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Kinder bringen den Segen ins Haus

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28.01.2022
Sternsingen ist eigentlich ein katholischer Brauch. Doch immer mehr reformierte Kinder ziehen um die Häuser, um für notleidende Kinder zu sammeln.

Für Liselotte Schacher ist der 6. Januar ein besonderer Tag. Denn am Dreikönigstag bringen ihr die Sternsinger den Segen ins Haus. «Damit beginnt das neue Jahr unter einem guten Stern», sagt die Rentnerin aus Schaffhausen. Beim Sternsingen ziehen Gruppen von Schülerinnen und Schülern als «die Heiligen Drei Könige» von Haus zu Haus. Sie tragen glänzende Kronen und prächtige Kleider und sind oft von einem Sternträger begleitet. Der an einer Stange befestigte Stern leuchtet der Gruppe den Weg.

Liselotte Schacher freut sich jedes Jahr auf die Kinder, die sich mit Versen vorstellen und mehrstimmige Dreikönigslieder singen, die bis ins 17. Jahrhundert zurückgehen: «Der Höhepunkt der Zeremonie ist der Moment, in dem einer der drei Könige den Haussegen an der Tür anbringt.» Der Segen besteht aus den Buchstaben CMB (lateinisch: Christus mansionem benedicat) und bedeutet: «Christus segne dieses Haus. CMB steht auch für die Initialen der Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Früher malten die Kinder die Buchstaben mit Kreide auf die Türbalken. Heute verwenden sie schön gestaltete Aufkleber, die auf den Kunststoffrahmen der Wohnungstüren halten. Nach dem Segen bitten die Könige um eine Spende für ein Kinderhilfsprojekt von Missio, dem Internationalen Katholischen Missionswerk der Schweiz, das die Aktion seit 1989 durchführt. Unter dem Motto «Gesund werden – gesund bleiben» unterstützt das Hilfswerk dieses Jahr kranke Kinder im Südsudan, in Ägypten und in Ghana.

Chance für die Ökumene
Seit einigen Jahren zieht in Schaffhausen auch eine reformierte Kindergruppe durch die Gemeinde. Pfarrerin Miriam Gehrke von der Schaffhauser Zwinglikirche war von der katholischen Pfarrei St. Peter eingeladen worden, mitzumachen: «Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht ökumenisch gestalten sollten. Das Sternsingen ist weltweit eine der grössten Spendenaktionen, bei der Kinder für Kinder sammeln. Das ist eine gute Sache.»

Den Auftakt machte in den letzten Jahren ein ökumenischer Gottesdienst, den die Kinder mitgestalten. «Der katholische Kollege segnet die Kreide, die Aufkleber, das Gold, den Weihrauch und die Myrrhe. Ich segne die Kinder, die losgehen, das ist ein wichtiger Bestandteil des Gottesdienstes», so Miriam Gehrke. In diesem Jahr wurde die Rückkehr der Könige mit den gesammelten Gaben und dem Ablegen der Kronen ökumenisch gefeiert.

Die Pfarrerin praktiziert das Sternsingen mit einer kleinen Gruppe von Fünft- und Sechstklässlern. Die prächtigen Gewänder darf sie von der katholischen Kirche ausleihen. «Die Kinder staunen manchmal, wie wichtig den Leuten der Segen ist, den sie überbringen», erzählt sie. Und sie führt aus: «Die Segenszeichen über der Haustür anzubringen, bedeutet, das Leben im Haus zu segnen. Das ist etwas sehr Schönes. Denn es ist wichtig, dass sich die Menschen in ihrem Zuhause geborgen und geschützt fühlen können.» So habe beispielsweise eine Dame um den Besuch der Sternsinger gebeten, obwohl sie nicht zu Hause sei an diesem Tag. Bei einer anderen Familie seien die Aufkleber der letzten zehn Jahre noch immer am Türrahmen sichtbar. «Der Besuch der Sternsinger bringt etwas Besonderes. Für manche ist das ein richtiger Festtag», so die Pfarrerin.

Doris Brodbeck, Beauftragte für Entwicklungszusammenarbeit der Schaffhauser Kantonalkirche, sieht darin eine Chance für die Ökumene: «Wir haben im Rahmen der Arbeitsgruppe ‹Brot für alle› entschieden, das Sternsingen ökumenisch aufzunehmen, um für weltweite Kinderprojekte zu sammeln. Wir konnten mehrere Gemeinden dafür gewinnen, die nächstes Jahr starten werden, und hoffen auf viele, die sie empfangen.»

Adriana Di Cesare

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