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Nachgefragt

Lilian Bachmann zur Zukunft der Luzerner Reformierten

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08.07.2023
Eine hohe Nachfrage bei der Seelsorge mit niederschwelligem Zugang und rund 1000 Austritte im Jahr bei der Reformierten Kirche Kanton Luzern: Der Kirchenbote hat bei Lilian Bachmann, Synodalratspräsidentin, nachgefragt, wie die Massnahmen in den herausfordernden Zeiten künftig aussehen können.

Weshalb soll das Seelsorgeangebot ­ausgebaut werden?

Lilian Bachmann: Globale Krisen mit Auswirkung auf das eigene Leben haben zugenommen, hinzu kommen persönliche Lebens- sowie Sinnfragen. Als Volkskirche ist die Reformierte Kirche Kanton Luzern für alle Menschen da beziehungsweise will sie für alle da sein. Dabei ist die Seelsorge eine Hauptaufgabe. Diese zeichnet sich durch Vertraulichkeit, Bedingungslosigkeit, Unentgeltlichkeit und Professionalität aus. Mit Seelsorgenden ist die Landeskirche in unterschiedlichen Institutionen wie Spital, Hochschule, Feuerwehr, Gefängnis, Hospiz und Psychiatrie präsent, und die Kirchgemeinden bieten vor Ort Seelsorge an. Hier zeigt sich, dass entweder der Ort der Institution oder der Wohnort ausschlaggebend sind. Aufgrund der hohen Mobilität, der digitalen Zugänge oder auch des Auseinanderfallens von Wohnort sowie Arbeitsort braucht es weitere und insbesondere niederschwellige Zugänge zur Seelsorge.

Viele Menschen, die Seelsorge in Anspruch nehmen wollen, gehen dafür nicht persönlich auf eine Person in ihrer Wohn- oder Kirchgemeinde zu.

Aus welchen Gründen setzt die Landeskirche auf die digitale Seelsorge?

Die Nachfrage nach niederschwelligen und anonymen Angeboten, wie beispielsweise der Dargebotenen Hand, hat in den letzten Jahren massiv zugenommen – gerade auch telefonisch und über Chat-Anfragen. Viele Menschen, die Seelsorge oder ein Gespräch in Anspruch nehmen wollen, gehen dafür nicht persönlich auf eine Person in ihrer Wohn- oder Kirchgemeinde zu. Im digitalen Bereich haben wir deshalb viel Potenzial, den Zugang und die Niederschwelligkeit zu vereinfachen. Auf der anderen Seite bietet dies auch die Chance der digitalen Kommunikation, um auf diese bedeutende kirchliche Leistung hinzuweisen. Wenn wir sehen, wie viele Austritte wir verzeichnen müssen, gehen wir davon aus, dass viele Mitglieder die unentgeltliche Seelsorge nicht mehr kennen, welche sie als Mitglied mittragen.

Was verstehen Sie unter dem Aufbau einer Wirtschaftsdiakonie?

Die meisten Menschen arbeiten, wie bereits angesprochen, nicht an ihrem Wohnort. Die Reformierte Kirche möchte die Menschen deshalb dort aufsuchen, wo sie sich häufig aufhalten: an ihrem Arbeitsort. Dieses Angebot soll eine Ergänzung zu den Angeboten am Wohnort darstellen. Gerade in der aktuellen Finanzkrise haben Menschen existenzielle Sorgen und Anliegen. Diese Gedanken machen sich viele auch während der Arbeitszeit. Deshalb möchte die Kirche dort präsent sein.

Wie soll der Mitgliederdialog gestärkt werden?

Häufig sind diejenigen Mitglieder kommunikativ und bei der Angebotsplanung im Fokus, die sich aktiv in einer oder mehreren Funktionen in der Kirchgemeinde engagieren. Die Mehrheit sind jedoch diejenigen, welche Mitglied sind und so die Kirche tragen. Der Landeskirche ist es ein Anliegen, diese Stimmen einzubeziehen und neue Angebote auch auf diese Bedürfnisse abzustützen.

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