Mental stark und gelassen bleiben
Resilienz, die psychische Widerstandskraft, soll trainiert sowie gestärkt werden. Zu diesem Schluss kam 2020 ein Projektteam, das im Auftrag der St. Galler Kantonalkirche Studentinnen und Studenten der Universität St. Gallen fragte, was denn helfen könnte, ein gelingendes Leben zu führen. Dabei schälte sich bei den Antworten auch das Bedürfnis nach tiefen Freundschaften und persönlichem Wachstum heraus. Immer wieder fiel auch das Stichwort Resilienz.
Ansätze der positiven Psychologie
Auf diesen Erkenntnissen beruhend, entstand die Idee für Resilyou. Das Konzept ist wissenschaftlich erprobt und arbeitet mit Ansätzen der positiven Psychologie. Seit Anfang Jahr steht nun die gleichnamige App zum Herunterladen bereit. Doch wie funktioniert sie?
«Sie ist eine Art digitales Tagebuch. Dort schreibe ich eine kurze Reflexion auf, zum Beispiel drei Punkte, für die ich dankbar bin. Später, in einer Krise, kann ich mir die Liste dann anschauen. Meist geht es mir dann schon besser, weil ich mich wieder an Positives erinnere, das ich vergessen hatte», sagt Meike Kocholl, die Entwicklerin der App. «Auch können Zwischenstopps eingelegt werden. Ich prüfe die Einträge nach drei Wochen und merke: Einträge im Beruf gibt es viele, bei den Freundschaften und der Familie hingegen sehr wenige. Dann sollte ich vielleicht etwas ändern.»
Und worauf Kocholl besonders stolz ist: Die Einträge können mit einer anderen Person geteilt werden.Dies, so Kocholl, habe den Vorteil, dass die Resilienz konsequenter trainiert werden könne als allein. «Es tut psychisch gut, mit jemandem zusammen ein Projekt zu stemmen.» Die App setzt denn auch ausschliesslich auf positive Gefühle, wobei Negatives nicht ausgeblendet wird. Der Fokus auf Dankbarkeit, Erfolge und Wertschätzung führe dazu, dass man sich Fertigkeiten aneigne, um eine Krise besser zu bewältigen. «Aber man muss dranbleiben, am besten täglich fünf Minuten.»
Für die Kantonalkirche entwickelt
Für die App hatte die St. Galler Kantonalkirche 447’300 Franken budgetiert. In das Projekt floss das Fachwissen der Projektgruppe sowie des Kirchenratspräsidenten Martin Schmidt, des Psychologen Reto Mischol, des Design Thinking Professors Falk Uebernickel von der HSG und des Organisationsberaters Markus Ramm ein.
Für die 27-jährige Kocholl passt die Zusammenarbeit mit der reformierten Kirche. Seelsorge habe schliesslich eine lange Tradition. «Die App resilyou ist aber frei von religiösen Einflüssen», so Kocholl. Sie hofft, dass viele die Anwendung herunterladen - insbesondere junge Menschen, und so profitieren können.
Mental stark und gelassen bleiben