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Mit dem Münster und Carl Spitteler in die Welt hinaus

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26.09.2019
Dicke Post für das Basler Münster und den Liestaler Nobelpreisträger Carl Spitteler: Die Schweizerische Post ehrt diese beiden gleich mit zwei Sonderbriefmarken.

Grosse Ereignisse erhalten eine Briefmarke. Manchmal dauert es etwas länger. Zum 1000-Jahr-Jubiläum feiert die Post das Basler Münster mit einer Sondermarke. Mit einer weiteren Sondermarke ehrt sie den Baselbieter Dichter und Schriftsteller Carl Spitteler, der vor hundert Jahren den Literaturnobelpreis erhielt.

Die leuchtend blaue Marke für das Münster zeigt die Statue von Kaiser Heinrich II. vor der Rekonstruktion der romanischen Fassade, im Hintergrund die gotischen Türme des Münsters, wie sie bis heute das Stadtbild von Basel prägen: Tausend Jahre Baugeschichte auf zwei mal drei Zentimetern. «Die Sondermarke zum Münster ist schön», bemerkte Post-Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller bei der Vorstellung in Basel und erinnerte daran, dass sich die Menschen vor der Erfindung der Post auf zentralen Plätzen wie dem Münsterplatz trafen und bis heute die Kirchenglocken der Kommunikation dienen. Er hoffe, dass viele Menschen die Sonderbriefmarke zum Anlass nehmen, das Basler Münster wieder einmal zu besuchen.

Der Grafiker Marco Trüeb gab Einblick in den Gestaltungsprozess der Marke. Beim Blick aus seinem Büro auf das Münster sei ihm die Idee gekommen, dass er von Heinrich II. aus in die Zukunft schauen müsse: v-om Modell der romanischen Fassade über das Heinrichsmünster zum heutigen Münster.

Die «Kraft der Worte»
Die Marke für Carl Spitteler stammt von der Berner Gestalterin Bea Würgler. Sie ist schlicht in Schwarz, Weiss und Rot gehalten. «Kraft der Worte» steht neben dem Porträt des Dichters. Vor hundert Jahren erhielt Spitteler als erster und bisher einziger Schweizer den Nobelpreis für Literatur.

Carl Spitteler kam 1845 in Liestal zur Welt. Er studierte evangelische Theologie in Zürich und Heidelberg, bezeichnete sich jedoch als Atheist. Er betreibe «Theologie als Antitheologe», pflegte er zu sagen. Trotzdem liess sich Spitteler 1871 ordinieren. Den Pfarrberuf ergriff er aber nie. Stattdessen arbeitete er viele Jahre als Hauslehrer, einige davon in Russland. Später zog er mit seiner Familie nach Luzern, wo er 1924 starb. Carl Spitteler gilt als literarischer Einzelgänger zwischen Tradition und Moderne. Nach seinem Tod geriet er nahezu in Vergessenheit. «Er ist der grosse Unbekannte der Schweizer Literatur- und Geistes-geschichte», sagte Bundesrat Alain Berset im Frühling am Festakt zum Jubiläumsjahr in Liestal. Nationales und internationales Aufsehen erregte Spitteler 1914 kurz nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit seiner Rede «Unser Schweizer Standpunkt». Darin setzt er sich mit der Schweizer Neutralität sowie der Wertschätzung der sprachlichen und kulturellen Minderheiten als Voraussetzung für den nationalen Zusammenhalt auseinander.

Mann der Widersprüche
Berset wies darauf hin, dass Spitteler sich als Bürger verpflichtet sah, das Wort zu ergreifen. «Gerade in diesen Zeiten, in denen die Demokratien vielerorts unter Druck stehen, wird die Frage wieder existenziell, ob man die Ereignisse als Zuschauer ihren Lauf nehmen lässt. Oder ob man als Bürgerin, als Bürger etwas tut.»

Spitteler sei bis heute spannend wegen seiner Widersprüche, sagte Berset. Als studierter Theologe sei er Atheist gewesen, als Dichter dem Pathos nicht abgeneigt und gleich-zeitig Satiriker und Selbstironiker. Zudem habe er sich selbst als unpolitisch bezeichnet und «blieb ausgerechnet wegen einer politischen Rede in Erinnerung».

tsc/ref.ch/kim, September 2019

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