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Ratgeber Glaubensfragen

Leserfrage: Auferstehung oder nicht?

von Tilmann Zuber
min
26.05.2023
Aufschlussreich fand ich die Leserbriefe zur Auferstehung Christi. Die Diskussion lässt sich kurz zusammenfassen: Man glaubt an die Auferstehung und die Wunder, oder man glaubt nicht. Im Zeitalter der Naturwissenschaften haben es Dogmen schwer. Das ist befreiend, schadet aber der Kirche. A.S.
Tilmann Zuber, Pfarrer und Chefredaktor Kirchenbote

Tilmann Zuber, Pfarrer und Chefredaktor Kirchenbote

Unsere Kolumne zu Glaubensfragen. Haben Sie Fragen? Schreiben Sie Ihr Anliegen an die Redaktion, wir leiten es gerne weiter. redaktion@kirchenbote.ch

Lieber A.,

Ihr Einwand scheint klar: Hier die Glaubenssätze der Kirche, dort die Erkenntnisse der Naturwissenschaften. Aber das Leben ist nicht weiss oder schwarz, sondern bunt. Wer die Bibel so liest, wird schnell merken, wie unterschiedlich die Menschen sind und wie unterschiedlich ihre Geschichte mit Gott ist. Vielleicht zeigt sich gerade darin die Allmacht Gottes, dass er jedem Menschen anders begegnet. Wer sich von der Bibel mit all ihren Bildern, Erzählungen und Verheissungen ansprechen lässt, stösst auf einen Schatz, der das Leben bereichert und erfüllt.

Ein Beispiel? Vor kurzem hat die Christenheit die Himmelfahrt Christi gefeiert. Viele können mit diesem Bericht nicht viel anfangen. Die Bibel erzählt, wie Christus sich von den Jüngern verabschiedet und in den Himmel aufsteigt. Himmel hier im Sinne des englischen «heaven» als geistig-seelischer Raum, als Nähe zu Gott.

In der Antike sagte man so manchem Herrscher nach, er sei in den Himmel aufgefahren, ägyptische Pharaonen oder Helden wie der griechische Herakles. Wenn die ersten Christinnen und Christen von der Himmelfahrt sprechen, dann sagen sie: «Jesus hat die Würde eines Gottes, auf seine Botschaft könnt ihr bauen.» Aber Jesus war kein gewalttätiger Herrscher, sondern er stellte die Schwachen und Unterdrückten ins Zentrum seiner Botschaft und seines Handelns. Die Himmelfahrt Christi bestätigt die Massstäbe, die Jesus gesetzt hat. Und die Himmelfahrt stellt uns vor die Frage, nach welchen Werten wir leben.

Deshalb erzählt die Apostelgeschichte, wie nach der Himmelfahrt zwei weisse Männer erscheinen und zu den Jüngern sagen: «Was schaut ihr zum Himmel? Geht nach Jerusalem.» Das Himmelreich liegt zuerst auf der Erde, im Leben und im Umgang mit den Menschen. In diesem Zusammenhang gibt es eine jüdische Legende: Von einem Rabbi wird erzählt, dass er jeden Morgen in den Himmel aufstieg. Einer seiner Gegner lachte darüber und legte sich auf die Lauer. Da sah er, wie der Rabbi sein Haus verliess und in den Wald ging. Der Gegner folgte ihm. Er sah, wie der Rabbi Holz fällte und in Stücke hackte. Dann schleppte er das Holz in das Haus einer armen alten Frau. Und als er durch das Fenster spähte sah er, wie der Rabbi den Ofen an­­zündete. – Als die Leute ihn später fragten, ob es wahr sei, dass der Rabbi jeden Tag in den Himmel aufsteige, antwortete er: «Ja, das ist wahr. Er fährt sogar höher als bis zum Himmel.»

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