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«Kirche ist für mich eine Herzensangelegenheit»

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25.05.2021
Michel Rudin, der Co-Präsident von Pink Cross, ist nun auch ein Synodaler.

Manchmal gehen Dinge ganz schnell. Wie damals, vor drei Monaten, als Michel Rudin, an der Grossgruppenkonferenz der Reformierten Landeskirche teilnahm. Er war in seiner Funktion als Co-Präsident der Grünliberalen des Kantons Luzern und Co- Präsident von Pink Cross, dem nationalen Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer, eingeladen worden. Kurz darauf wurde er angefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, sich in der reformierten Kirche zu engagieren. Postwendend sagte der 35-Jährige zu. «Die reformierte Kirche ist eine Herzensangelegenheit für mich.» Als Mitglied müsse man an der Entwicklung der eigenen Kirche interessiert sein. Zudem sehe er sein Engagement als Dienst an der Gemeinschaft, auch wenn er sich bei der Zusage noch wenig Gedanken darüber gemacht hätte, wie zeitaufwendig diese Funktion sicherlich sein würde. Seit der Gesamterneuerungswahl am 24. März ist Michel Rudin nun einer von 23 frischgebackenen Synodalen und damit Abgeordneter der Kirchgemeinde Luzern in der Synode, dem Parlament der Landeskirche.

Antworten geben
Michel Rudin wurde reformiert erzogen. Sein Vater sass lange im Kirchgemeinderat von Lyss, und seine Mutter gab KUW-Unterricht. Als junger Erwachsener leitete er gemeinsam mit dem Sozialdiakon von Lyss acht Jahre lang eine philosophische Gruppe. Ob er gläubig ist? «Ja, natürlich», antwortet er. «Sonst würde ich mich nicht engagieren. » Ob diese Funktion hingegen seinen Glauben stärke, wisse er nicht, sei auch nicht die Absicht. Der Austausch mit anderen Menschen helfe, sich und seinen Glauben zu hinterfragen. Die reformierte Kirche nimmt er als humanistisch progressiv war, weniger als konservativ abwehrend. Als Beispiel nennt er das Thema «Ehe für alle», das ihn als Co-Präsident von Pink Cross «naturgemäss» beschäftigt. Die Abgeordneten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes hatten sich dafür ausgesprochen, die Ehe für alle zu befürworten. «Das Thema ist damit längst in der Gegenwart angekommen», sagt er. Jetzt will er noch die nationale Abstimmung im Herbst gewinnen. Davor hat er keine Angst, wie er sagt, zumal die Zustimmungsraten gemäss einer Umfrage von Pink Cross bei 82 Prozent lägen.

Michel Rudin lebt in Luzern. Er ist Kommunikationsexperte und hat sich kürzlich selbstständig gemacht. Sein Ziel ist es, aus der Perspektive des Humanismus heraus einen Dialog zu beginnen, zum Beispiel beim Umgang der Kirche mit Transmenschen, mit Fortpflanzungsmedizin oder mit Menschen mit Migrationshintergrund. «Hier sehe ich eine grosse Chance für die Kirche.» Diese Haltung impliziert natürlich, dass sich die Kirche zu politischen Themen äussern sollte, wenn christliche Kernthemen tangiert werden. Sonst sei man irgendwann bedeutungslos.Dabei sollte die Kirche ihre lange Tradition nicht vergessen, sie sollte nicht nur Werte verteidigen, sondern vor allem Antworten für das Leben von morgen geben können.

Carmen Schirm-Gasser

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