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Mode macht Menschenwürde möglich

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22.09.2021
Von einer unfreiwilligen Sexarbeiterin zur selbstbestimmten Näherin: Drei junge Frauen aus dem Thurgau und Süddeutschland ermöglichen einigen Frauen aus Indien ein besseres Leben. Und das mit ihrem Kreuzlinger Modelabel «Dignity Fashion».

Die Modemarke «Dignity Fashion» feierte im September ihren zweiten Geburtstag. Seit dem Start hat sich einiges verändert. Was jedoch geblieben ist: eine faire Produktionskette und der Einsatz für die Menschenwürde. Die Teile aus der Kollektion werden nämlich von ehemaligen Sexarbeiterinnen aus Indien angefertigt. Mit den Aufträgen des Kreuzlinger Modelabels wird den Frauen eine neue Perspektive geboten.

Hand bieten
Hergestellt werden die Kleidungsstücke in der «Chaiim Foundation» (Lebensstiftung) in Mumbai. Die soziale Einrichtung bildet junge Frauen ab 18 Jahren aus, die aus der Zwangsprostitution befreit wurden. Im Schnitt sind 30 Frauen untergebracht. Die betroffenen Frauen seien nicht mehr Teil der Gesellschaft: «Sie müssen sich als schmutzig und wertlos beschimpfen lassen», sagt die Kreuzlingerin und «Dignity Fashion»-Gründerin Rahel Bitzer in einem Gottesdienst in Aarau. Die «Chaiim Foundation» bietet Hand. Sie bildet die Frauen zu Näherinnen aus und lehrt sie den Umgang mit Alltäglichem wie Kochen. Ausserdem können sie ihren Schulabschluss nachholen und werden bei der Aufarbeitung von psychisch belastenden Erfahrungen professionell unterstützt.

Stolze Entwicklung
Eine Stofftasche, T-Shirts und Pullover: So sah die erste Kollektion aus. Nun sind auch Hosen und Kleider auf dem Markt. Zudem beliefert das Modelabel seit Mitte des Jahres Kunden aus Deutschland. Geschäftsführerin Sara Wörner sowie die Teamkolleginnen Melanie Lutz und Rahel Bitzer sind stolz auf diese Entwicklung. Ihre Vision ist deutlich: «Unsere Kundinnen sollen sich selbstbewusst fühlen», sagt Sara Wörner (siehe auch Video).


Jährlich seien eine bis zwei Kollektionen mit fünf bis zehn Teilen geplant. Sobald das Geld für eine neue Kollektion vorhanden sei, werde ein Auftrag nach Indien vergeben. «Möglichst viele finanzielle Mittel sollen direkt nach Indien fliessen», sagt Wörner. So werden die laufenden Kosten in der Schweiz niedrig gehalten: Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Das Studio und das Lager werden von der Evangelischen Kirchgemeinde Kreuzlingen kostenlos zur Verfügung gestellt. Wörner ist die einzige Vollzeitangestellte. Ihr Lohn wird mit Spenden gedeckt.

Göttliche Eingebung
Die Erfolgsgeschichte begann mit der 25-jährigen Rahel Bitzer. Vor fünf Jahren arbeitete sie in einer Schule in Indien. Dort begegnete sie dem Leiter-Ehepaar der «Chaiim Foundation». Der Kontakt und eine «Eingebung Gottes» führten zum Ziel, die angefertigten Produkte auch in der Schweiz abzusetzen: Das Modelabel «Dignity Fashion» entstand. Die Geschäftsleitung übergab Bitzer an die Produktmanagerin und Mitgründerin Sara Wörner aus Konstanz. Bitzer ist sehr vielseitig engagiert: Mit der Arbeitsgruppe «Next Generation» setzt sie sich auch für die Zukunft der Evangelischen Landeskirche Thurgau ein.

Glaube als treibende Kraft
«Unser Weg ist ein Abenteuer in Zusammenarbeit mit unserem Schöpfer», sagt Sara Wörner. «Dignity Fashion» sei das Resultat von viel Gebet und Gottes Führung. «Am meisten spüren wir Gott, wenn wir völlig planlos sind.» In solchen Situationen beten sie: «Er hat uns noch nie im Stich gelassen.» Wörner und ihr Team möchten eine Marke etablieren, welche die Menschenwürde freisetzt. «Die Frauen aus Indien wurden teilweise ihr Leben lang versklavt und misshandelt. Wir möchten ihre Würde wieder neu entfachen.» Diese Ermutigung soll sich auch auf die Trägerinnen der Mode übertragen.

 

Hier geht's zum Onlineshop von «Dignity Fashion».

 

(Jana Grütter)

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