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Meilenstein der evangelischen Ökumene

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31.03.2023
Die Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen Europas arbeitet seit 50 Jahren am gemeinsamen Weg. Alte Streitigkeiten wurden beigelegt, aber neue Verwerfungen entstehen.

Zusammen mit der Theologischen Fakultät Basel organisierte die Kirche Baselland am 18. März in Liestal eine Jubiläumstagung zur Leuenberger Konkordie. Mit der vor 50 Jahren auf dem Leuenberg ob Hölstein unterzeichneten Erklärung beschlossen die evangelischen Kirchen Europas gegenseitige Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft sowie die Anerkennung der Ordination. Es sei ein langer Weg gewesen von der Erklärung bis zur Verwirklichung der Kirchengemeinschaft, die sich auf eine «Einheit in versöhnter Verschiedenheit» geeinigt hat, sagte Reinhold Bernhardt von der Theologischen Fakultät. Die Verschiedenheit werde nicht als trennend, sondern als Stärke und Bereicherung gesehen.

Doch der Weg sei nicht zu Ende, betonte der Theologe. «Die Einheit ist ein steter Prozess, der ständig weiterentwickelt wird. Die Streitfragen der Reformation sind weitgehend überwunden, aber neue Verwerfungen haben sich aufgetan und tun sich auf.» Fragen wie: Kann man Gemeinschaft leben mit Kirchen, welche die Ordination von Frauen und Homosexuellen nicht anerkennen oder die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ablehnen? Wo endet die Verschiedenheit? Zu den neuen Themen, an welchen die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE arbeitet, gehören auch Sterbebegleitung, Migration und die religiöse Vielfalt in Europa. Dazu sucht die GEKE eigene theologische Positionen.

Bekenntnis oder nicht?

Die Unterzeichnung der Leuenberger Konkordie gilt heute als Meilenstein der innerprotestantischen Ökumene. Erinnerungen von Zeitzeugen zeigen aber, dass die Beteiligten 1973 keinen Wendepunkt der Kirchengeschichte erwarteten. Viele Kirchen stimmten zwar rasch zu, so die Reformierten in der Schweiz, es gab aber auch Widerstände, etwa aus den skandinavischen Kirchen, von denen Schweden und Finnland der Gemeinschaft bis heute nicht beigetreten sind. Einer der Kritikpunkte bezog sich auf das Bekenntnis. Die Konkordie sei kein neues Bekenntnis, so Reinhold Bernhardt, aber das gemeinsame Verständnis des Evangeliums, auf das sich die Kirchengemeinschaft geeinigt hat, habe de facto den Charakter eines Bekenntnisses. Dazu gehöre, dass «die Gnade Gottes radikal und universal ist. Sie untergräbt ethnische, soziale, kulturelle und religiöse Abschottungen.»

 

«Der Auftrag der Kirche ist das Wohl der Menschen in der Gesellschaft.»
Christoph Herrmann

 

Kirchenratspräsident Christoph Herrmann ging aus schweizerischer Sicht auf die Herausforderungen für die Kirchengemeinschaft ein. Die Coronapandemie habe gezeigt, dass das Vertrauen der Menschen in die Kirche spürbar abgenommen habe. Sie hätten sich an andere Institutionen, von Pro Senectute bis zur Migros, gewandt. Dies müsse sich ändern, sagte Herrmann. «Die Kirche muss sich öffnen, sie ist kein Selbstzweck. Ihr Auftrag ist das Wohl der Menschen in der Gesellschaft.»

Damit die Kirche die Menschen in ihren Lebenswirklichkeiten erreichen könne, brauche es «ein grundlegendes Umdenken», findet der Kirchenratspräsident. Die Reformation habe mit dem modernsten Medium der damaligen Zeit kommuniziert, mit dem Buch. Heute stünden die digitalen Medien im Vordergrund. «Wir hinken den Entwicklungen hinterher und werden dadurch weniger wahrgenommen und gehört.» Herrmann plädierte dafür, den Leuten wieder aufs Maul zu schauen. Die Kirche müsse über die befreiende Kraft des Evangeliums so sprechen, dass sie verstanden wird. Zudem gelte es den Dienst der Versöhnung zu leisten, in der Welt, in Europa, zwischen Russland und der Ukraine.

Im Alltag der Menschen wirken

Beim abschliessenden Podiumsgespräch bestätigten die drei Pfarrpersonen Annina Völlmy, Daniel Baumgartner und Marc-Andrin Eggenschwiler, dass die Kirche am meisten Bedeutung gewinne und lebendig bleibe, wenn ihre Vertreter im Alltag der Menschen wirken und wissen, was diese bewegt, etwa bei der Betreuung von ukrainischen Flüchtlingen oder als Präsident des lokalen Fussballclubs.

Die Errungenschaften der Konkordie seien heute so selbstverständlich, dass sie im Gemeindepfarramt keine bewusste Rolle mehr spielten, meinte Annina Völlmy. Reinhold Bernhardt wies darauf hin, dass sich die GEKE durchaus mit Fragen beschäftige, die im Pfarramt aktuell seien, etwa wie die Kirchen mit der gleichgeschlechtlichen Ehe umgehen sollen.

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