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Mehr Profil und Nähe

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14.03.2019
Der Mitgliederrückgang macht den Volkskirchen zu schaffen. Unternehmensberater Markus Fricker zeigte den Kirchenbehörden, wie sie ihre Gemeinden in eine gute Zukunft führen können.

«Was funktioniert in Ihrer Kirchgemeinde gut?», fragte Unternehmensberater und Pfarrer Markus Fricker die Kirchenbehörden. Gut und Kirche? Da kommen einige der rund 50 Teilnehmenden ins Grübeln. Denn die Zukunft der Reformierten wird in den letzten Jahren meist auf die Negativformel «kleiner, älter und ärmer» reduziert. Es war das Ziel der Impulsveranstaltung Gemeindeentwicklung in Hägendorf, zu zeigen, dass Kirche auch anders sein könnte. 

Den Anlass hatte Synodalrat Werner Berger initiiert. Berger selbst hatte diesen Prozess vor einigen Jahren in seiner eigenen Kirchgemeinde Gäu miterlebt und mitgestaltet. Inzwischen zeigen auch Olten, Untergäu, Niederamt, Trimbach, Niederamt, Oristal, Fulenbach, Gäu, Thal und Dornach Interesse daran, ihre Kirchgemeinde weiterzuentwickeln.

Für ein solches Projekt gebe es verschiedene Modelle aus der Zürcher, St. Galler, Bündner oder deutschen Kirche, erklärt Werner Berger. Er rät dazu, einen aussenstehenden Berater und Moderator beizuziehen, der den Prozess für eine bestimmte Zeit begleitet. «Dieser hält den Beteiligten den Spiegel vor, hilft ihnen, die Themen von aus-sen zu beleuchten und von den Erfahrungen der anderen Kirchgemeinden zu profitieren.»

Megatrends gegen die Kirchen
Markus Fricker verhehlt nicht, dass die gesellschaftlichen Megatrends gegen die Kirchen laufen. Die Landeskirchen stünden vor ganz anderen Herausforderungen als vor 50 Jahren. Heute seien die Leute mobiler, bastelten ihre eigene Patchwork-Religion zusammen und engagierten sich nur noch punktuell bei Projekten. Hinzu komme der Abbruch der Tradition, der sich daran zeige, dass Paare ihre Kinder seltener zur Taufe bringen und nur noch wenige in der Kirche heiraten. 

Die Schwierigkeiten sind für Fricker kein Grund zu resignieren. Im Gegenteil, der Unternehmensberater fordert, die Veränderungen als Chancen zu sehen, der eigenen Substanz und Botschaft zu vertrauen und Ziele und Visionen zu entwickeln.

Die Lösung sieht Fricker darin, dass sich die Kirchgemeinden überlegen, wie sie ihr Profil schärfen, wo sie investieren und wo sie sich beschränken wollen. «Kundenorientierung und Profilierung sind wichtige Stichworte bei der Gemeindeentwicklung.» An die Kirche gebe es die unterschiedlichsten Erwartungen. «Wer die alle erfüllen wolle, überfordert sich», ist Fricker überzeugt. «Besser ist es, sich auf etwas zu konzentrieren. Wenn man alles macht, verliert man sein Profil.» 

Er rät den Behörden, zunächst in einer Umfrage die Bedürfnisse der Kirchgemeindemitglieder zu erheben und die Ressourcen, Finanzen, Fähigkeiten und Qualitäten in der Kirchgemeinde abzuklären. Diese Daten böten die Basis für die Weiterarbeit.

Nach der ersten zögerlichen Diskussion finden die Behörden positive Aspekte, die ihnen wichtig sind. Thal etwa setzt auf Gastfreundschaft und Offenheit. Olten will unter dem Motto «Jesus Christus unser Weg» eine deutliche Marke setzen. Gäu investiert in die Kinder- und Jugendarbeit und Niederamt betont die vielfältigen Schwerpunkte. «Ich sehe, in Ihren Kirchgemeinden gibt es viel Positives, auf dem sich aufbauen lässt», meinte Markus Fricker. 

Tilmann Zuber

 

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