Manchmal ist Qualität wichtiger als Quantität
Wenn Thierry Wey aus seiner Kindheit und seiner Jugend erzählt, deutet wenig auf seine spätere Karriere als reformierter Pfarrer hin. Katholisch getauft, durchlief er die gesamte katholische Karriere, wie der 32-Jährige verrät. Als Kind besucht er Klavierstunden. Als er die «Pop Preludes» von Daniel Hellbach spielt, erhält er von seinen Eltern eine Tasse voller Süssigkeiten. Die Musik bleibt seine Leidenschaft. Nach dem Besuch des Gymnasiums studiert er Klavier an der Hochschule der Künste in Zürich und schliesst mit dem Lehrdiplom ab.
Drei Jahre arbeitet er als Klavierlehrer in Aarau. Während des Musikstudiums nimmt sein Leben eine überraschende Wende. «Ich wurde zum gläubigen Menschen», sagt Thierry Wey. «Das Glaubenszeugnis von Freunden war der Funke, der mein Interesse an Gott geweckt hat.» Wie der Glaube das ganze Leben erfüllen und bestimmen kann, wirkte auf ihn ansteckend. Das neu entdeckte Lesen der Bibel hat einen Nebeneffekt. «Ich fing an, mich in Bücher zu vertiefen», erzählt er. «Vorher war ich ein Lesemuffel.»
Musik und Theologie
Thierry Wey studiert Theologie an der STH Basel, mit einem Zwischensemester in Zürich. Er möchte Pfarrer in der reformierten Landeskirche werden. Nach dem Master absolviert er sein Lernvikariat in der Kirchgemeinde Olten bei Pfarrer Uwe Kaiser.
Weys Interessen sind breit. Nach wie vor spielt die Musik eine wichtige Rolle. Er begleitet den Chor Rejo!ce auf dem Klavier. Auch dort singen sie von Gott, Jesus und über ihren Glauben. Musik und Theologie würden sich stark befruchten, meint Wey. Der Zugang zur Kunst verleiht seiner Theologie eine zusätzliche Weite, die er auch in der Bibel entdeckt. Er schätze den Schatz der klassischen Musik, der reicher und tiefer sei als in der Unterhaltungsmusik. Doch Wey begeistert sich auch für modernen Lobpreis und Taizé- Lieder. Und Olten sei eine singstarke Gemeinde, erklärt der ehemalige Klavierlehrer.
In seiner Masterarbeit beschäftigte sich Thierry Wey mit Helmut James von Moltke. Von Moltke war Widerstandskämpfer im Dritten Reich. Er widersetzte sich dem Nationalsozialismus zunächst aus ethischen, dann aus politischen und schliesslich aus Glaubensgründen. 1944 wird er als Verdächtiger inhaftiert. Nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli wird ihm der Prozess gemacht und er wird 1945 wegen Hochverrats hingerichtet. In der Haft wird der Glaube für von Moltke zur grossen Stütze. Thierry Wey untersuchte die letzte Phase im Leben des Widerstandskämpfers. In der Not fand er im Bibelwort und im Kirchgesangbuch Trost.
Der Aufschwung hängt nicht von den Finanzen ab
Mitgliederschwund, leere Kirchenbänke am Sonntag, weniger Finanzen. Thierry Wey bereitet es keine Sorgen, dass die Kirche zurzeit in einer Krise steckt. Der angehende Pfarrer erlebt in der Kirchgemeinde Olten viele schöne und positive Momente. Hier begegne er vielen, die ihren Glauben auf eine fröhliche und ansteckende Weise leben, auf Gott vertrauen und sich in die Kirche einbringen. Das zeige ihm, dass der Aufschwung nicht von Mitgliederzahlen und Finanzen abhängig sei. Manchmal sei Qualität wichtiger als Quantität.
Und wie sieht die Kirche in zehn Jahren aus? Thierry Wey will sich dazu nicht äussern, er wisse es einfach nicht, meint er lakonisch. Er sei zuversichtlich und offen für die Zukunft. Und er vertraue darauf, dass Jesus Christus für seine Gemeinde und Kirche sorgen werde. Mit mehr Gewissheit als über die Zukunft der Kirche erzählt er von seiner eigenen. Im April wird der 32-Jährige zum dritten Mal Vater.
Manchmal ist Qualität wichtiger als Quantität