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Fair reisen?

Kommentar: Zweifelhaftes Vergnügen auf See

von Adriana Di Cesare-Schneider
min
23.06.2023
Nicht nur die Umweltbilanz der Kreuzfahrtschiffe ist schlecht. Das überbordende Unterhaltungsangebot auf den schwimmenden Vergnügungsinseln lässt auch das Erlebnis Reisen in den Hintergrund treten.

Das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt ist kürzlich probehalber in See gestochen: Die «Icon of the Seas» ist dreieinhalb Fussballfelder lang und gilt als «schwimmender Freizeitpark» für 7000 Passagiere. Das Schiff verfügt auf dem Oberdeck über den grössten Wasserpark auf See, eine Minigolfanlage, eine Eislaufbahn, einen Kletterpark, einen Surfsimulator, Whirlpools, SPAs und Sportangebote. 40 Restaurants, Bars, Shops und ein grosses Revuetheater mit Wassershow ergänzen das Erlebnis. Das Angebot richtet sich an Familien mit Kindern. 

Kreuzfahrtschiffe stehen seit Jahren aufgrund ihrer schlechten Umweltbilanz in der Kritik. Laut der finnischen Reederei werde dieses Schiff mit umweltfreundlichen Technologien betrieben und verfüge über ein hochmodernes Abfallmanagementsystem. So weit schön und gut.

Und doch bleibt ein schlechtes Gefühl. Wenn Kinder auf schwimmenden Nonstop-Vergnügungsinseln lernen, dass es sich nicht mehr lohnt, den Blick übers Wasser schweifen zu lassen, Reisen in Echtzeit zu entdecken, Neues aufzunehmen und zu verarbeiten, haben wir als Gesellschaft verloren. Dann sind wir meilenweit von nachhaltigem Reisen entfernt. Das ist unfair. Der Umwelt und den Menschen gegenüber, die für wenig Geld im Tourismus arbeiten. Aber auch gegenüber Kindern.

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