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Mit dem Velo auf Pilgerfahrt

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25.08.2017
Pilgern auf dem Velosattel. Während 15 Tagen fuhr eine Reisegruppe auf den Spuren der Reformation auf dem Rad von Konstanz nach Worms. Rückblick auf eine erradelte Spiritualität.

Es könnte passieren, dass er vom Pilgern anders nach Hause komme als er aufgebrochen sei, warnte ihn ein Mitreisender zu Beginn der Pilgerfahrt. Am Ende der Reise kann dies Joachim Zobel aus vollem Herzen bestätigen. Während 15 Tagen war Zobel Reiseleiter der Velopilger. «Ich habe einen grossen, inneren Reichtum mitgenommen», blickt er auf eine Tour zurück, die durch die Kombination aus Spiritualität und Sport besonders wurde.

Entlang den Stationen der reformation
Die Pilgerroute führte entlang des Rheins von Konstanz über Basel, Strassburg nach Worms auf den Spuren der Reformation. Der Hoch- und Oberrhein bildete im ausgehenden Mittelalter eine kulturelle Hochburg. Hier blühte der Humanismus. Und Kaiser, Fürsten und Bischöfe trafen sich in Konstanz, Basel, Speyer und Worms zu Konzilen und Reichstagen. «Wir sind bei Huss in Konstanz gestartet und bei Luther in Worms angekommen», witzelt Reiseleiter Zobel.

An den Stationen machten die Velopilger Halt, besuchten Stadtführungen, Vorträge und Gottesdienste und trafen die Delegationen der Kirchgemeinden. Untergebracht waren die Zweiradpilger in Gemeindehäusern und in Privatquartieren. «Wir haben eine unglaubliche Gastfreundschaft erlebt», sagt Zobel.

Die Wahl der Stationen hatte noch eine weitere Bedeutung «Wir fuhren auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens», sagt Zobel, «und diskutierten über die ökonomische und ökologische Reformation, die es braucht, damit wir den kommenden Generationen eine lebenswerte Welt erhalten können.»

In 15 Tagen legten die Velopilger 700 Kilometer zurück. Die längste Tagesetappe betrug achtzig Kilometer, die kürzeste dreissig Kilometer. «Die Anstrengungen waren für die Reisenden kein Problem», sagt Zobel. «Doch das heisse Wetter in der ersten Hälfte war schon eine besondere Herausforderung.»
Die Zahl der Teilnehmer schwankte zwischen 35 und 22 Personen, da einzelne nur für eine Etappe dazustiessen.

Die Schar war bunt zusammengewürfelt. Die jüngsten Pilger zählten sieben Jahre, die älteste Dame 79 Jahre. Auch dabei war ein Schwede, der kaum deutsch konnte. «Wir wissen bis heute nicht, wie er von uns erfahren hat», sagt Zobel. Die übrigen Teilnehmenden kamen aus Sachsen Anhalt, Thüringen, aus der Pfalz, Baden Württemberg und Elsass Lothringen. Schweizerinnen und Schweizer radelten nicht mit, obschon die Pilger ein paar Mal in der Schweiz Halt machten, so in Schaffhausen, Rekingen und Basel.

«Es wurde unglaublich viel geredet»
Es sei eine «wohltuende Gemeinschaft gewesen, die achtsam und rücksichtsvoll miteinander umging», erzählt Zobel. Die Sprache verrät den Geistlichen. Zobel war jahrelang Gemeindepfarrer in Freiburg. Am Abend sass die Gruppe zusammen, tauschte Gedanken und Erlebnissen aus, besprach den kommenden Tag. Am Morgen, Mittag und Abend traf man sich zum Gebet. «Das hat uns zusammengeschweisst», sagt der pensionierte Pfarrer. «Der gute Geist der Gruppe wirkt bis heute nach.» Doch der eigentliche Austausch fand auf dem Rad statt. «Es wurde unglaublich viel geredet beim Radfahren.»

25.8.2017 / Adriana Schneider

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