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Kann man die Auferstehung beweisen?

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01.01.2016
Frage an Hans Ulrich Jäger-Werth, pensionierter Pfarrer von Einsiedeln.

Kann man die Auferstehung beweisen? Ich finde es nicht zeitgemäss,
dass das Christentum so auf der Auferstehung Jesu beharrt. Die Auferstehung kann man nicht beweisen und sie passt nicht in unsere moderne Sicht der Welt. H.L.


Sie haben recht. Die Auferstehung Jesu beweisen kann man nicht. Aber es ist ganz offensichtlich, dass seine Anhänger nach seinem Tode der Überzeugung waren, er sei ihnen erschienen und lebe. Am eindrücklichsten ist das beim Apostel Paulus. Seine Briefe sind Berichte eines Augenzeugen. Da erwähnt er zweimal, dass er dem auferstandenen Jesus begegnet ist (1. Kor 15, 8; Gal 1, 16). Dazu haben wir die Erzählung über sein Damaskuserlebnis in der Apostelgeschichte (Apg 9).
Paulus hat diese Begegnung keineswegs gesucht. Vielmehr war er der Meinung, die Christen seien ganz gefährliche Irrlehrer, die man mit allen Mitteln unterdrücken müsse. Er dachte, er kämpfe für Gottes Sache, als er mit Vollmachten nach Damaskus unterwegs war, um auch dort die Christen zu verhaften. Als ihm Jesus erschien, war das für ihn ein furchtbarer Schock.
Er hatte dann auch die Symptome eines Schockzustandes. Er nahm nichts mehr wahr, ass und trank nicht mehr. Als Theologe war ihm sofort klar, dass, wenn Jesus von Gott auferweckt wurde und lebt, sich dann Gott hinter ihn stellt. Jesus ist im Namen und Auftrag des Vaters gekommen, und er, Paulus, hat in bester Absicht gegen Gott gekämpft. Paulus hat seine Zeugnisse etwa 25 Jahre nach seinem Damaskus-erlebnis aufgeschrieben.
Auch die Jünger haben die Begegnung mit dem Auferstandenen nicht gesucht. Nach den ältesten Texten bei Markus und Matthäus sind sie verstört nach Galiläa geflohen, obwohl Jesus ihnen seine Auferstehung vorausgesagt hatte. In Galiläa ist Jesus ihnen dann begegnet. Anders ein paar Frauen. Sie wollten Jesus den letzten Dienst erweisen und fanden das leere Grab. Mindestens Maria von Magdala ist Jesus erschienen. Dass Frauen die ersten Zeugen der Auferstehung waren, war den neutestamentlichen Gemeinden ausgesprochen peinlich, wie man noch heute an den Berichten der Evangelien sehen kann. Der eine sagt, die Frauen hätten nichts erzählt (Mk), die Jünger hätten es nicht geglaubt (Lk und Mk) oder die Jünger hätten sich selbst überzeugt (Joh). Nur Matthäus schildert die Frauen als erste Zeugen der Auferstehung. Ohne Ostern wäre Jesus eine längst vergessene Episode geblieben.
Sie sehen, auch damals passten die Auferstehung und der Auferstandene nicht in die Zeit und waren eine Zumutung. Jene, die Christus gesehen haben, nahmen die Herausforderung an.



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