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Geburt unter der Palme

Maria im Koran – die einzige Frau, die mit Namen erwähnt wird

von epd/ Kubitscheck
min
23.12.2024
Maria und das Jesuskind sind die Hauptpersonen der christlichen Weihnachtsgeschichte. Aber auch im Koran spielt Maria eine wichtige Rolle. Es gibt sogar eine Geburtsgeschichte Jesu: ohne Bethlehem, dafür mit Datteln und einem sprechenden Baby.

Maria, die Mutter Jesu, fasziniert über die Jahrhunderte. Sie ist auf Bildern und Ikonen zu sehen und bietet sogar Filmstoff, wie der vor wenigen Tagen auf Netflix veröffentlichte Film «Maria» zeigt. Doch nicht nur im Christentum, auch im Islam spielt Maria - oder «Mariam», wie sie auf Arabisch heisst – eine wichtige Rolle: «Maria ist die einzige Frau, die im Koran mit Namen erwähnt wird, und die Sure 19 ist sogar nach ihr benannt», erklärt Lejla Demiri, Professorin für Islamische Glaubenslehre und Direktorin des Zentrums für Islamische Theologie in Tübingen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Sie gilt als Vorbild für Gläubige in ihrem bedingungslosen Gehorsam Gott gegenüber.»

Wie Jesus im Neuen Testament hat auch Mariams Sohn 'Isa im Koran keinen leiblichen Vater. Er entsteht durch Gottes Geist. Mariam fragt den Boten Gottes, der ihr die Geburt eines Kindes ankündigt, ähnlich wie im biblischen Lukasevangelium: «Wie soll ich einen Jungen bekommen, wo mich kein Mann berührt hat und ich keine Hure bin?» (Sure 19, 20)

Jungfrauengeburt unter der Palme

Doch Geistschöpfung und «Jungfrauengeburt» sind im Gegensatz zum Christentum im Islam keine Zeichen für die Einzigartigkeit und Erwähltheit Jesu, sondern für die Einzigartigkeit und Macht Gottes, betont der emeritierte Professor für «Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs» in Tübingen, Karl-Josef Kuschel.

Deshalb berichte der Koran auch nicht darüber, dass Jesus in Bethlehem auf die Welt kam, wie es für den erwarteten jüdischen Messias vorhergesagt war. «Der Koran bettet die Geschichte von Jesus und Maria nicht in die messianische Hoffnungs- und Befreiungsgeschichte des Volkes Israel ein», erklärt der katholische Theologe und Autor des Buches «Weihnachten und der Koran» (Patmos Verlag). Stattdessen bringt Maria ihr Kind an einem «fernen», wüstenähnlichen Ort zur Welt.

Im Koran heisst es dazu: «Die Wehen veranlassten sie, zum Stamm der Palme zu gehen. Sie sagte: 'Wäre ich doch vorher gestorben und ganz in Vergessenheit geraten.' Da rief er ihr von unten her zu: 'Sei nicht traurig! Dein Herr hat unter dir ein Rinnsal voll Wasser gemacht. Schüttle den Stamm der Palme, indem du ihn an dich ziehst. Dann lässt sie saftige, frische Datteln auf dich herunterfallen'.» (Sure 19, 23–25).

Für Lejla Demiri zeigen die Datteln und das Wasser, das Gott in der koranischen Erzählung für Maria wundersam entstehen lässt: Bei allen Herausforderungen, denen Maria begegnet, sorgt Gott für sie und zeigt ihr: «Du bist nicht alleine.

Maria heute noch bei Schwangerschaften präsent

Nach dem Vorbild Mariams (Marias) nehmen viele muslimische Schwangere in der Schwangerschaft und bei der Geburt Datteln zu sich, weiss Demiri. Wenn bei einer muslimischen schwangeren Frau die Wehen beginnen, werde gerne die Sure Mariam rezitiert, damit die Geburt gut und leicht verlaufe. Auch Frauen mit Kinderwunsch rezitierten sie.

Im Koran wird berichtet, dass das kleine Jesus-Kind spricht und seine Mutter verteidigt, als die Umgebung erfährt, dass diese ein Kind bekommen hat, ohne verheiratet zu sein. Das Baby sagt: «Ich bin ein Diener Gottes. Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht.» (Sure 19, 30)

In der Bibel spricht der Engel bei der Ankündigung der Geburt Jesu bei Maria hingegen vom «Sohn des Höchsten» (Lukas 1,50). Diener oder Sohn Gottes – dies zeige die unterschiedliche Sicht auf die Person Jesu, erklärt der evangelische Theologe und Islamwissenschaftler Hanna Josua, der mit seiner Frau Heidi Josua das Buch «Weihnachten und die Muslime» (eva-Verlag, Leipzig) geschrieben hat.

Muslime zu Weihnachtsgottesdiensten einladen

Karl-Josef Kuschel ermutigt Christen dazu, Muslime zu Weihnachtsgottesdiensten einzuladen, «ohne sie zu vereinnahmen.» Denn die Geburtsgeschichte im Koran zeige, dass Muslime sehr wohl etwas mit der Feier der Geburt Jesu anfangen könnten – auch wenn sie «Weihnachten» nicht im christlichen Sinne als Fest feiern. Sie glaubten bei der Geburt Jesu nicht an eine «Menschwerdung Gottes», aber für sie sei die Geburt des «Gesandten Gottes» ein Zeichen für Gottes Barmherzigkeit.

Für Lejla Demiri ist klar: «Natürlich haben wir ein unterschiedliches Verständnis, wer Jesus und Maria sind. Aber schon die Tatsache, dass beide sowohl im Christentum als auch im Islam eine sehr wichtige Rolle spielen, kann ein guter Start sein für Gespräche zwischen Muslimen und Christen.»

 

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