Kuscheldecken für Flüchtlingskinder
Im Kirchgemeindehaus Winznau stapeln sich die Stoffdecken. Im Mai schneidet Sabine Woodtli mit zehn Frauen den Stoff zu, 85 auf 105, 120 auf 110 oder 150 auf 130 Zentimeter. Anschliessend werden die bunten Stoffe an die Näherinnen verteilt, die diese zusammensetzen. Das Innenvlies sponsert das schwedische Möbelhaus Ikea. Fein säuberlich eingepackt gehen die Kuscheldecken dann ins Hauptlager nach Rütihof bei Baden.
Das Projekt «Mini Decki» verteilt die Decken an Flüchtlingskinder und junge Flüchtlinge, die in die Schweiz einreisen. Manche der Decken treten die weite Reise nach Aleppo an. «Jedes Kind auf der Flucht braucht eine eigene Decke, die wärmt, schützt und ein Zuhause gibt auf der langen unsicheren Reise», lautet der Leitspruch des Projekts.
Ein Stück Heimat
Für Sabine Woodtli ist dieses Projekt ein wichtiger Beitrag für die asylsuchenden Kinder in den Durchgangszentren und Wohnheimen. Die Decken können die Kinder behalten, sie soll ihnen in der Fremde ein Stück Heimat und Geborgenheit bieten. «Deshalb verarbeiten wir auch gebrauchte Bettwäsche. Die ist kuscheliger als neue», erklärt Sabine Woodtli, selbst Mutter von zwei Kindern.
Das Projekt komme gut an, erzählt Woodtli. Als sie auf Facebook einen Aufruf machte, schickten ihr die Leute so viel Material zu, dass es für ein ganzes Jahr reichte. Und immer wieder erhält die Sozialdiakonin positive Rückmeldungen. Das Projekt, das den Kindern zugute kommt, spricht die Leute an. Die Kinder könnten ja nichts dafür, hört Woodtli immer wieder. «Nicht nur die Kinder», sagt die 47-Jährige. Gerade im Flüchtlingswesen könnte die Kirchen zeigen, dass sie das Gebot der Nächstenliebe lebe. Die Kirche könnte sich da noch stärker engagieren, ist Woodtli überzeugt.
«Mini Decki» wurde praktisch über Nacht von der Aargauerin Simone Maurer 2014 ins Leben gerufen. Sie nähe gerne und die Berichte über die Flüchtlinge hätten sie stark bewegt. «Plötzlich hatte ich so etwas wie eine Eingebung. Ich wusste, ich nähe jetzt Decken für diese Kinder», erklärte sie gegenüber einer Zeitung.
Anfragen über die Schweiz hinaus
Inzwischen ist aus dieser Eingebung ein stattliches Flüchtlings-Projekt geworden, dessen Organisation viel Zeit in Anspruch nimmt. E-Mails müssen beantwortet, die Materialbestellung koordiniert und die Transporte organisiert werden. Mittlerweile kommen Anfragen aus der ganzen Schweiz, aus Österreich, Deutschland und selbst aus Italien.
Seit gut zwei Jahren führt der Pfarrkreis Trimbach der Kirchgemeinde Olten das Projekt «Mini Decki» durch. Für ihre Deckenaktion sucht Sabine Woodtli weitere Zuschneiderinnen und Näherinnen. Man müsse nicht besonders begabt sein und könne durchaus zwei linke Hände haben, sagt Sabine Woodtli. «Man sollte Freude an der Sache haben und etwas Gutes tun wollen. Den Rest lernt man rasch.» Wer Interesse habe, solle sich doch melden und könne am 9. Mai nach Trimbach kommen. «Vielleicht finden sich ja auch Männer, denn bis jetzt sind wir eine ausschliessliche Frauenrunde», schmunzelt Woodtli.
Weitere Infos: sabine.woodtli@ref-olten.ch
Tilmann Zuber / Kirchenbote / 24. April 2017
Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».
Kuscheldecken für Flüchtlingskinder