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Kirchentag am Rheinknie: Kirchen mitten im Leben

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26.04.2018
Zum fünften Mal findet der Kirchentag im Dreiland statt. In Mulhouse zeigen die Kirchen, wie sie sich für ein friedliches Zusammenleben und soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Es ist nicht die Grösse, die den ökumenischen Kirchentag am Rheinknie, kurz KIRK genannt, zu etwas Besonderem macht. Dreitausend Besucherinnen und Besucher erhoffen sich die Organisatoren am 5. Mai in Mulhouse. Zum Vergleich: An den Deutschen Evangelischen Kirchentag zum Reformationsjubiläum pilgerten vor einem Jahr Zehntausende nach Berlin. 

Das Spezielle am Kirchentag im Dreiländer-eck ist, dass Christen hier die Landes-, Sprach- und Konfessionsgrenzen überwinden, um miteinander zu feiern, und dies schon zum fünften Mal. Vor vier Jahren traf man sich letztmals im badischen Lörrach, jetzt im elsäs-sischen Mulhouse. Ihre Stadt sei «stolz, Austragungsort dieses Ereignisses zu sein», sagt Bürgermeisterin Michèle Lutz. Der diesjährige Kirchen-tag steht im Zeichen der Geschwisterlichkeit. Das Thema gibt der Bibelvers «Kain, sag mir: Wo ist meine Schwester, wo ist mein Bruder?» vor. 

Drei Länder, ähnliche Probleme
Die Grenzregion um Basel und auch die Kirchen pflegen enge Beziehungen und hätten ähnliche Probleme wie etwa die Integration von Einwanderern und der Umgang mit Flüchtlingen, sagt Pfarrer Markus Wagner vom Organisationsausschuss vom KIRK. «Die Kirchen leisten in diesem Bereich Erhebliches. Am Kirchentag zeigen sie, dass sie mitten im Leben stehen.» Es gehe darum, wie man «die anderen» aufnimmt, Fremde etwa und Benachteiligte oder Muslime.

Das Programm bietet viele Workshops, Podien, Konferenzen, Ausstellungen und Konzerte. Alle Veranstaltungen sind zweisprachig französisch und deutsch oder werden simultan übersetzt. Die Gesprächsrunden befassen sich mit der «Pflicht zur Gastlichkeit», der «Demokratie der Geschwisterlichkeit», dem Dialog zwischen Christen und Muslimen sowie der Integration von Flüchtlingen durch Arbeit. Teilnehmer sind unter anderen Lukas Ott, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt, Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführerin des Städtetags Baden-Württemberg, und Lilo Roost Vischer vom Runden Tisch der Religionen beider Basel.

Pfarrer Frank Lorenz, Ko-Leiter der Offenen Kirche Elisabethen in Basel, leitet einen Workshop über Homosexualität in der Bibel. Der Theologe Fulbert Steffensky und seine Frau Li Hangartner, Bildungsbeauftragte Romerohaus Luzern, beschäftigen sich mit einem Bibliodrama zu Kain und Abel mit dem ersten Mord der Menschheitsgeschichte. Auch dieses Mal bietet der Kirchentag zudem spezielle Programme für Jugendliche und Familien, und auf dem Markt der Möglichkeiten präsentieren sich Kirchgemeinden sowie kirchliche Gruppen, Vereine und Organisationen.

Ohne die Basler Reformierten
Der fünfte KIRK in Mulhouse ist zugleich der erste, der ohne die Reformierte Kirche Basel-Stadt stattfindet. Die Basler Reformierten haben sich nach dem Kirchentag in Lörrach 2014 aus der Organisation zurückgezogen. Zu gross sei der Aufwand für eine Veranstaltung, die vor allem von Insidern besucht werde und deren Wirkung begrenzt sei, so die Begründung. Dank eines finanziellen Beitrags von privater Seite hat dies für den Kirchentag in Mulhouse mit einem Budget von insgesamt 85 000 Euro noch keine Konsequenzen.

KIRK mit unsicherer Zukunft
Doch die Zukunft des trinationalen KIRK ist unsicher. Der nächste Kirchentag würde turnusgemäss wieder in der Schweiz stattfinden. Eine andere Stadt als Basel mit der Anziehungskraft des Münsters könne man sich als Veranstaltungsort kaum vorstellen, meint Markus Wagner. Ohne die Reformierte Kirche Basel-Stadt könne das schwierig werden. Aufgeben will man aber nicht. «Die Bereitschaft der beteiligten Kirchen, weiterzumachen und den sechsten KIRK in der Schweiz auszurichten, ist gross», sagt Markus Wagner.

Karin Müller, 26. April 2018

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