete sich der Jugendarbeit. Die eingeladenen jungen Leute redeten mit und regten an, einen Jugendrat zu schaffen.

Mitte September trafen sich die Synodalen der Reformierten Kirche Baselland zur ersten Fokussynode. Sie entstand aus der bisherigen Aussprachesynode.

Neu ist, dass die Synodalen neben den Geschäftssynoden auch hier Beschlüsse fassen können. Die jährlich stattfindende Veranstaltung widmet sich jeweils einem aktuellen Thema, mit dem sich die Kirchenparlamentarier vertieft beschäftigen wollen. Dieses Mal ging es um die Beziehung der Kirche zu ihren jugendlichen Mitgliedern.

Konfirmationen nehmen ab
Seit Jahren kämpft die reformierte Kirche in der Schweiz dagegen, dass sich immer weniger Jugendliche konfirmieren lassen. Im Jahr 2009 zählte die Baselbieter Kirche 1012 Konfirmationen, 2021 waren es noch 589. Und selbst wer bis dahin dabeibleibt, wendet sich danach oft von der Kirche ab. Um zu verstehen, warum dies so ist und was die Kirche gegen diese Entwicklung tun kann, suchten die Synodalen das Gespräch mit den Jugendlichen aus den Kirchgemeinden. Im Rahmen eines World Café äusserten diese ihre Wünsche und Anliegen.

«Langweilig und altmodisch»
Als sich vor sechs Jahren 40 Jugendliche aus dem Baselbiet zu einer Jugendsynode in Liestal trafen, lautete das Fazit: «Die reformierte Kirche soll für alle da sein, unabhängig von deren Religion. Die Kirche ist eine soziale Institution. Glaube braucht keine Kirche.»

Eine weitere Erkenntnis lautete, dass im Grunde alle Jugendlichen an Sinnfragen interessiert sind, dass sie daraus aber nicht unbedingt die Brücke zur Kirche schlagen. Auf viele wirkte die Kirche «langweilig, fremd und altmodisch».

Dies scheint sich bis heute nicht geändert zu haben. Gemäss einer jungen Teilnehmerin des World Café wollen mehr als die Hälfte der Jugendlichen, die sie dazu befragt hat, aus der Kirche austreten. Sie fühlten sich nicht willkommen und identifizierten sich nicht mit den Werten der Kirche, berichtete sie. Ein Jugendlicher meinte: «Die Kirche lebt im 19. Jahrhundert, sie lebt an uns vorbei.»

Einen Jugendrat schaffen
Die jungen Leute schätzten es aber auch, dass man sie eingeladen hatte, um mit ihnen und nicht über sie zu diskutieren. Sie regten an, einen Jugendrat zu schaffen. Kirchenratspräsident Christoph Herrmann versprach, sich mit allen Interessierten zu treffen und ihre Anliegen zu sammeln. Die Synode beauftragte den Kirchenratspräsidenten, sie über den Verlauf der Gespräche und die Möglichkeiten, die Anliegen umzusetzen, zu informieren.

Im Juni 2021 genehmigte die Synode einen Projektkredit für fünf Jahre von insgesamt 320000 Franken für die Jugendarbeit. Mit Hilfe dieses Geldes lanciert die Fachstelle für Jugendarbeit (FaJu) neue Projekte und unterstützt die Kirchgemeinden mit verschiedenen kostenlosen Angeboten für Jugendliche.

Mit Jugendlichen das Leben teilen
An der Fokussynode stellten Guido Baur und Barbara Strassmann vom Leitungsteam der FaJu die Fachstelle vor. Sie stellten klar, dass die Kirchgemeinden nicht unbedingt einen Jugendarbeiter anstellen müssten, um mit den Jungen in Kontakt zu kommen, man könne überall mit ihnen zusammen sein, insbesondere auch im Religions- und Konfirmationsunterricht. Die religiöse Sozialisation finde nicht im Gottesdienst statt, sondern im Leben, das man miteinander teile, so Baur und Strassmann.

Auf Wünsche eingehen
Warten, bis die Jugendlichen kämen, bringe nichts, erklärten die Jugendarbeiter. Man müsse den Kontakt mit ihnen suchen. Dies setze Goodwill voraus, denn man müsse die Jungen nehmen, wie sie seien, und auf ihre Wünsche eingehen. «Junge Menschen wollen gemeinsam etwas erleben und darüber reden, was ihnen wichtig ist.»

Die Kirche müsse die Jugendlichen begleiten, «solange sie bei uns sind», meinte Baur. «Sie müssen die Welt kennen lernen, wir können ihnen ein Daheim geben, bis sie ausziehen, und irgendwann kommen sie wieder heim, wenn auch nicht in ihre ehemalige Kirchgemeinde.» Doch um dies zu erreichen, brauche es Angebote.

Zukunftswerkstatt und Bibelmobil
Zu den neuen Projekten der FaJu zählt etwa der Think-Tank. Die Kirchgemeinde Rümlingen führte diesen im Sommer zum ersten Mal durch. Zusammen mit den Projektverantwortlichen starteten die teilnehmenden Jugendlichen mit einer Zukunftswerkstatt, um Ideen zu sammeln, die sie nun selbstständig umsetzen.

Weitere Projekte sind die «Generation Easy Pray» oder das Bibelmobil. In den Easy-Pray-Gruppen diskutieren Jugendliche anhand von Texten aus dem Buch «Bibel, Bier, Gesang – das volle Leben!» des Jugendarbeiters Markus Bürki über Gott und die Welt. Das Bibelmobil macht biblische Geschichten erlebbar.

Lager: die beliebten Klassiker
Ein Klassiker sind die Lager und die Ausbildungen für Lagerleiter und -leiterinnen, welche die FaJu seit ihrer Gründung vor 49 Jahren organisiert und anbietet. An ihrer Beliebtheit hat sich bis heute nichts geändert.

Am Ende der Veranstaltung sprachen sich die Synodalen grossmehrheitlich dafür aus, die FaJu zu unterstützen.

Karin Müller, Stephan Kux

Die Projekte der FaJu

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