Vergangenen Juni publizierte die «Neue Luzerner Zeitung» eine Nachricht mit Sprengkraft. In der Teilkirchgemeinde Kriens hege man Pläne, sich von der Kirchgemeinde Luzern abzuspalten und eigenständig zu werden. Damit droht der Kirchgemeinde Luzern, die aus acht Teilkirchgemeinden besteht, ein wichtiges Mitglied zu verlieren. Zwei zahlungskräftige Teilkirchgemeinden haben sich 2017 abgespalten. Horw sowie Meggen, Adligenund Udligenswil haben jeweils eine eigene Kirchgemeinde gegründet. Zwar fliessen von den beiden Kirchgemeinden noch bis 2026 Übergangsbeiträge an die Kirchgemeinde Luzern, doch danach ist Schluss. Seither ist es ruhig geworden rund um das Thema. Zumindest gegen aussen. Die Krienser Kirchenpflege-Präsidentin Verena Marti wollte gegenüber dem Kirchenboten keine Stellungnahme abgeben. Es heisst, in Kriens seien die Meinungen über das Abspaltungsvorhaben geteilt. Klar ist bis zum heutigen Zeitpunkt nur, dass die Kirchenpflege den Entscheid über einen allfälligen Austritt nicht allein fällen kann, dafür benötigt es eine Urnenabstimmung aller stimmberechtigter Mitglieder. An der nächsten Teilkirchgemeindeversammlung in Kriens im Dezember wird dieser Punkt Thema werden. Sollte einem Antrag zum Austritt zugestimmt werden, könnten die stimmberechtigten Mitglieder frühestens Anfang 2023 darüber abstimmen.
Handlungsbedarf geortet
Christa Wenger, Präsidentin des fünfköpfigen Kirchenvorstands der Reformierten Kirche Luzern, hat Handlungsbedarf geortet. Man stehe im Dialog mit Kriens. «Der Kirchenvorstand bedauert diese Entwicklung sehr. Wir sind mit der Kirchenpflege im Gespräch», sagt sie. Zudem sei man daran, auch unabhängig von der Entwicklung mit Kriens organisatorische Anpassungen einzuleiten. «Eine Organisation wie unsere, bei der die Mitgliederzahlen sinken und Mitarbeitende grosse Veränderungen mittragen müssen, ist herausgefordert.» Im Hintergrund würden derzeit Projekte ausgearbeitet werden, einiges wird schon im Aufgabenplan ersichtlich sein, der im Dezember dem Parlament vorgelegt wird. Einen ersten Austausch soll es an der Kirchenpflegepräsidienkonferenz im November geben. «Unter der Voraussetzung, dass der Grosse Kirchenrat, das Parlament, zustimmt, könnten bereits 2023 erste organisatorische Veränderungen umgesetzt werden. Wie genau diese aussehen, kann sie noch nicht sagen.
Im Dezember wird an der Parlamentssitzung auch die Interpellation beantwortet werden, die Albert Schwarzenbach und Michaela Bühler von der Stadt Luzern beim Grossen Kirchenrat eingereicht haben. Bislang waren Interpellationen eher selten. «Es ist erfreulich, dass es nun Vorstösse im Parlament gibt und vermehrt Diskussionen in Gang kommen», sagt Christa Wenger. Albert Schwarzenbach begründet den Vorstoss damit, dass es der Stadt Luzern ein Anliegen sei, dieses Thema auf die Agenda zu bringen. «Die Organisationsstruktur ist aus heutiger Sicht in vielen Punkten nicht optimal. Das aktuelle Konstrukt ist zu kompliziert, es gibt zu wenig Synergien und zu viel Aufwand für Administratives.»
Carmen Schirm
Kriens vor Abspaltung?