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Nigeria: Ohne Frieden keine Zukunft

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27.09.2018
Die Herbstkampagne von Mission 21 legt den Fokus auf die Friedensarbeit in Nigeria. Das Land wird von ­blutigen Konflikten erschüttert.

Nigeria ist reich an Erdöl und Rohstoffen. Trotzdem gehört es zu den ärmsten Ländern Afrikas. Korruption und Vetternwirtschaft lähmen das Land. Die Konflikte zwischen den nomadischen und sesshaften Volksgruppen fordern unzählige Tote. Und die Terrormiliz Boko Haram kontrolliert nach wie vor Gebiete im Nordosten des Landes, selbst wenn die Regierung Erfolge im Kampf gegen die Islamisten vermeldet. Die Krise hat im Nordosten ­Nigerias weit über 40 000 Opfer gefordert.
Die Wahlen im nächsten Jahr verschärfen das Klima zusätzlich, erklärt Mathias Waldmeyer, Nigeria-Programmverantwortlicher von Mission 21. Inzwischen haben die Spannungen zwischen Muslimen und Christen eine neue Dimension erreicht. Dörfer werden abgebrannt, Menschen entführt. Zwischen den Religionsgruppen herrsche Misstrauen. Radikale Gruppen wollen das Land islamisieren. Überall treffe man auf bewaffnete kriminelle Banden, erzählt Mathias Waldmeyer.

Christin wird zum Symbol der Verfolgung
In die Schlagzeilen geriet Nigeria, als Boko Haram vor vier Jahren 276 Schülerinnen in Chibok entführte. Vor kurzem nahm Boko Haram erneut 111 Mädchen als Geiseln. 110 muslimische Mädchen kehrten zurück, das christliche, das sich weigerte, zum Islam zu konvertieren, blieb verschwunden. «Für viele Nigerianer wurde sie zum Symbol der Verfolgung und des Widerstandes», sagt Mathias Waldmeyer.
Die Entführung zeige, dass Boko Haram nach wie vor operieren kann. In dem schwierigen Umfeld setzt Mission 21 auf Friedensarbeit. Konkret unterstützt das Hilfswerk die Familien bei der Rückkehr in die zerstörten Dörfer. Mission 21 fördert die Bildung. Das Angebot steht sowohl Christen wie Muslimen zur Verfügung. Vor Ort arbeitet Mission 21 mit der «Kirche der Geschwister in Nigeria» EYN zusammen. Über 8000 Mitglieder der Partnerkirche sind durch Terror ums Leben gekommen. Trotzdem setzt EYN die Friedensarbeit fort.
Ein Pilotprojekt der Friedensarbeit ist «Gurku Village». Im Dorf leben Christen und Muslime zusammen. Der Nigerianer Markus Gamache hat es gegründet. Gemache weiss, was religiöser Fanatismus bewirkt. Als sein Vater zum Islam konvertierte, warf er seinen Sohn aus dem Haus, weil er Christ sein wollte. «Mein Vater weigerte sich, mit mir aus der gleichen Schüssel zu essen», erzählt der 50-Jährige. Seine muslimische Mutter und die Geschwister hielten jedoch zu ihm. Das habe ihn so berührt, dass er es sich zur Aufgabe gemacht habe, Christen und Muslime zusammenzubringen, sagt Gamache.

Keine andere Lösung für Nigeria
Heute leben im «Gurku Village» 1200 Menschen. Es gibt eine Klinik, eine Kirche, eine Moschee und eine Schule, die muslimische und christliche Kinder gemeinsam besuchen. Man könne den Frieden nicht herbeireden, man müsse ihn leben, ist Gamache überzeugt. «Christen und Muslime müssen einen guten Umgang miteinander finden, eine andere ­Lösung gibt es für Nigeria nicht.»

28.09.2018 / Tilmann Zuber

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