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Zwei Katechetinnen im Porträt

«Mit Herzblut und Begeisterung»

von Carmen Schirm-Gasser
min
20.06.2024
SCHAFFHAUSEN | Die Katechetinnen Rita Wegmüller und Doris Theiler feiern ihr 10-Jahr-Berufsjubiläum. Sie erzählen, was sie an diesem Beruf begeistert und wie Schüler auf ihren Religionsunterricht reagieren.

Vor zehn Jahren starteten Rita Wegmüller, 62, und Doris Theiler, 53, in ihren neuen Berufsalltag als Katechetinnen. Zuvor waren sie im sozialen Bereich tätig gewesen und hatten sich entschieden, beruflich umzusatteln. Dafür mussten sie für anderthalb Jahre eine Schule absolvieren sowie ein Praxisjahr. Die Evangelisch-reformierte Kirche Schaffhausen bezahlte diese Ausbildung. Seither geben sie an verschiedenen Schulen im Kanton Schaffhausen Religionsunterricht. Dieser findet meist an den Randstunden statt: Vor dem Schulunterricht um 7.20 Uhr, über Mittag oder auch nach der Schule, zumal die Schulen den Religionsunterricht aus dem Stundenplan gedrängt haben. Eine Entwicklung, die jedoch die Begeisterung der beiden Frauen nicht schmälert.

Gott gibt einen Boden

«Wir sind mit Begeisterung und Herzblut dabei», sagen sie. Es sei die Freude, die sie trägt, den eigenen Glauben an Kinder weiterzugeben. Gerade in der heutigen Zeit, in der Kinder stark gefordert seien aufgrund des Drucks in den Schulen, der sehr hoch sei, der Nebenwirkungen durch die Corona-Zeit oder Scheidungen von Eltern. «Wir versuchen den Kindern zu vermitteln, dass Gott einen Boden gibt, er beständig ist, während sich alles andere wandelt», sagt Rita Wegmüller. «Es ist uns wichtig, Kindern einen Raum zu geben, in dem sie genau so sein dürfen, wie sie sind», ergänzt Doris Theiler. Im «Unti» sind alle Gespräche im geschützten Rahmen. Die Kinder werden nicht bewertet, es gibt keine Prüfungen oder Noten.

Zwischen fünf und zwölf Schüler sind in einer Klasse. Neben dem Unterricht gehören auch Gottesdienstbesuche und Gespräche mit Eltern dazu. «Wir sind sehr frei, unsere Individualität und Persönlichkeit einbringen zu können», sagt Rita Wegmüller. «Natürlich gibt es einen Lehrplan und Lehrmittel, aber wir sind autonom, wie wir diese in den Lektionen umsetzen. In der vierten Klasse beispielsweise werde die Schöpfung unterrichtet. Die Kinder seien in diesem Alter noch äusserst wissbegierig und würden viele Fragen stellen, etwa nach einem handfesten Beweis für die Existenz Gottes. Sie antworte dann, dass sie nicht dabei gewesen sei bei der Schöpfung, sie aber glaube, dass es Gott dafür gebraucht habe, zumal diese so genial sei. Die Schöpfung könne nicht aus dem Nichts heraus entstanden sein.

Sie treffen Gott im Alltag an

Doris Theiler startet den Unterricht jeweils mit einem Gebetskreis. Dort können die Kinder entweder nur für sich im Stillen oder vor den anderen Kindern ein Thema vor Gott bringen, bei dem sie selbst nicht weiterwissen. «Am Anfang sind die Kinder meist peinlich berührt.» Doch schon wenig später würden sie ankommen, sie könnten alles ablegen, was sie belaste. «Die Kinder sind dann sehr präsent und achtungsvoll.» Wenn sie diesen Gebetskreis einmal auslasse, würden die Kinder darauf pochen, dass sie ihn nachhole.

Beide Katechetinnen stehen dazu, dass sie im Alltag immer wieder Gott antreffen. Sei es durch die Erhörung eines Gebets oder auch bei schwierigeren Themen, wie jenem Unfall vor ein paar Jahren, den Doris Theiler hatte. Sie fiel in den italienischen Bergen auf 3000 Metern Höhe mit dem Kopf auf einen spitzen Stein. In jenem Moment, sagt sie, sei sie von Gott und ganz vielen Engeln getragen worden. Die Hilfe, welche sie danach erfuhr, sei eine Aneinanderreihung von göttlichen Zufällen gewesen. Sie spürte einen grossen Frieden und eine Sicherheit, welche sich nicht in Worte fassen lässt. Ihr Fazit: «Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hände. Er gibt eine Grundgeborgenheit.»

Es gibt sie, die Sternstunden

Natürlich gebe es auch Schattenseiten, wie in jedem Beruf. Viele Familien seien nicht mehr bereit, ihre Kinder in den Religionsunterricht zu schicken. «Man unterschätzt manchmal den Wert des Religionsunterrichts, obwohl ganz viele Dinge unseres Alltags einen christlichen Ursprung haben», sagt Rita Wegmüller. Man geniesst den Feiertag, kennt jedoch den Hintergrund von Pfingsten oder Ostern nicht. Die Menschen müssten entdecken, dass unsere christlichen Werte und Traditionen ein reicher Schatz. Es käme vor, sagt Rita Wegmüller, dass ihr ein Schüler sage, er sei froh, dass er nie allein sei, weil Gott bei ihm sei. «Das sind Sternstunden, von denen wir Katechetinnen leben.»

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