Muslimische Gemeinschaften wollen Impfkampagne unterstützen
Auf den Zürcher Intensivpflegestationen liegen momentan viele Migrantinnen und Migranten, die sich während der Sommerferien in ihren Heimatländern mit Covid-19 angesteckt haben. Ein grosser Teil von ihnen ist nicht geimpft. Deshalb hat die Zürcher Regierung erneut eine Impfoffensive gestartet und auch die Religionsgemeinschaften um Mithilfe gebeten.
Die Vereinigung der Islamischen Organisationen Zürich (VIOZ) sieht es als ihre Pflicht, die Regierung in ihren Bemühungen zu unterstützen, wie deren Präsident Abduselam Halilovic auf Anfrage sagt. «Der Schutz des Lebens ist ein hohes Gut, sowohl im Islam wie auch in anderen religiösen Traditionen.»
Zur Impfung aufgerufen
So hat der Dachverband der Albanisch-islamischen Gemeinschaften der Schweiz (DAIGS) bereits Ende August einen Aufruf zur Impfung und zur Einhaltung der Schutzmassnahmen herausgegeben. Unter den Muslimen in der Schweiz macht die albanischstämmige Bevölkerung den grössten Teil aus.
In der Verlautbarung des DAIGS heisst es etwa, dass die Impfung aus islamisch-religiöser Sicht unumstritten sei. Und dass die Imame «in ihren Vorträgen die Bedeutung des Schutzes der individuellen und der öffentlichen Gesundheit aus religiöser Sicht ansprechen sollten.» Das hätten die Imame während der Freitagspredigt vor allem in den albanischsprachigen Moscheen auch getan.
Die Islamischen Organisationen wollen nun zusätzliches Informationsmaterial bereitstellen und Impfbusse vor den Moscheen aufstellen. Konkrete Details sind aber noch nicht bekannt. «Wir haben mit der Planung eben erst begonnen», sagt Halilovic.
Unmut nach Festivalabsage
Einen Impfbus hätten auch die Organisatoren des Alba-Festivals bereitgestellt. Das albanische Kulturfestival auf dem Zürcher Hardturm-Areal fand am vergangenen Wochenende jedoch nicht statt, weil die Zürcher Regierung kurzfristig die Bewilligung mit der Begründung entzog, «dass sich Ferienrückkehrer aus dem Balkan überdurchschnittlich oft mit Covid-19 infizieren» und die Impfquote in dieser Bevölkerungsgruppe tief sei.
Das sorgte nicht nur für Unmut in der albanischen Community, sondern auch für Protest im Kantonsrat. Die Organisatoren selbst fühlen sich diskriminiert. Denn der Drei-G-Anlass war laut Sprecher Michel Pernet mit höchsten Sicherheitsstandards geplant. Werde dieser Standard eingehalten, «darf die Herkunft der Besucher keine Rolle spielen». Das Festival prüft nun juristische Schritte gegen den Entscheid.
Community fühlt sich diskriminiert
Viele Mitglieder der albanischen Community fühlten sich ungerecht behandelt und diskriminiert, sagt auch VIOZ-Präsident Halilovic. Hinter dem Entscheid des Regierungsrates stünde der Gedanke einer Vermeidung der Überlastung der Spitäler. «Vor diesem Hintergrund sind sowohl die Gefühle der Betroffenen der albanischen Community wie auch die Begründung des Regierungsrates nachvollziehbar.» Der Fall des Festivals zeige, dass die Pandemie von allen sehr viel abverlange. «Es ist jetzt äusserst wichtig, dass wir im Dialog bleiben.»
Nadja Ehrbar, reformiert.info
Muslimische Gemeinschaften wollen Impfkampagne unterstützen