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Kämpfer für Toleranz und Menschlichkeit

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07.11.2016
Er kämpfte für Toleranz in der Epoche der lodernden Scheiterhaufen: Sebastian Castellio. Der Reformator erhielt in Basel eine Gedenktafel für sein Engagement. Eine späte Ehrung, 453 Jahre nach seinem Tod.

Steinig sei der Weg gewesen, bis im Hof der Basler St. Albankirche am unteren Ende des Castelliowegleins der Reformator Sebastian Castellio eine Gedenktafel bekam, sagte der reformierte Kirchenratspräsident Lukas Kundert. Kein Ruhmesblatt erhielt dabei die Denkmalpflege. «Ich habe zuerst eine Tafel im Kreuzgang des Münsters vorgeschlagen, wo Castellio begraben ist. Die Denkmalpflege erlaubte dies aber nicht», so Kundert. Das Happy End wurde möglich, weil die nun eingeweihte Tafel sich nicht auf Allmend befindet und deshalb kein Gesuch mehr gestellt worden war.

In Basel ums Überleben gekämpft
Die Odyssee der Gedenktafel reiht sich nahtlos an den Lebensweg Sebastian Castellios. Geboren im Jahre 1515, studierte er in Lyon alte Sprachen. 1540 zog er nach Strassburg, wo auch Johannes Calvin lehrte. Spannungen zwischen Castellio und dem Genfer Reformator führten dazu, dass Castellio mit Frau und sieben Kindern nach Basel zog. «Er lebte hier in ärmlichsten Verhältnissen», sagte Bernhard Vischer von der Gruppe «Basler Bürger für eine Castellio-Gedenktafel». Er habe oft Holz aus dem Rhein gesammelt, um überleben zu können.

«Dass Gott dich Satan vernichtet»
Den Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung, als Castellio gegen Calvin die Schrift «Contra Libellum Calvini» verfasste. Dies nach der Hinrichtung des spanischen Arztes und Humanisten Michel Servet, die Calvin gutgeheissen hatte. Castellios Widerrede blieb nicht ungehört und erwirkte von Calvin eine heftige Reaktion: «Dass Gott dich Satan vernichtet», verfluchte ihn der Genfer Reformator.

Der Zeit voraus
Lukas Kundert ehrte Castellio bei der Einweihung der Gedenktafel als Kämpfer, der nicht für eine Toleranz heutiger Ausprägung eingestanden sei, sondern für ein Nebeneinander, also für Duldung des Andern in einer Parallelgesellschaft. «Damit ist er unserer Zeit sogar noch voraus», stellte Kundert fest. In seinem Referat ging Kundert auf jene Bibelübersetzung ein, die Castellio 1551 in Basel schuf und die er dem jungen englischen König Eduard VI. widmete. «Wohl in der Hoffnung, einst die Stelle von Martin Bucer zu bekommen», führte Kundert aus. Es wurde nichts daraus. 1563 wurde gegen Castellio Anklage erhoben. Im gleichen Jahr starb er, bevor es zu einem Urteil kam.

Für ein friedliches Nebeneinander steht auch die St. Albankirche in Basel, wo die kleine Feier stattfand und in deren Nachbarschaft die Gedenktafel angebracht ist. «Die Kirche gehört zu hundert Prozent den Reformierten und wird zu hundert Prozent von der Griechisch-orthodoxen Kirche genutzt», sagte Kirchenratspräsident Lukas Kundert.

Ein Satz für die Menschenrechtskonvention
Auf der vom Bildhauer Markus Böhmer geschaffenen Gedenktafel ist das Abbild Castellios zu sehen. Darunter steht in vier Sprachen jener Satz, der stellvertretend für seinen Kampf für Toleranz und Menschlichkeit steht und der in die Menschenrechtskonvention aufgenommen worden ist: «Einen Menschen töten heisst nicht, eine Lehre verteidigen, sondern einen Menschen töten.»

Franz Osswald / Kirchenbote / 7. November 2016

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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