Kirchgemeinde unterstützt Flüchtlinge mit Herz und Tat
Andrea Lowiner und Silvia Hubacher zeigen den Kindern, wie sie Vorlagen ausschneiden und auf bunte, kleine Kirchenfenster kleben. Die Kleinen beobachten aufmerksam, wie die beiden die Schere führen, und machen es nach. Seit Juni 2022 besucht Silvia Hubacher regelmässig die ehemalige Klinik Fridau, die heute als Durchgangszentrum für Asylbewerber und Flüchtlinge dient. Hubacher ist pensioniert und geniesst es, mit den Kindern zu basteln und zu spielen. Andrea Lowiner, angehende Sozialdiakonin, arbeitet bei der Reformierten Kirche Gäu-Egerkingen. Das Projekt auf der Fridau gehört zu ihren Aufgaben. Es sei ein Herzensprojekt, sagt sie, weil sie die Arbeit mit Kindern liebe.
Flüchtlingsstrom aus der Ukraine
Vor drei Jahren, am 24. Februar, griff Russland die Ukraine an. Hilflos sah man zu, wie russische Truppen einmarschierten. Gleichzeitig flohen Hunderttausende in den Westen, auch in die Schweiz. Als die ersten Flüchtlinge im neu eröffneten Durchgangszentrum Fridau ankamen, wollte die reformierte Kirchgemeinde Gäu-Egerkingen nicht untätig bleiben. Margaritha Berger, Pfarrer Joel Keller und Peggy Kocher trafen sich mit dem Leiter des Zentrums, um zu klären, wie sie helfen könnten. Schnell sammelte die Kirchgemeinde alles Mögliche: Sofas für den Aufenthaltsraum, Kindervelos, Erstversorgungspakete – sogar für die Hunde und die Katzen der Flüchtlinge. Eine Bauernfamilie brachte mehrere Säcke Kartoffeln und Zwiebeln.
Frisches Brot auf die Fridau
Als klar wurde, dass der Krieg andauern und die Flüchtlinge länger bleiben würden, bildete sich eine Unterstützungsgruppe. Zweimal pro Woche bringen Freiwillige frisches Brot ins Zentrum, grosszügig gespendet von der Bäckerei Vögeli. An Ostern feierte Joel Keller mit den Freiwilligen und den Bewohnern das Fest und entzündete das Osterfeuer.
Das Begegnungszentrum liegt oberhalb von Egerkingen. Bei schönem Wetter reicht der Blick bis zu den Berner Alpen. Doch die abgelegene ehemalige Klinik bietet wenig Abwechslung – besonders für Kinder wird es schnell eintönig. Deshalb organisierte die Kirchgemeinde wöchentlich ein Kinderprogramm. Freiwillige basteln und spielen mit den Kleinen, im Sommer toben sie draussen herum. Erste Freundschaften entstanden.
Am 6. Januar hat ein schlichter Weihnachtsbaum die Fridau geschmückt. Helfer und Asylsuchende feierten gemeinsam das orthodoxe Weihnachtsfest, auf Deutsch und Ukrainisch. Tränen flossen, Erinnerungen an die Heimat wurden wach – ein emotionaler Moment für viele.
Inzwischen ist es auf der Fridau ruhiger geworden. Im Sommer lebten hier noch rund 60 Kinder, die begeistert im Garten Dosenwerfen spielten oder mit dem Fallschirm spielten. Jetzt, im Winter, kommen nur noch zehn Kinder ins Schulzimmer, um zu basteln und zu spielen. Die Zahl der Asylsuchenden ist gesunken. Mit den Grösseren sprechen Lowiner und Hubacher Hochdeutsch, mit den Kleineren verständigen sie sich mit Händen und Füssen. «Es klappt», sagen die beiden. Spiele wie Uno und Memory seien international, und die Kinder kennen sie. Und dann ist da noch die Freude der Kleinen, wenn Lowiner und Hubacher zum Spielenachmittag kommen. Stolz zeigt ein Sechsjähriger, was er in der Schule gelernt hat, und zählt auf Deutsch: «Eins, zwei, drei, vier, fünf.»
Kirchgemeinde unterstützt Flüchtlinge mit Herz und Tat