Das verbotene TĂĽrchen
Klar. Weihnachtskalender gehören zur Vorweihnachtsfreude. Meiner musste glimmern. Ich bekam ihn stets zum 1. Advent von der Kembserweg-Omi. Und immer mit derselben Auflage: «Du darfst nie das Türchen -24- vor dem Heiligen Abend öffnen … das Christkind sieht es. Und alle Freude ist weg …»
Okay. Ich hielt mich dran. Bis eben zu diesem Advent, als die Wundernase zu gross war. Und ich zaghaft das verbotene Türchen öffnete. Das Jesuskind lag in der Krippe. Es schaute mich traurig an. Ich fühlte, wie eine eisige Hand meine Vorweihnachtsfreude abkühlte. In den folgenden Tagen war ich schweigsam. Bleich. Abends betete ich zum Christkind: «Mach es ungeschehen … es tut mir leid … schenke mir die Freude zurück!»
Am 24. Dezember öffnete ich seufzend das Kartontürchen. Das Jesus-Kind lachte in der Krippe – ES WAR EIN ANDERES BILD! Als ich zum Morgenessen stürmte, umarmte ich die Omi: «Ich habe ein Wunder erlebt … ein Weihnachtswunder …» Sie lächelte: «Das Christkind sieht auch, wenn ein Kind traurig ist …»
FĂĽr mich bleibt es ein unvergesslicher Weihnachtsmoment.
-minu, Journalist und Schriftsteller